Zeit & Ort Jeden Dienstag im Café der Bäckerei Kulturbackstube (Dreiheiligenstraße 21a) 12-13 Uhr Anmeldung über diese Whatsapp Gruppe, bis spätestens den davorliegenden Montag um 12:00 Über die Veranstaltung Das Team von der feld:schafft bringt ein köstliches Mittagessen auf den Tisch, das nicht nur den Gaumen erfreuen, sondern auch regionale und saisonale Zutaten und die Vermeidung von food waste in den Mittelpunkt stellt. Der Preis liegt zwischen 10-12€, und es ist nur Barzahlung möglich. Alle sind willkommen – ob Community Mitglied oder (noch) nicht!
Tobi hat Physik studiert und ist aktuell selbständiger Programmierer und Consultant. Seit Anfang 2024 ist er auch Mitglied beim ImpactHub Tirol. Inspiriert durch die Community verfolgt er deshalb nun das Ziel, bei seinen Kunden das Interesse für Nachhaltigkeit zu wecken. Im Rahmen eines Philosophie-Kurses an der Uni stolperte Tobi über das “Prisoners Dilemma” und dessen gesellschaftliche Implikationen. Gedankenexperimente gehören zu den spannendsten Methoden, um theoretische Konzepte anschaulich zu machen. Eines der bekanntesten Beispiele ist das sogenannte Prisoner’s Dilemma (Gefangenendilemma). Dieses Dilemma beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Menschen verhalten, wenn sie in einer Situation sind, in der sie zwischen Kooperation und Betrug wählen können. In der ursprünglichen Version geht es um die Entscheidungen zweier Häftlinge, zum leichteren Verständnis kann das Dilemma aber auch anders beschrieben werden: Zwei Personen nehmen an einer Gameshow teil. Dabei wird jede der Personen vor eine Wahl gestellt: Man kann entweder einen grünen Knopf drücken und kooperieren (K) oder mit dem roten Knopf einen Betrugsversuch wagen (B). Dabei dürfen die Personen sich nicht absprechen oder in irgendeiner Weise kommunizieren. Je nachdem welche Knöpfe gedrückt werden, werden Gewinne ausgeschüttet: 1. Wenn beide Personen kooperieren (K, K), erhalten beide jeweils 3 Punkte. 2. Wenn beide betrügen (B, B) erhalten beide jeweils 1 Punkt. 3. Wenn eine Person kooperiert und eine betrügt (K, B)/(B, K), erhält die betrügende Person 5 Punkte und die andere wird ausgenutzt und erhält 0 Punkte. Welchen Knopf sollte man also drücken, rot oder grün? Wenn man grün drückt, erhält man entweder 3 Punkte (K, K) oder 0 Punkte (K, B). Wenn man rot drückt, erhält man entweder 5 Punkte (B, K) oder 1 Punkt (B, B). Rein von dieser Überlegung her, sollte man also immer den roten Knopf drücken und einen Betrugsversuch wagen, da man so mit mehr Punkten rechnen kann (5 oder 1 statt 3 oder 0). Allerdings wird sich die andere Person vermutlich dasselbe denken, auch den roten Knopf drücken und somit wird der suboptimale Zustand (B, B) erreicht, in dem beide nur 1 Punkt erhalten. Die Situation ändert sich jedoch, wenn mehrere Runden gespielt werden: Nun gibt es Möglichkeiten für verschiedene Strategien. Der amerikanische Politikwissenschaftler Robert Axelrod veranstaltete zu diesem Thema in den 1980er Jahren ein Turnier, in dem Computerprogramme gegeneinander spielen können. Es wurden verschiedene Programme eingereicht, von sehr freundlichen Programmen, die eher kooperieren wollen, bis hin zu hinterlistigen Programmen, die versuchen andere auszunutzen. Nachdem jedes Programm gegen jedes andere gespielt hatte, wurden die Ergebnisse ausgewertet. Entgegen der Erwartungen schnitten freundliche Programme viel besser ab als betrügerische. Gewonnen hat das Programm „Tit for Tat“ (Auge um Auge), welches zuerst versucht zu kooperieren. Danach wird immer der letzte Zug des Gegenspielers kopiert. So wird Kooperation mit Kooperation beantwortet und Betrug mit Betrug. Gelegentlich wird jedoch ein versuchter Betrug des Gegenübers sofort verziehen, um ewige Abfolgen von Kooperation und Betrug zu vermeiden. Viele Probleme in der Welt können durch solch ein Dilemma näherungsweise beschrieben werden. So ähnelt das Wettrüsten zwischen Staaten, der Kampf zwischen Konkurrenten in der Marktwirtschaft oder auch die Bekämpfung des Klimawandels einem Prisoner’s Dilemma. Zum Beispiel würde die ganze Welt von besserer Klimapolitik profitieren, dennoch zögern einzelne Staaten Maßnahmen zu ergreifen, weil sie sonst wirtschaftliche Nachteile befürchten. Hoffnung schaffen hierbei weitere Erkenntnisse von Axelrod’s Turnieren: Wenn man eine Evolutionsdynamik hinzufügt (also dass erfolgreiche Strategien bestehen und erfolglose aussterben), zeigt sich etwas erstaunliches: schon eine kleine Gruppe von kooperierenden Programmen ist in der Lage, sich gegen eine Mehrheit von ausbeuterischen Programmen zu behaupten, diese zu verdrängen und eine kooperierende Welt zu schaffen, die für alle Beteiligten fruchtbarer Boden ist. Obwohl Probleme in der Realität viel komplexer sind, kann man eine Kernaussage des Prisoner’s Dilemma auf vieles anwenden: Es muss nicht immer Sieger*innen und Verlierer*innen geben, durch Kooperation können alle Gewinner*innen sein. Quellen: Der Blog Artikel basiert fast ausschließlich auf den Inhalten dieses Video Essays https://youtu.be/mScpHTIi-kM?si=LPGNVG6BH1SW5tiS Zum Weiterlesen/schauen: Video Essay mit Interviews, Visualisierungen und mehr Infos: https://youtu.be/mScpHTIi-kM?si=LPGNVG6BH1SW5tiS Mini-Spiel zum interaktiven Lernen: https://ncase.me/trust/ The Evolution of Cooperation – Robert Axelrod (PDF Scan): https://public.websites.umich.edu/~axe/Axelrod_Evol_of_Coop_excerpts.pdf
Jana is a co-founder of the Impact Hub Tirol. For as long as she can remember, she has been looking for radical new approaches that can make this world fairer and more sustainable. After studying non-profit and social management and gaining initial experience in the NGO sector, Jana discovered the potential of social entrepreneurship for herself. “System Change” is something we frequently demand today. In our health care system. In our education system. In our pension system. And maybe most at center stage: in our economic system. But what do we mean by these words? Let’s go untangle that a bit. What is a system? And how does it work? “A system is a set of elements that is interconnected in a way that achieves its function.” (Meadows, 2008). It has a purpose, elements, relationships that connect them and can be structured into stocks, flows and feedback loops. Now, try to think of anything that is not a system according to the quoted definition. Have you found something? It is actually not that easy. As part of the living world, we are always surrounded by multiple systems at a time. A forest. Your team. A sports club. Your family. Probably the most famous system thinking scientist was Donella Meadows. She has researched on the behaviour of systems & systems change and became famous for her report on the limits to growth. Because, yes, also our entire planet is one of those systems. Systems are a setup of roles, resources, relationships, rules and results. (There is actually a great methodology developed by Ashoka and other system change agents, that can guide you through the process of mapping “your” system of concern. This can help you develop a Theory of Transformation (TOT) and Theory of Change (TOC) both for your organisations as well your personal journey.) What is really important – and I am cutting it short now – is that systems work cyclical, they have feedback loops and they are complex. Note: not just complicated, but complex. Complicated are problems that are hard to solve but it is possible to do so with a certain method, like a difficult math problem. With complexity elements of uncertainty arise. Small butterfly effects can lead to unforeseen consequences, and no one input can with certainty be linked to a resulting outcome. Patterns emerge, self-organize, and surprise the human mind, like in disruptions of innovations that no one foresaw. At the same time, complexity does not equal chaos. There are patterns that emerged over time, and we can assume these patterns to continue or incrementally evolve – never with full certainty of course. That means that we can not know for sure, what the outcome of one specific action is. The intervention may affect a threshold or unknown relationships. Think of your class when you were at school. Someone new joins the class. You can already guess how some people in the class will react, who will get along, but you can not predetermine how your system will evolve. There might be new groups forming, invisible hierarchies challenged and the tone of voice in the classroom changes – for the better or the worse. Or as John Muir put it: “When we try to pick out anything by itself, we find it hitched to everything else in the Universe.” – (1911)
What does that have to do with economic change? Well, first of all, as you are already aware, our economy is such a system. It has roles (e.g. consumer, the state etc.), relationships (e.g. contracts between investors – investees), rules (e.g. the inflation rate), resources (e.g. working hours) and results (employment, wellbeing – though today we usually think of GDP). How we define the boundaries of that economic system is crucial because it will influence the elements that become part of our analysis (read also this perfectly articulated blog entry on Care Economy, link) and consequently, where we believe we can steer the system. Think about it for a moment. How would you define “economy” or “economics”? When we try to change systems, change agents try to find so-called “leverage points”. It is like the jackpot of system change activism. A leverage point is something, that when pushed with little energy, will be able to significantly shift the system’s outcome and design. Usually, as systems activists, we don’t have that many resources – both in terms of time and money. So we try to find that leverage point, which we can target our limited resources towards. Donella Meadows in her time has come up with a hierarchy of these leverage points. (see below). The further right, the higher the leverage.
Now if we want to change the economic system, we can try do so on different levels: We can for example propose new height on subsidies given to people in poverty (parameters / numbers). This will cause real impact, but it will not change behaviour at scale, which makes it a rather low leverage point, even though a lot of time is invested in these types of discussions. Let’s take a look at something in the middle: Information flows. Usually, we have what economists call imperfect markets due to imperfect information. Through entering certificates or sustainability reports we can add an information flow between the company and the consumer or the company and the state. Even higher on the hierarchy, we could add a rule, like an environmental tax, which could result in a negative feedback loop. Negative feedback loops are really important to keep a system in balance, because they counteract positive feedback loops that spiral the system in one direction (e.g. wealth creates better access to networks, which creates access to more capital, leading to better investment chances, leading to more wealth …). “Changing the goal”can be really powerful and affect rules, information flows, basically everything towards the left. When we build a social / impact enterprise, we change what was believed to be the purpose of business for a very long time from profit to purpose. If done right, it changes how governance is built, how finances are managed, how people behave within that system. Adam Smith has proclaimed wealth to be the goal of the economy. John Maynard Keynes believed full employment and price stability to be the target size of economics and nowadays, wellbeing has become more popular in discussions. And finally, we arrive at paradigms. Paradigms are the assumptions that together make up a certain view of the world. A belief system that is so deeply enrooted, we never really feel the necessity to state them, because they seem so obvious. “Progress makes us happier”, “humans are selfish”, “money is a useful instrument”, “growth is good”, “civilization makes us better”, “resources are scarce”. When we call for true paradigm shifts in our economy, we first need to understand what that paradigm is, that informs our thoughts, our action, our being. To say it with a classic Einstein “We cannot solve our problems with the same thinking we used when we created them”. In my perspective, we still hold on to many paradigms of managerial capitalism when creating the impact economy. I am not saying these sets of beliefs are all wrong. We also need paradigms to structure our worldview, otherwise we become lost or indifferent. But in order to change our paradigms, we need to challenge ourselves to step outside, become detached on some level, see things from a different consciousness. The more we dissolve our paradigm view, the more open it makes us towards new innovation in our socio-economic system. If you are interested in what that can look like in practical terms, I highly recommend reading “Earth for All”. With this book and computer model (building on the world model from “Limits to growth”) a group of scientists reporting to the club of rome have identified 5 major turnarounds on inequality, poverty, women’s empowerment, food systems and clean energy to shift our economy to a just and sustainable one. In this they make several proposals on policy change linked to a shift in paradigm (see graphic below).
What role can we consequently take after our analysis? After all, we don’t want this to be an intellectual exercise. The Horizon Three Model is a really great framework to start understanding the different layers of change (But we should probably have an extra blog entry on this one. For the very curious: watch this video.) Building on Schumpeters approach of destruction & construction, Steve Waddell proposes a – as I find beautiful – model of 4 strategies to act for change. It can help us find our personal journey, understand our logical limitations and at the same time honour approaches other people around us take. “Doing Change: The Entrepreneurs” Focused on creating something new, that is “better” than the old but challenged to stay irrelevant compared to the size of the existing. “Forcing Change: The Warriors” Focused on challenging the status-quo and influencing people with the “new”. “Directing Change: The Missionaries” Focused to destruct current design flaws from within, usually with power in the existing system. “Cocreating Change: The Lovers” Focused on bringing people together to collaborate, challenged with balancing two fronts.
Table taken from From Four Strategies for Large Systems Change, Steve Waddell, Stanford Social Innovation Review. 2008
To conclude, I think what I have taken from system change science so far is (1) there are tools and processes to systemically think about and impact system change. (2) There will be different strategies of system change, which ultimately all need to do their part in leveraging the system together. And (3) we are kidding ourselves, if we believe that the system change we plan, will play out how we predict at the beginning. After all, every system map is only a portrayal of our consciousness and systems are more complex than we perceive. So to close it with Donella Meadows herself: “Magical leverage points are not easily accessible, even if we know where they are and which direction to push on them…it seems that power has less to do with pushing leverage points than it does with strategically, profoundly, madly letting go.” Further reading (in order of time needed from a few minutes to a couple of months): Website article: Leverage Points by Donella Meadows, https://donellameadows.org/archives/leverage-points-places-to-intervene-in-a-system/ Four Strategies for Large Systems Change, Steve Waddell, Stanford Social Innovation Review. 2008 Book / Website: Earth4All, A survival guide for humanity, Sandrine Dixson-Declève, Owen Gaffney, Jayati Ghosh, Jørgen Randers, Johan Rockström, Per Espen Stokne. 2022 Journal Article: How do we know where there is potential to intervene and leverage impact in a changing system? The practitioners perspective, Anna Birney, 2021 Report: James Arbib & Tony Seba: Rethinking Humanity (Report 2020) – https://www.rethinkx.com/humanity, Book: Thinking in Systems, Donella H. Meadows. 2008
Radikal. Ehrlich. Innovativ. Die Alpine Impact Days 2024 Am 12. & 13. Oktober begrüßten wir 189 Teilnehmer:innen zu den Alpine Impact Days 2024 im Impact Hub Tirol und der Bäckerei Kulturbackstube. Wie das für uns war, was wir gelernt haben und auch, worauf wir ein bisschen stolz sind, lest ihr in diesem Beitrag. Die Alpine Impact Days – was ist das? Vor der Lektüre dieses Artikels empfehlen wir, ein paar visuelle Eindrücke auf euch wirken zu lassen. Unser erster Alpine Impact Day fand im Juni 2023 statt. Das eintägige Event brachte Thought Leaders und Pioenier:innen der Impact Economy Innsbrucks und Tirols zusammen und war für uns eine ideale Gelegenheit, um dieses Format zu pilotieren und zu schauen, ob das Interesse dafür da ist. Und was sollen wir sagen – Ja, das war es! Der alpine Raum braucht eine Plattform für Inspiration, Vernetzung und Austausch, wenn es um den Wandel unseres aktuellen, extraktiven Wirtschaftssystems hin zu einem neuen, regenerativen System geht. Mit den Alpine Impact Days bieten wir genau diesen Raum: Raum, um Wirtschaft radikal neu zu denken. Raum für ehrlichen und konstruktiven Austausch, der aber den Respekt voreinander nie aus den Augen verliert. Raum für Innovation, die das Wohl von Menschen und Planeten an die vorderste Stelle setzt. Ein Rückblick, ein paar Highlights und unsere Lieblingszitate: Kraftvoll, mutig und inspirierend ist es, wenn Menschen zusammenkommen, um die Zukunft unserer Wirtschaft neu zu gestalten. Und genau das war an den 2 Tagen im Oktober spürbar. In über 28 Breakout-Sessions, 9 Keynotes und 2 Abend Events hatten unsere Teilnehmer:innen die Gelegenheit, sich mit den brennendsten Themen der Impact Economy auseinanderzusetzen. Was dabei immer im Mittelpunkt stand: Offener und ehrlicher Austausch auf Augenhöhe. Wie es eine Teilnehmerin beschrieb: “Ganz unerwartet hat mich getroffen, wie viel Wert auf Menschlichkeit gelegt wird. Es geht hier nicht nur um Zahlen und Fakten, sondern um Menschen, die echt etwas verändern wollen!” Einige der Fragestellungen und Bereiche, mit denen wir uns beschäftigten waren: Impact Investing 101 und das Impact Ökosystem im DACH Raum. Diese Session wurde von Kristin Siegel gehostet, Head of EMEA and MD Global Membership beim globalen Impact Investors Netzwerk Toniic. Impact trifft Gemeinden & Städte – zukunftsfähige Gemeinschaften mit Wirkung gestalten. Hier gaben Hanna Edelmann und Christoph Musik von Acker Österreich Einblicke in Best Practice Beispiele von Zusammenarbeiten zwischen Gemeinden/Städten und Impact-Unternehmen. Verified Social Enterprise (=VSE) Label und Impact Förderungen. Unser Premiumpartner AWS Austrian Wirtschaftsservice hostete diese Session, die Teilnehmenden wertvolle Einblicke bot, wie sich Impact- und Sozialunternehmen durch das VSE Label offiziell als Social Enterprise ausweisen lassen können. Systems change – but how? Diese komplexe Frage, nämlich warum wir trotz kollektiver Anstrengungen unsere Ziele (z.B. was Klimaschutz oder soziale Kohäsion angeht) nicht zu erreichen scheinen, ging die Schweizer Aktivistin und Unternehmerin Nora Wilhelm auf den Grund. Ein vollständiger Überblick über unser Programm ist hier zu finden: https://alpineimpact2024.sched.com/ So weit, so gut. Was sagen aber nun eigentlich unsere Teilnehmer:innen zu dem Ganzen? Hier ein Blitzlicht an Zitaten, die wir während der 2 Tage sammeln durften: “Ich suche hier Kontakt zu Menschen mit echten Ambitionen. Menschen, die wirklich etwas verändern wollen.” “Ja, mir gefällt das gut hier, ich hab’ so wenig Lust auf das rein Professionelle, ich will, dass es menschelt.” “Ich erlebe hier eine wilde Mischung aus grenzenloser Überforderung und Inspiration.” “Besonders beeindruckend ist, wie ihr Wellbeing spürbar macht und als Querschnittsdisziplin durch das ganze Programm zieht.” “Mich beeindruckt die Impact-Bubble hier sehr, weil die Menschen nicht nur das große Ziel einer nachhaltigen Welt verbindet, sondern auch Werte und Charaktereigenschaften und vor allem so viel Interesse aneinander.” “Das Ziel, das mich herführt, ist, eine durch und durch nachhaltige Gesellschaft durch Begeisterung und durch systematischen Wandel zu schaffen.“ Man sieht: Ganz bunt sind die Eindrücke, und ein Spiegel unserer diversen, interessierten und engagierten Teilnehmer:innen. Nicht zu vergessen – unsere Unterstützer:innen: An dieser Stelle möchten wir auch allen danken, die uns bei den Alpine Impact Days 2024 unterstützt haben – ohne euch wäre dieses Format so nicht möglich gewesen! Dazu zählen: Ganz wichtig: Unsere 20 Volunteers, die während der 2 Tage an so vielen Stellen unterstützt, begleitet und geholfen haben. Ohne euch wäre der Ablauf nicht annähernd so glatt gewesen – DANKE, dass ihr unsere Vision auf diese Weise unterstützt. Unsere Premium Sponsors: Die Tiroler Sparkasse, die Austria Wirtschaftsservice sowie die Standortagentur Tirol Unsere Support Sponsors: tree.ly, Innsbruck Marketing, Sonnentor, Wirtschaftskammer Tirol, Tyroelan Business Angels, Cropster, encourage ventures, recup und nako. Sowie alle weiteren Partner: Die Bäckerei Kulturbackstube, Impact Hub Munich, Basis Vinschgau Venosta, Social Innovation Lab, Impact Hub Ticino, Social Startup Hub Bayern, Verival, Rauchzeichen sowie das Haus der Begegnung. Falls du mit deinem Unternehmen Teil der Alpine Impact Days 2025 werden willst, lass es uns wissen! Wir freuen uns über einen Austausch. Last but not least – what’s next? Zum Ende bleibt jetzt noch die Frage: Und was passiert als nächstes? Nun, wir können so viel verraten: Wir sind jetzt bereits wieder am Planen, Vorbereiten und Organisieren für die Alpine Impact Days 2025, am 02. & 03. Oktober. Was man sich vom nächsten Jahr erwarten kann? Eine einzigartige Konferenz im gesamten Alpenraum, die echten Impact und die ehrliche Suche nach Lösungen an erste Stelle setzt. Wir empfehlen, das Datum am besten jetzt schon im Kalender einzutragen. Abonniert außerdem gerne unseren Newsletter und folgt uns auf unseren Social Media Kanälen, um über den Start des Ticket-Verkaufs auf dem Laufenden zu bleiben. Mit einem vollen Herzen und viel Vorfreude auf nächstes Jahr, Lena und das Impact Hub Team
Impact Hub Coworking, in 3, 2, 1, … Zeit & Ort Flexibel buchbar. Treffpunkt ist der Eingangsbereich im neuen Impact Hub Tirol, in der Dreiheiligenstraße 21a, im 2. Obergeschoss. Über die Veranstaltung Der neue Impact Hub Coworking und Büro Space in der Dreiheiligenstraße 21a steht. Und der Space füllt sich! Falls du Interesse hast, auch Teil des impact-reichsten Coworking Space’s Tirols zu sein, komm doch gerne mal zu einer Besichtigungstour vorbei und verschaff dir ein Gefühl für den Raum und die Community. Unsere 30-minütige Hub-Tour kannst du dir flexibel buchen: Hier kannst du dich für eine Tour anmelden! Wir treffen uns pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit im 2. Stock am Welcome Desk des Impact Hub (Dreiheiligenstraße 21a, 2. OG – einfach den Vordereingang der Bäckerei nutzen und dann der Beschilderung zum Hub folgen).
Esther ist leidenschaftlich engagiert für Menschenrechte und inklusive Organisationen. Sie war Geschäftsführerin der Plattform Asyl – FÜR MENSCHEN RECHTE in Innsbruck, wo sie von 2022 bis 2024 die operative und strategische Leitung verantwortete. Demokratiepolitisches Engagement liegt ihr besonders am Herzen. Sie setzt sich aktiv für die Stärkung der Zivilgesellschaft und die Förderung einer offenen, pluralistischen Demokratie ein. Seit 2020 ist Esther zudem Vorstandsmitglied bei SETup e.V. und Teil der Community. Sie lebt in Innsbruck verbringt aber zurzeit ein paar Monate in Norwegen. Im Jahr 2024 stehen wir vor einem Superwahljahr, das mit weitreichenden politischen Entscheidungen verbunden ist. Gleichzeitig sind wir mit globalen und komplexen Herausforderungen konfrontiert, die teilweise auch unsere Demokratie auf den Prüfstand stellen. Doch gerade in diesen Zeiten zeigt sich auch die Stärke unserer demokratischen Systeme – In einer Demokratie liegt es an uns allen, und genau darin steckt enorm viel Potenzial, positive Veränderungen zu schaffen. Medial dominieren meist die Negativschlagzeilen, aber es gibt unglaublich viele Menschen, Organisationen und Initiativen, die sich unermüdlich für Menschenrechte und Demokratie einsetzen und damit zuversichtlich in die Zukunft blicken und Mut machen. Diese Entwicklungen und Menschen ermutigen auch dazu, nach weiteren Wegen zu suchen, wie wir die Demokratie nicht nur schützen, sondern aktiv fördern und das Bewusstsein für die positiven Seiten und Möglichkeiten eines demokratischen Systems stärken können. Ein Beitrag zu dieser Frage könnte in einem unerwarteten Bereich liegen: dem Arbeitsplatz. Gerade der Ort, an dem wir einen Großteil unseres Lebens verbringen, kann als Schlüssel zur Förderung und Stärkung unserer demokratischen Werte dienen. Der Arbeitsplatz ist mehr als nur ein Ort, an dem wir unseren Lebensunterhalt verdienen. Er ist ein Mikrokosmos der Gesellschaft und bietet eine vielversprechende Gelegenheit, demokratische Werte zu leben und zu erlernen. Statt politische Bildung auf Schulen, Universitäten und auf die Freizeit zu beschränken, sollten wir überlegen, wie wir demokratische Prinzipien dort integrieren können, wo Menschen tagtäglich interagieren und Entscheidungen treffen. Workplace Democracy, also die Anwendung demokratischer Prinzipien in der Arbeitswelt, bietet eine Möglichkeit, das Bewusstsein für politische Teilhabe zu fördern und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Workplace Democracy: Wie kann das aussehen? Workplace Democracy bezieht sich auf die Integration demokratischer Prozesse und Prinzipien in die Unternehmensführung und den Arbeitsalltag. Dies kann viele Formen annehmen, darunter die aktive Einbindung der Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse, transparente und offene Kommunikation sowie die Dezentralisierung von Entscheidungsgewalt und Verantwortung. Ziel ist es, den Mitarbeitenden mehr Autonomie und Einfluss auf ihre Arbeitsabläufe zu geben und gleichzeitig eine Kultur des Vertrauens und der Mitgestaltung zu fördern. Die Grundprinzipien der Workplace Democracy lassen sich in einige zentrale Bereiche unterteilen: Beteiligung von Mitarbeitenden: aktiver Einbezug von Mitarbeitenden in operative und strategische Entscheidungen, die das Unternehmen betreffen. Dies stärkt nicht nur das Gefühl der Zugehörigkeit, sondern auch das Verantwortungsbewusstsein und die Motivation. Autonomie: Die Kontrolle über tägliche Arbeitsaufgaben, -zeit und -geschwindigkeit liegt bei den Mitarbeitenden. Diese Autonomie fördert Kreativität und Innovation, da Menschen ihre Arbeit selbstbestimmt gestalten können. Gewerkschaftliche Partizipation: Gewerkschaften spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung von demokratischen Entscheidungsprozessen und dem Schutz der Rechte der Arbeitnehmer:innen. Die Rolle des Arbeitsplatzes in der politischen Bildung Am Arbeitsplatz treffen Menschen aus verschiedenen Hintergründen aufeinander, müssen zusammenarbeiten, Konflikte lösen und Kompromisse finden – all das sind Fähigkeiten, die auch in einer lebendigen Demokratie unerlässlich sind. Reflexionsfähigkeit, Gesprächs- und Streitkultur, Kompromissbereitschaft, kritisches Denken, Empathie, Teamarbeit, Toleranz und Verantwortungsbewusstsein können im Arbeitsumfeld erlernt und vertieft werden. Diese Fähigkeiten sind essentiell in einer demokratischen Gesellschaft. Wenn Mitarbeitende am Arbeitsplatz lernen und erleben, wie demokratische Prozesse funktionieren können und sie sich aktiv daran beteiligen können, wird dieses Wissen und die damit verbundene Erfahrung auf andere Lebensbereiche übertragen. Spillover-Effekt: Vom Arbeitsplatz ins politische Leben Der Spillover-Effekt beschreibt, wie die Erfahrungen und Werte, die Menschen am Arbeitsplatz erwerben, ihr Verhalten in anderen Lebensbereichen beeinflussen können. Studien haben gezeigt, dass Mitarbeitende, die in ihrem Arbeitsalltag demokratische Prozesse erleben, ein stärkeres Interesse an politischer Teilhabe entwickeln. Wenn Menschen sehen, dass ihre Stimme am Arbeitsplatz zählt und sie aktiv zur Gestaltung ihrer Arbeitsumgebung beitragen können, übertragen sie dieses Gefühl der Mitbestimmung oft auch auf ihre Rolle als Bürger:innen. Sie sind eher bereit, an Wahlen teilzunehmen, sich in politischen Diskussionen zu engagieren oder sogar selbst politische Verantwortung zu übernehmen. In diesem Zusammenhang betonen Timming und Summers (2018) in ihrer Studie: „Managerial practices centring on workplace democracy make employees more interested in wider democratic politics, thus resulting in what we call increased pro-democracy affect“. Dieser Effekt unterstreicht die Bedeutung von Workplace Democracy. Unternehmen tragen gesellschaftliche Verantwortung Unternehmen sind ein integraler Bestandteil der Gesellschaft und haben nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Eine gesunde Demokratie schafft stabile, gerechte und transparente Rahmenbedingungen, von denen Unternehmen langfristig profitieren. Gleichzeitig ist ein zunehmender Einfluss wirtschaftlicher Macht auf politische Prozesse zu beobachten, d.h. Unternehmen haben einen direkten Einfluss darauf, wie Demokratie und politische Teilhabe gesehen wird. Colin Crouch stellt in seinem Buch Post-Democracy fest: „If we have democracy in political life but not in economic life and if the weight of economic power grows relative to political power, then citizens might have reason to question how democratic society ‘really’ is and whether political democracy is ‘really’ of much relevance.“ Unternehmen, die demokratische Prinzipien in ihren Arbeitsalltag integrieren, tragen dazu bei, ein Umfeld zu schaffen, das langfristig zu stabilen politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen führt. Diese Stabilität ist nicht nur im Interesse der Mitarbeitenden, sondern auch im Interesse der Unternehmen selbst, da sie eine langfristige Planungssicherheit und ein positives Arbeitsumfeld fördern. Erfahrungen zu Workplace Democracy – Fragen zur Diskussion Workplace Democracy ist ein spannendes Konzept, das auf vielfältige Weise umgesetzt werden kann. Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie Mitarbeitende stärker in Entscheidungen eingebunden werden können, wie Kommunikation transparenter gestaltet und ein inklusives Arbeitsumfeld geschaffen werden kann. Von der Dezentralisierung von Entscheidungsprozessen bis hin zur Förderung von Vielfalt und Inklusion oder Corporate Volunteering – die Ansätze sind so unterschiedlich wie die Unternehmen selbst. Mich interessiert sehr, welche Erfahrungen ihr in euren Organisationen gemacht habt. Welche konkreten Methoden oder Ansätze nehmt ihr als demokratisch wahr? Natürlich kommt es dabei auch darauf an, mit welcher Grundhaltung solche Methoden angewendet werden. Handelt es sich um oberflächliche Beteiligung oder um tiefgreifende Mitbestimmung? Denkt ihr, dass dieses Konzept tatsächlich einen Spillover-Effekt auf politische Teilhabe im größeren Sinne haben könnte? Wie müssen Ansätze dafür konkret ausgestaltet werden? Habt ihr das vielleicht sogar schon einmal erlebt? Ich lade euch ein, eure Gedanken und Ideen mit mir zu teilen. Es geht nicht darum, fertige Lösungen zu präsentieren, sondern gemeinsam über neue Wege nachzudenken. Fazit: Demokratie beginnt im Alltag Demokratie ist mehr als nur ein politisches System – sondern sie ist eine Lebensweise. Indem wir demokratische Werte in unseren Alltag integrieren (auch am Arbeitsplatz), können wir die Grundlagen für eine gerechtere und inklusive Gesellschaft schaffen. Unternehmen, die sich dieser Verantwortung stellen, leisten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Demokratie und zur Gestaltung einer besseren Zukunft für uns alle. Workplace Democracy kann mehr als nur ein modernes Konzept für Unternehmensführung sein – sie kann ein Baustein sein, um der gesellschaftlichen Verantwortung eines Unternehmens gerecht zu werden und die Demokratie zu stärken. Ich bin gespannt auf weitere Gedanken, Erfahrungen und Diskussionen zu diesem Thema! Wenn du willst, schreibe mir gerne unter esther.roethlingshoefer@googlemail.com und wir können uns weiter darüber austauschen. Quellen: Crouch, C. (2004). Post-democracy. Polity Press. Hatcher, T. (2007). Workplace democracy: A review of literature and implications for human resource development. In Proceedings of the Academy of Human Resource Development International Research Conference in The Americas (pp. 1-16). Academy of Human Resource Development. https://files.eric.ed.gov/fulltext/ED504672.pdf Timming, A., & Summers, J. (2018). Is workplace democracy associated with wider pro-democracy affect? A structural equation model. Economic and Industrial Democracy, 39(4), 1-18. https://doi.org/10.1177/0143831X17744028
Johannes Völlenklee ist Experte für Soziale Innovation und die Entwicklung neuer innovativer Social Businesses. Er ist Co-Gründer des Impact Hub Tirol und seit dem ersten Berufsjahr unternehmerisch aktiv. Seit 2016 ist er in unterschiedlichen Rollen in die Innovationsprozesse von SOS-Kinderdorf Österreich eingebunden. Seine beruflichen Erfahrungen motivieren ihn, auch weiterhin an konkreten Verbesserungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu arbeiten. Wir leben in Zeiten großer Unsicherheiten. Die Finanzkrise 2008, seitdem weitere regionale Wirtschaftskrisen, Krieg in Europa und nicht zuletzt die globale Klimakrise tragen in allen Alters- und Bevölkerungsgruppen zu Sorgen und Ängsten bei. Befeuert durch die Finanzkrise 2008 und weiteren wirtschaftlichen Krisen, steht auch unser global-vernetztes Wirtschaftssystem auf dem Prüfstand. Und die Klimakrise zeigt, dass wir Menschen und unser Planet unter Stress stehen und das neoliberale Wirtschaftssystem – wie es sich seit den 1990er Jahren mit großer Geschwindigkeit weltweit etabliert hat – in Frage zu stellen ist. Das Festhalten an einem stetigen Wirtschaftswachstum mit hohen externen Kosten, erscheint zunehmend verantwortungslos und nicht mehr zukunftsfähig. Überrascht müssen wir darüber aber nicht sein, denn schon vor Jahrzehnten zeigten kritische Analysen, wie jene des Club of Rome*, dem Kapitalismus in der Form des neoliberalen Wirtschaftssystems die Grenzen des Wachstums auf. Zukunftsfähiges Wirtschaften im 21. Jahrhundert kann nur mehr gelingen, wenn wir Natur und Mensch in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen und die endlichen planetaren Ressourcen akzeptieren. Und damit stecken wir in einem Dilemma, denn letzten Endes baut unser (westlicher) Wohlstand und die verbesserten Lebensbedingungen in vielen Schwellenländern auf ein global wachsendes Wirtschaftssystem auf. Das alles geschieht nachweislich sehr oft auf Kosten und unter Ausbeutung dritter Staaten und den Menschen in strukturschwachen Regionen. Daher liegt es an unserer Generation, eine Transformationsphase voranzutreiben, in der wir in der Auseinandersetzung mit den Ängsten und Bedürfnissen der Menschen eine Vision für eine positive Zukunft verfolgen – ein regeneratives und nachhaltiges Wirtschaftssystem wird als Motor dafür dienen. Diese Transformation kann nur gelingen, wenn wir die unmittelbaren Lebenswelten der lokalen Bevölkerung in den Blickpunkt der wirtschaftlichen Transformation rücken. Jene persönlichen Lebensbereiche mit komplexen Herausforderungen, für die wir positive Lösungen entwickeln müssen und gleichzeitig die negativen Folgen beseitigen oder verringern müssen. Ich bin überzeugt, der Erfolg oder Misserfolg der wirtschaftlichen Transformation wird von den Lösungen sozialer Herausforderungen und positiver Zukunftsbilder abhängen. Im Alpenraum und auf der Welt – die soziale Frage ist die systemrelevante Frage und ist entscheidend für den Übergang von einem neoliberalen in ein nachhaltiges Wirtschaftssystem, das uns als Motor dient. Wir alle spüren auch bei uns in Österreich, die gesellschaftlichen Herausforderungen sind vielfältig, betreffen alle Gruppen und sind unabhängig von Alter oder Herkunft. Und gerade wenn es um die eigenen unmittelbaren Lebensbereiche geht – den Wohnort, den eigenen Bildungsweg, den Arbeitsplatz, die familiären Verhältnisse oder den eigenen Betrieb – wollen wir den Auswirkungen nicht ohnmächtig gegenüberstehen. Und das müssen wir auch nicht! Partizipation und Mitgestaltung als Hebel Gerade hier liefern uns Innovationen und neue sektorenübergreifende Kooperationen eine Möglichkeit, aus der Passivität und Ohnmacht einer einzelnen Person, Kommune oder Organisation auszubrechen. Wir können Krisen in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen mit neuen Denkmustern begegnen, wir können Bestehendes aufbrechen, ohne es zu zerstören. Große Unternehmen können hier im Rahmen ihrer ESG* Bestrebungen beim Sozialen „S“ besondere Hebel in Ganz setzen. Aber wie so oft sind es meist die kleinen, wendigen Organisationen die hier Vorreiterrollen einnehmen. Deshalb möchte ich hier beispielhaft ein paar mutige und innovative Konzepte nennen, die Partizipation und regionale Mitgestaltung „bottom-up“ möglich machen: Persönliche Zukunftsängste und Frust bei Jugendlichen können wir mit echter Partizipation und Beteiligung begegnen so wie YEP (www.yep.at) dies gerade vorzeigt oder wie das SKIL Jugend-Innovationslabor für Gemeinden. Oder wie der Ansatz von Pathfindr, das Jugendlichen auf Social Media Plattformen persönliche Beratung zur beruflichen und schulischen Bildungsorientierung gibt. Große Herausforderungen bestehen zu Fragen rund um die Betreuung und Pflege von Angehörigen. Hier sind innovative Konzepte gefragt, wie der digitale Ansatz von Alles Clara, App und Netzwerk für pflegende Angehörige. Die nachhaltige Transformation des Energiesektors regelt die Machtverhältnisse neu und schafft mit Unterstützung von innovativen Unternehmen wie Autonoma Energy eine Neuordnung, in der wir Konsument:innen Energie selbst produzieren und selbstbestimmt verteilen. Die ökologische und regionale Lebensmittelversorgung, die von Agrarlobbies gerne belächelt und in Frage gestellt wird, kann durch mutige Vorreiter wie dem Vetter Hof in Vorarlberg oder neuen Konzepten gegen Lebensmittelverschwendung wie der genossenschaftlich organisierten Feld:schafft oder dem Naturschutzhof Going Artenreich am Wilden Kaiser gestärkt werden. Mit dieser kleinen Auswahl an lokalen Social Business Konzepten möchte ich zeigen, wie mutige Menschen und Organisationen als Teilnehmer der Gesellschaft „das, was falsch läuft“ aufgreifen und positive Veränderungen anstoßen, die für Mensch, Natur und Wirtschaft neue Wege ebnen. In Tirol und im Alpinen Wirtschaftsraum sehen wir uns mit lokalen Herausforderungen konfrontiert, die sich ohne Frage oft deutlich von jenen der Großstädte Südamerikas oder den Bauerndörfern Indiens unterscheiden. Was uns aber vereint, ist der Wunsch nach Frieden und Glück, einem ausreichenden Einkommen und einen lebenswerten Planeten, für uns, unsere Kinder und Enkelkinder. Literatur Tipps und Nachlese: Die Schatten der Globalisierung, Joseph Stiglitz, BpB Verlag, 2003 Verteigung der Gobalisierung, Jagdish Bhagwati, C Bertelsmann, 2008 Weniger ist mehr, Jason Hickel, Oekom Verlag, 2022 Der Schwarze Schwan, Nassim Nicholas Taleb, Hanser Verlag, 2019 Die Wiederbegrünung der Erde, Jochen Schilk, Drachen Verlag, 2019 Fußzeile: * Die Grenzen des Wachstums | Deutsche Gesellschaft CLUB OF ROME ** ESG-Kriterien I Wikipedia und ESG ist eine strategische Führungsaufgabe I respACT
Ein Beitrag über feministische Wirtschaft und Care Lena ist seit 2023 Teil des Impact Hub Teams. Sie engagiert sich seit langem in verschiedenen Räumen und Rollen für mehr Gleichheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Die Überzeugung, dass eine gerechte Gesellschaft und ein gutes Leben für alle untrennbar mit einer regenerativen Wirtschaft verbunden sind, bringt sie zum Impact Hub. Während ihrer Studien in den Bereichen Management, Tourismus und Marketing hat sie sich besonders auf ein queer-feministisches Wirtschaftsverständnis und intersektionale Machtanalysen spezialisiert. Ein kritisches Reflektieren von Privilegien sowie des eigenen Denkens und Handelns hält sie für essentiell auf dem Weg zu einer impact-orientierten Wirtschaft. Eine Frau* pflegt ihre alte Mutter, daheim, in stundenlanger Arbeit jeden Tag, badet, geht spazieren, kocht, unterhält sich mit ihr, geht mit aufs Klo, wischt Hintern und Sabber ab, ist nachts immer in Rufbereitschaft. Nebenbei kümmert sie sich um den Haushalt. Die Kinder. Das Geburtstagsgeschenk für die Schwiegermutter. Und so weiter. Und so fort. Ein Mann kontrolliert indes Fahrscheine, hält Meetings, zieht mit dem Traktor über’s Feld, verhandelt Deals, blickt auf Bildschirme, schleppt Ziegelsteine. Was der große Unterschied ist, der diese zwei Arten von Arbeit voneinander unterscheidet? Der Wert, den wir ihr zumessen. Die Arbeit der pflegenden Frau* ist nämlich nichts wert. Die Arbeit der Anderen, der Männer, ziemlich viel. Zumindest, wenn man unseren Wirtschaftsstatistiken Glauben schenkt. Unsere Wirtschaft ist von Männern für Männer gemacht. Unsere Wirtschaft beruht auf Leistung, auf Produktionsstatistiken. Die prominenteste wirtschaftswissenschaftliche Kennzahl ist nach wie vor das Bruttoinlandsprodukt, kurz BIP. Es zeigt an, wie viel in einem Land in einem bestimmten Zeitraum wirtschaftlich geleistet wurde. Es misst die Produktion, die Importe, sagt uns, ob unsere Wirtschaft wächst oder ob sie stagniert. Was das BIP aber nicht misst, und auch keine andere der gängigen wirtschaftlichen Kennzahlen ist die Arbeit der Hälfte der Bevölkerung eines Staates. Kochen, Waschen, Putzen, Erziehen, Pflegen, Trösten – das alles sind Aufgaben, die seit knapp 200 Jahren Frauen übernehmen. 200 Jahre – doch wohl eher 200.000, oder? Natürlich gibt es die Aufgaben oben seit jeher, sie sind schließlich überlebensnotwendig (über das Putzen lässt sich natürlich streiten…). Worauf ich aber anspiele, ist die Idee einer vermeintlich natürlichen und biologischen Verschiedenartigkeit der Geschlechter, die im 19. Jahrhundert im Zuge der Aufklärung in ganz Europa und folglich in weiten Teilen der Welt Fuß fasste. Bis in die Zeit der frühen Aufklärung war, was die Handlungsmöglichkeiten eines Individuums betraf, die Herkunftsfamilie entscheidend, nicht in erster Linie das Geschlecht. Erst mit der Abschaffung der Ständegesellschaft wurden Frauen* in ein derart enges Rollenkorsett gezwängt, das sie in scharfe Differenz zum „männlichen Bürger“ stellte und systematisch aus der ökonomischen und politischen Einflusssphäre verdrängte. Frauen* wurden also in eine häusliche Sphäre der unbezahlten Care Arbeit verdrängt, während Männer zur außerhäuslichen Erwerbsarbeit angehalten waren. Diese starre Rollenverteilung hielt sich in den kommenden Jahrhunderten weitestgehend aufrecht und wurde durch das Aufkommen eines „Turbokapitalismus“ nach dem Ende des 2. Weltkrieges noch verstärkt. Nur durch die unbezahlte Übernahme fast aller Sorgearbeit von Frauen* ließ sich die 40-60 Stunden Woche des lohnarbeitenden Familienvaters und „Ernährers“ bewerkstelligen. Aber das hat sich doch bis heute geändert, oder? Heute, 106 Jahre nach Einführung des Frauen*wahlrechts in Österreich, über 50 Jahre nach der „Lohn-für-Hausarbeit-Debatte“, 45 Jahre nach der Einführung des „Bundesgesetz über die Gleichbehandlung von Frau und Mann im Arbeitsleben“? Fakt ist: Care Arbeit ist nach wie vor größtenteils Frauen*sache. Was sich aber geändert hat ist, dass viele Frauen*, aufgrund eines sich verändernden Rollenbilds und der Möglichkeit der beruflichen Selbstbestimmung, aber auch aufgrund von finanzieller Notwendigkeit, heute einer Doppelbelastung, nämlich Erwerbs- und gleichzeitiger Care Arbeit ausgesetzt sind. Ohne die unbezahlte Arbeit, die Frauen* Tag für Tag leisten, würden unsere Gesellschaften zusammenbrechen. Fabriken und Schulen müssten schließen, Krankenhäuser würden kollabieren, kein Bus oder Zug würde mehr verkehren. Denn: Während Österreicher:innen im Jahr 9,5 Milliarden Stunden erwerbstätig sind, verrichten sie neun Milliarden Stunden unbezahlte Care Arbeit. Eine Wirtschaft also, und noch eine „andere Wirtschaft“? Einziger Unterschied: Die erste Form, jene der bezahlten Lohnarbeit nehmen wir gesellschaftlich als Arbeit wahr, als wichtigen Beitrag zur Steigerung von Wohlstand und Produktion eines Landes. Die zweite, die unbezahlte Care-Arbeit, ignorieren wir. Wenn wir diese unbezahlte Arbeit mit einem monetären Wert bemessen, dann entsprechen diese neun Milliarden Stunden bei einem Durchschnittslohn der personenbezogenen Dienstleistungen 100 bis 105 Milliarden Euro, das sind zwischen 27 und dreißig Prozent des BIP. Im Schnitt machen Frauen* in Österreich zwei Drittel der unbezahlten, Männer zwei Drittel der bezahlten Arbeiten. Frauen* in Österreich leisten im Jahr also über 6 Milliarden Stunden an unbezahlter Care-Arbeit. Über 6 Milliarden, das ist in Zahlen: 6 602 546 320. Das wären, wenn man diese Stunden entlohnen würde, etwa 57 Milliarden Euro – ca. 13 % der österreichischen Wirtschaftsleistung insgesamt. Zum Vergleich: Der gesamte Tourismus in Österreich trug 2022 etwa 6,2% zum BIP bei, das Bauwesen 4,8%. Eine beeindruckende Leistung, oder? Eine Leistung aber auch, die bis zum heutigen Tag keinen Eingang in die Bemessung unserer Wirtschaft gefunden hat. Und die somit ungesehen, unbemerkt, unberücksichtigt bleibt. Denn es geht hier nicht nur um Anerkennung und Wertschätzung, es geht vielmehr um handfeste politische Maßnahmen, etwa in der Fiskalpolitik: Da unbezahlte Care-Arbeit nicht in unsere Wirtschaftsrechnung einfließt, wird sie nicht in politischen Entscheidungen miteinbezogen. Wenn die Politik nun etwa Steuererhöhungen oder Sparmaßnahmen beschließt, kann man in etwa prognostizieren, wie sich das auf die Wirtschaft auswirkt – nicht aber, wie sich die Maßnahmen auf die unbezahlte Arbeit auswirkt. Folgendes Beispiel hilft zu verstehen, welche Folgen es hat, dass unbezahlte Care Arbeit nicht in unserer Wirtschaftsrechnung erfasst wird: Wenn eine Finanzkrise die Wirtschaft erschüttert und der Staat seine Sozialausgaben kürzt, etwa indem Pflegeheime geschlossen werden, helfen wieder einmal die Frauen* aus, und pflegen kranke und alte Menschen zuhause. Dann nimmt die unbezahlte Arbeit zu, denn Frauen haben durch die Care Arbeit weniger Zeit für bezahlte Arbeit. Einige der Folgen: Gesteigerte Abhängigkeit vom Einkommen des Partners – einer der Hauptgründe warum etwa Frauen*, die unter häuslicher Gewalt leiden, ihren Partner nicht verlassen. Aber auch fehlende Einzahljahre in die Altersvorsorge, was wiederum niedrige Renten und Altersarmut unter Frauen verstärkt. Oder auch: Arbeit in Teilzeit, die nachweislich schlechter bezahlt ist und mit verminderten Aufstiegs- und Karrierechancen einhergeht. Zusammengefasst lässt sich sagen: Unbezahlte Sorgearbeit ist eine wichtige Basis gesellschaftlicher und ökonomischer Entwicklung. Doch wer pflegt, sorgt, füttert, vorliest, einkauft, putzt und tröstet, hat weniger Zeit, um Geld zu verdienen. Und bleibt somit finanziell abhängig von anderen Personen, denen diese Arbeiten abgenommen werden, in den meisten Fällen ist das ein arbeitender Partner. Dennoch wird Sorgearbeit weder als Arbeit ernstgenommen (geschweige denn der Erwerbsarbeit gleichgestellt – denn „das bisschen auf die Kinder schauen geht ja nebenbei“), noch in ihrer gesellschaftlichen Relevanz ausreichend erkannt. „Gute Pflege, eine positive frühkindliche Entwicklung und soziales bzw. bürgerschaftliches Engagement stellen Grundpfeiler einer modernen, demokratischen Wissensgesellschaft dar – doch diese lässt ihre Sorgearbeiter:innen zum unsichtbaren Prekariat werden.“ (Susanna Woresch, 2011, Abs. 12) Unbezahlte Care Arbeit steht also schlecht da. Und die bezahlte? Leider auch. Aber auch bezahlte Care Arbeit, etwa in Krankenhäusern, Kindergärten und Kitas, in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und in Altenheimen hat ein gemeinsames Problem: Nämlich die chronische Unterfinanzierung. Und wieder sind die Betroffenen, die in diesen Branchen mit wenig Prestige und geringer Bezahlung arbeiten, hauptsächlich Frauen*. Die Pandemie hatte uns, so glaubten wir damals, die Wichtigkeit dieser sogenannten systemrelevanten Berufe gezeigt. Was haben wir auf den Balkonen gestanden und geklatscht, haben endlich auf die unzureichende Ausstattung des Pflegebereichs geschaut und Besserung gelobt. Aber was hat sich nun, vier Jahre später, tatsächlich geändert? Nichts. Zumindest nicht zum Positiven. Denn Regierungen und Unternehmen vernachlässigen diesen lebensnotwendigen Bereich der Wirtschaft weiterhin. Zwar steht das Thema „Pflege“ auf so gut wie jedem Regierungsprogramm – doch in der Realität sehen sich Institutionen und Organisationen, die sich primär dem Kümmern um andere Menschen verschrieben haben, mit einer neoliberalen Marktlogik, konkret also Kürzungen, Personalmangel und zunehmender Privatisierung konfrontiert. Das Grundproblem: Die soziale Komponente dieser Berufe. Pflegeberufe lassen sich nicht einer klassisch kapitalistischen Verwertungslogik unterwerfen. Sie können nicht mit „Produktivität“ und „Effizienz“ gemessen werden. Wie Mascha Madörin es formuliert: „Man kann zwar Autos und Medikamente schneller produzieren. Aber kann man schneller Kinder aufziehen? Kann eine gut ausgebildete und engagiert Ärztin noch gut arbeiten, wenn sie im Durchschnitt nur noch 10 Minuten pro Konsultation zur Verfügung hat?“ (2006, S.292) In einem Krankenhaus oder einem Kindergarten zählen andere Aspekte als im klassisch produzierenden Gewerbe: Es geht um Qualität, an der soziale Aspekte einen großen Anteil haben. Wer mit genügend Zeit und Fürsorge gepflegt wird, kann schneller genesen. Kinder, deren Erzieher:innen genügend Vorbereitungszeit haben, lernen nachhaltiger und sind dabei glücklicher. Um eine gute Qualität der bezahlten Care-Arbeit zu erreichen, braucht es vor allem eins: leistungsgerechte Bezahlung und Reduktion der Arbeitszeit. Dafür müssen wir aber zuerst den Stellenwert dieser Wirtschaftszweige für unsere Gesellschaften re-evaluieren und entsprechend unsere Mittelverteilung neu gewichten. Was wir brauchen, ist eine Care Revolution! Notwendig, um oben beschriebene Transformationen möglich zu machen, ist nicht weniger als ein Paradigmenwechsel der Wirtschaftswissenschaften: wir brauchen eine Care Revolution! Ökonomische Theorie muss um den unbezahlten Bereich mit seinen besonderen Merkmalen erweitert werden, damit auch der Wert von immateriellen Ressourcen wie Emotionalität und „Sorge“ als Ressource in das System einberechnet wird. Eine der wesentlichen Ideen der feministischen Ökonomie ist es, Wirtschaftssysteme von der bezahlten und unbezahlten Care-Arbeit aus zu denken, zu analysieren und zu modellieren. Ansätze einer Care Ökonomie fragen nicht in erster Linie nach Profit und Effizienz, sondern nach Voraussetzungen und Sinn des Wirtschaftens, nach dem Wert materieller wie immaterieller Ressourcen und nach der Lebenswelttauglichkeit wirtschaftlichen Handelns. Die Entwicklung der Care-Ökonomie als eigenständigem und anerkannten Bereich mit etablierten Methoden sowohl in Wirtschaftswissenschaft wie auch ökonomischer Praxis ist unumgänglich auf dem Weg hin zu einer gerechten und regenerativen Wirtschaft. Wenn wir es schaffen, lebenserhaltender und -schaffender Arbeit den Wert beizumessen, den sie verdient, sind wir auf einem guten Weg, unser aller Leben und Wirtschaften zum Besseren zu verändern. Quellen: Susanne Woresch, 2011. Care Arbeit und Care Ökonomie: Konzepte zu besserem Arbeiten und Leben? Gunda Werner Institut | | https://www.gwi-boell.de/de/navigation/europe-transatlantic-3178.html Madörin, M., 2006. Plädoyer für eine eigenständige Theorie der Care-Ökonomie. In: Niechoj T., Tullney M. (Hrsg.): Geschlechterverhältnisse in der Ökonomie. Marburg. Pia Ratzesberger, 2016. Nur Männer bestimmen, was Wirtschaft ist. Süddeutsche Zeitung | https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/feministische-oekonomik-nur-maenner-bestimmen-was-wirtschaft-ist-1.2959878 Sophie Achleitner, 2024. Unbezahlte Arbeit unverändert Frauensache. Moment Institut | https://www.momentum-institut.at/news/unbezahlte-arbeit-unveraendert-frauensache/ Martin Gabathuler, Lynn Blattmann, 2024. Geschlechterrollen/Umbruch in der frühen Neuzeit. Historisches Lexikon der Schweiz. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/015988/2024-05-31/ Weitere Ressourcen zum Thema: Für alle, die genaue Zahlen und Fakten hinsichtlich der Zeitverwendung von Österreicher:innen nachlesen wollen: Zeitverwendungsstudie 2021/22 der Statista Austria (wird alle 13 Jahre erfasst): https://www.statistik.at/fileadmin/user_upload/ZVE_2021-22_barrierefrei.pdf Zum Hören: Podcast: Danke für Nichts – der feministische Podcast über Care und Wirtschaft: https://open.spotify.com/show/4FzmYdbrFf8yGjmKH1cQKh Der Female Leadership Podcast – Warum der Wert unbezahlter Arbeit zählen muss – Interview mit Volkswirtin Marilyn Waring: https://female-leadership-academy.de/podcast/episode-251-feministische-oekonomie/ Zum Lesen/Belletristik: Lügen über meine Mutter von Daniela Dröscher | Ein Roman über Selbstbestimmung, subtile Gewalt, aber auch über Verantwortung und Fürsorge, der zeigt, mit welch perfiden Mitteln unsere Gesellschaft Frauen in ein enges Korsett der Fremdzuschreibungen zu zwängen versucht. https://www.kiwi-verlag.de/buch/daniela-droescher-luegen-ueber-meine-mutter-9783462006575 Und alle so still von Mareike Fallwickl | „Es ist der Beginn einer Revolte, bei der Frauen nicht mehr das tun, was sie immer getan haben. Plötzlich steht alles infrage, worauf unser System fußt.“ https://www.rowohlt.de/buch/mareike-fallwickl-und-alle-so-still-9783498002985 Zum Lesen/Sachbuch: Ein Überblick über aktuelle, feministische Themen für Einsteiger:innen: Frauen schulden dir gar nichts. Von Florence Given https://bookbot.at/g/3670240/b/6905553?gad_source=1&gclid=CjwKCAjwzIK1BhAuEiwAHQmU3iHVS1C46KsJUn1MtTPn3kr3mVhfoAN3RvcDC2OM1xE0-x7FdnEMwxoCdhQQAvD_BwE Zur fachlichen Vertiefung in die feministische Ökonomie: Feministische Ökonomie – eine Einführung. Von Bettina Haidinger und Käthe Knittler https://www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/A1039675152?ProvID=11010474&gad_source=1&gclid=CjwKCAjwzIK1BhAuEiwAHQmU3ita_b-ZypcWo4vLONIlCHW2yBIIAgBmJTXBL5-EdSRe5wus6XFsCBoC5iQQAvD_BwE
Female Empowerment Stammtisch - alle 2 Monate, am letzten Mittwoch im Monat “When we support each other, amazing things happen!” Zeit & Ort 26.03.25 , 19:00 – 22:00 Location: TBA Über die Veranstaltung Wir wollen das Thema Female Entrepreneurship & Leadership in Tirol weiter vertiefen und vorantreiben und veranstalten dazu am letzten Mittwoch alle zwei Monate einen Stammtisch. An diesen Abend erwarten euch spannende Keynotes und Raum für Austausch & Inspiration in einer lockeren Atmosphäre. Du interessierst dich für das Thema Female Empowerment & Entrepreneurship? Spielst mit dem Gedanken selber zu gründen und/oder bist Unternehmerin, Führungskraft, Managerin? Dann bist du hier genau richtig! Um Verwirrung vorzubeugen: All gender are welcome! Das Thema Female Empowerment geht uns alle an. Wir wollen alle ermutigen das Thema voranzutreiben, egal ob schon Expert:in oder neu auf dem Gebiet! By Startup.Tirol, Kreativland & Impact Hub Tirol
Cora ist Mitglied des Impact Hub Tirols und Teil des Teams von Brand New Bundestag. Als unabhängige Graswurzel-Organisation setzten sie sich für frischen Wind in den Parlamenten ein, indem sie Menschen auf dem Weg in die Politik unterstützen. Das Ziel: Parlamente, die alle Teile unserer Gesellschaft repräsentieren sowie progressive Politik, die gemeinsam mit der Zivilgesellschaft mutige Lösungen für die drängendsten Probleme unserer Zeit findet. Sie lebt in Innsbruck und Berlin. Innsbruck kommt gerade aus der heißen Phase des Intensivwahlkampfes zur Gemeinderatswahl und Bürgermeisterwahl für die Stadt (An dieser Stelle herzlichen Glückwunsch an die frisch gebildete Caprese Koalition und gutes Gelingen!). Die nächsten Wahlplakate ließen aber nicht lange auf sich warten, denn jetzt schon diese Woche steht die EU-Wahl ins Haus, und bevor ihr euch zurücklehnt: Österreich wählt im Herbst einen neuen Nationalrat. Aber nicht (nur) wegen Innsbruck wird 2024 als Superwahljahr bezeichnet: Weltweit werden in diesem Jahr rund 4,2 Milliarden Menschen zur Wahlurne gebeten. In rund 30 Staaten werden neue Präsident*innen gewählt, in etwa 20 weiteren Ländern wird die Zusammensetzung des Parlaments neu bestimmt, insgesamt stehen mehr als 70 Wahlen an. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Ländern, in denen 2024 gewählt wird. 2024 wird also zu Recht als „Superwahljahr“ bezeichnet. Jedoch gilt hier zu beachten: Nicht alle diese Wahlen werden frei und fair sein und nicht alle Staaten, die Wahlen abhalten, sind liberale Demokratien. Ein großer Anteil kommt aus der Europäischen Union, denn hier sind diese Woche vom 6.-9. Juni über 440 Millionen Europäer*innen aufgerufen an der Wahl zum Europäischen Parlament teilzunehmen. Angelehnt an die Wahlgrundsätze in Deutschland ist die Wahl: Allgemein, weil alle Bürger*innen ein Stimmrecht besitzen – unabhängig von ihrem Geschlecht, Einkommen, Konfession, Beruf oder politischen Überzeugung. Unmittelbar, da die Wähler*innen die Abgeordneten direkt – sprich unmittelbar – wählen. Es gibt keine „Wahlmänner“ wie z.B. in den USA. Frei, da Bürger*innen in ihrer Wahlentscheidung nicht beeinflusst oder unter Druck gesetzt werden. Dazu gehört auch, dass es keinen Wahlzwang gibt und alle Bürger*innen frei darin sind, ob sie an einer Wahl teilnehmen. Gleich, weil jede Stimme gleich viel zählt. Oder wie es im Englischen auch heißt: One (wo)man – one vote. Geheim, weil sichergestellt wird, dass ein*e Wähler*in unbeobachtet die Wahl treffen kann. Aber was hat das alles jetzt mit Zähneputzen zu tun? Vielleicht sind sie euch auch schon begegnet, die kurzen Videos auf Social Media, in denen Prominente plötzlich vor einem stehen und sich einfach die Zähne putzen. Am Schluss kommt der Satz: „Wählen gehen ist wie Zähne putzen, wenn man es nicht macht, wird es braun!“ Die Kampagne, welche von Fridays for Future gestartet wurde, appelliert an die Weisheit, die unsere Eltern uns als Kindern eingebläut haben: Wenn wir unsere Zähne nicht putzen, dann kommen Karius und Baktus und fallen über die Zähne her, bauen große braune Löcher, die schmerzvoll sind und eine noch viel schmerzvolle Behandlung nach sich ziehen. Deshalb, liebe Kinder, ordentlich die Zähne putzen. Und naja das ist beim Wählen gehen wirklich genauso. Wir kennen alle das Rechen- Beispiel, was passiert, wenn wenig Wahlberechtige wählen gehen. Falls ihr es nicht kennt, hier nochmal kurz zusammengefasst: Gehen 100 Menschen zur Wahl und 20 davon wählen die Partei PPH [Pro Pizza Hawaii], dann bekommt diese 20%. Gehen aber nur noch 60 der 100 Menschen zur Wahl, aber immer noch alle 20 wählen die Partei PPH, dann erhält die Pro Pizza Hawaii ~33 % der Stimmen. Das kann man weiter hochrechnen aber das Ergebnis bleibt gleich: Nicht-wählen beeinflusst den Ausgang der Wahl bedeutend. Nur leider geht es nicht um die gern diskutierte Pizza Hawaii sondern um rechte Politik. Das extrem rechte Lager ist sehr gut darin, seine Wähler*innen zur Stimmabgabe zu motivieren. Die anstehende Europawahl 2024 könnte ein weiteres politisches Erdbeben auslösen. In Umfragen zeichnet sich ab, dass EU-skeptische, rechtspopulistische oder (extrem) rechte Parteien weiter an Stimmen gewinnen – und damit an Einfluss im Europäischen Parlament. Je weniger Menschen insgesamt wählen gehen, umso besser für die Rechtsextremen: Ihr Anteil an Stimmen steigt und sie erhalten mehr Sitze. Bei der letzten Europawahl lag der Anteil der Nichtwähler*innen bei ~40% in Österreich. Was gegen einen Rechtsruck hilft: Eine Stimme für eine demokratische Partei! Und ihr denkt euch jetzt, ja ich geh ja eh immer wählen, was soll ich denn noch machen? Jetzt so kurz vor der Wahl, bleibt vor allem eines: Mit Menschen reden. Bei einer Nicht-Wähler*innnen Quote von 40% müssen wir alle Personen kennen, die nicht zur EU-Wahl gehen. Also redet mit den lieben Menschen in eurem Umfeld, sprecht über Gründe oder Unsicherheiten, findet gemeinsam Antworten oder formuliert zumindest Fragen. Und ansonsten dürfen wir alle gemeinsam nur noch hoffen, dass das Wetter am Sonntag in Innsbruck nicht zu gut wird, dass die Leute vor lauter Berg kein Wahllokal sehen 😉 Kommt da jetzt noch was Positives? Es wäre kein Blogartikel des Impact Hub Tirols, wenn nicht noch etwas Positives kommen würde (und eine Moral-Keule, aber versprochen nur ganz klein!). Was mir persönlich auch in diesen rauen Zeiten, bei all der Entwicklungen, die wir gerade sehen, und der Gefahr, die von rechts ausgeht, extrem Kraft gibt, sind unsere Kandidierenden, mit denen wir bei Brand New Bundestag arbeiten dürfen. Zu sehen, dass sich Menschen aus der Mitte der Gesellschaft für uns alle engagieren und persönlich dabei viel in Kauf nehmen, weil sie den Anspruch haben eine bessere Zukunft für alle zu ermöglichen motiviert mich richtig. Und solche Personen wie unsere Kandidierenden, die gibt es wirklich überall. Gerade haben wir mit zehn Partnerorganisationen gemeinsam für die EU-Wahl eine überparteiliche Liste zusammengestellt. Auf dieser Liste stehen 100 Kandidierende aus 10 Ländern, die am Sonntag zur Wahl stehen und alle eines gemeinsam haben: Sie wollen sich für zukunftsorientierte Politik im EU-Parlament einsetzen. Was diese Menschen vereint, was uns beim Impact Hub vereint, ist der Glaube daran, dass wir ein System bauen können, in dem es uns allen gut geht. Darauf wollen sie einwirken, oder wie man hier im Kontext sagt: Impact erzielen. Aber wie immer beim Impact, schaffen wir das nur zusammen. Lasst uns also gemeinsam für diesen Impact einsetzen: Nicht nur im Ökosystem des Impact Hubs, nicht nur im Bereich vom Sozialunternehmer*innentum, sondern auch als demokratische Gesellschaft. Wir müssen wieder anfangen, die Demokratie als etwas zu begreifen, dessen Teil wir alle sind: Demokratie ist kein Selbstzweck, sie existiert nicht einfach so, sondern wir alle sind Akteur*innen der Demokratie. Und wie es sich gestaltet, ein*e Akteur*in der Demokratie zu sein, das dürfen wir alle selbst definieren. Die Menschen, die wir alle sind, sind aktive Teile in der Demokratie, und wir müssen wieder besser verstehen, was unsere Demokratie auszeichnet und wie wir alle mit dem was wir tun, darauf einzahlen. Und wenn wir uns als diese Menschen identifizieren, uns miteinander vernetzen und Banden bilden, dann bin ich überzeugt, dass wird das mit der lebenswerten Zukunft für alle auf jeden Fall schaffen können. Und jetzt genug moralisiert: Ab zur Wahl! Weitere Inforationen zu unserer EU Future 100: https://brandnewbundestag.de/eu-future-100
Innsbruck kommt gerade aus der heißen Phase des Intensivwahlkampfes zur Gemeinderatswahl und Bürgermeisterwahl für die Stadt (An dieser Stelle herzlichen Glückwunsch an die frisch gebildete Caprese Koalition und gutes Gelingen!). Die nächsten Wahlplakate ließen aber nicht lange auf sich warten, denn jetzt schon diese Woche steht die EU-Wahl ins Haus, und bevor ihr euch zurücklehnt: Österreich wählt im Herbst einen neuen Nationalrat. Aber nicht (nur) wegen Innsbruck wird 2024 als Superwahljahr bezeichnet: Weltweit werden in diesem Jahr rund 4,2 Milliarden Menschen zur Wahlurne gebeten. In rund 30 Staaten werden neue Präsident*innen gewählt, in etwa 20 weiteren Ländern wird die Zusammensetzung des Parlaments neu bestimmt, insgesamt stehen mehr als 70 Wahlen an. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Ländern, in denen 2024 gewählt wird. 2024 wird also zu Recht als „Superwahljahr“ bezeichnet. Jedoch gilt hier zu beachten: Nicht alle diese Wahlen werden frei und fair sein und nicht alle Staaten, die Wahlen abhalten, sind liberale Demokratien. Ein großer Anteil kommt aus der Europäischen Union, denn hier sind diese Woche vom 6.-9. Juni über 440 Millionen Europäer*innen aufgerufen an der Wahl zum Europäischen Parlament teilzunehmen. Angelehnt an die Wahlgrundsätze in Deutschland ist die Wahl: Allgemein, weil alle Bürger*innen ein Stimmrecht besitzen – unabhängig von ihrem Geschlecht, Einkommen, Konfession, Beruf oder politischen Überzeugung. Unmittelbar, da die Wähler*innen die Abgeordneten direkt – sprich unmittelbar – wählen. Es gibt keine „Wahlmänner“ wie z.B. in den USA. Frei, da Bürger*innen in ihrer Wahlentscheidung nicht beeinflusst oder unter Druck gesetzt werden. Dazu gehört auch, dass es keinen Wahlzwang gibt und alle Bürger*innen frei darin sind, ob sie an einer Wahl teilnehmen. Gleich, weil jede Stimme gleich viel zählt. Oder wie es im Englischen auch heißt: One (wo)man – one vote. Geheim, weil sichergestellt wird, dass ein*e Wähler*in unbeobachtet die Wahl treffen kann. Aber was hat das alles jetzt mit Zähneputzen zu tun? Vielleicht sind sie euch auch schon begegnet, die kurzen Videos auf Social Media, in denen Prominente plötzlich vor einem stehen und sich einfach die Zähne putzen. Am Schluss kommt der Satz: „Wählen gehen ist wie Zähne putzen, wenn man es nicht macht, wird es braun!“ Die Kampagne, welche von Fridays for Future gestartet wurde, appelliert an die Weisheit, die unsere Eltern uns als Kindern eingebläut haben: Wenn wir unsere Zähne nicht putzen, dann kommen Karius und Baktus und fallen über die Zähne her, bauen große braune Löcher, die schmerzvoll sind und eine noch viel schmerzvolle Behandlung nach sich ziehen. Deshalb, liebe Kinder, ordentlich die Zähne putzen. Und naja das ist beim Wählen gehen wirklich genauso. Wir kennen alle das Rechen- Beispiel, was passiert, wenn wenig Wahlberechtige wählen gehen. Falls ihr es nicht kennt, hier nochmal kurz zusammengefasst: Gehen 100 Menschen zur Wahl und 20 davon wählen die Partei PPH [Pro Pizza Hawaii], dann bekommt diese 20%. Gehen aber nur noch 60 der 100 Menschen zur Wahl, aber immer noch alle 20 wählen die Partei PPH, dann erhält die Pro Pizza Hawaii ~33 % der Stimmen. Das kann man weiter hochrechnen aber das Ergebnis bleibt gleich: Nicht-wählen beeinflusst den Ausgang der Wahl bedeutend. Nur leider geht es nicht um die gern diskutierte Pizza Hawaii sondern um rechte Politik. Das extrem rechte Lager ist sehr gut darin, seine Wähler*innen zur Stimmabgabe zu motivieren. Die anstehende Europawahl 2024 könnte ein weiteres politisches Erdbeben auslösen. In Umfragen zeichnet sich ab, dass EU-skeptische, rechtspopulistische oder (extrem) rechte Parteien weiter an Stimmen gewinnen – und damit an Einfluss im Europäischen Parlament. Je weniger Menschen insgesamt wählen gehen, umso besser für die Rechtsextremen: Ihr Anteil an Stimmen steigt und sie erhalten mehr Sitze. Bei der letzten Europawahl lag der Anteil der Nichtwähler*innen bei ~40% in Österreich. Was gegen einen Rechtsruck hilft: Eine Stimme für eine demokratische Partei! Und ihr denkt euch jetzt, ja ich geh ja eh immer wählen, was soll ich denn noch machen? Jetzt so kurz vor der Wahl, bleibt vor allem eines: Mit Menschen reden. Bei einer Nicht-Wähler*innnen Quote von 40% müssen wir alle Personen kennen, die nicht zur EU-Wahl gehen. Also redet mit den lieben Menschen in eurem Umfeld, sprecht über Gründe oder Unsicherheiten, findet gemeinsam Antworten oder formuliert zumindest Fragen. Und ansonsten dürfen wir alle gemeinsam nur noch hoffen, dass das Wetter am Sonntag in Innsbruck nicht zu gut wird, dass die Leute vor lauter Berg kein Wahllokal sehen 😉 Kommt da jetzt noch was Positives? Es wäre kein Blogartikel des Impact Hub Tirols, wenn nicht noch etwas Positives kommen würde (und eine Moral-Keule, aber versprochen nur ganz klein!). Was mir persönlich auch in diesen rauen Zeiten, bei all der Entwicklungen, die wir gerade sehen, und der Gefahr, die von rechts ausgeht, extrem Kraft gibt, sind unsere Kandidierenden, mit denen wir bei Brand New Bundestag arbeiten dürfen. Zu sehen, dass sich Menschen aus der Mitte der Gesellschaft für uns alle engagieren und persönlich dabei viel in Kauf nehmen, weil sie den Anspruch haben eine bessere Zukunft für alle zu ermöglichen motiviert mich richtig. Und solche Personen wie unsere Kandidierenden, die gibt es wirklich überall. Gerade haben wir mit zehn Partnerorganisationen gemeinsam für die EU-Wahl eine überparteiliche Liste zusammengestellt. Auf dieser Liste stehen 100 Kandidierende aus 10 Ländern, die am Sonntag zur Wahl stehen und alle eines gemeinsam haben: Sie wollen sich für zukunftsorientierte Politik im EU-Parlament einsetzen. Was diese Menschen vereint, was uns beim Impact Hub vereint, ist der Glaube daran, dass wir ein System bauen können, in dem es uns allen gut geht. Darauf wollen sie einwirken, oder wie man hier im Kontext sagt: Impact erzielen. Aber wie immer beim Impact, schaffen wir das nur zusammen. Lasst uns also gemeinsam für diesen Impact einsetzen: Nicht nur im Ökosystem des Impact Hubs, nicht nur im Bereich vom Sozialunternehmer*innentum, sondern auch als demokratische Gesellschaft. Wir müssen wieder anfangen, die Demokratie als etwas zu begreifen, dessen Teil wir alle sind: Demokratie ist kein Selbstzweck, sie existiert nicht einfach so, sondern wir alle sind Akteur*innen der Demokratie. Und wie es sich gestaltet, ein*e Akteur*in der Demokratie zu sein, das dürfen wir alle selbst definieren. Die Menschen, die wir alle sind, sind aktive Teile in der Demokratie, und wir müssen wieder besser verstehen, was unsere Demokratie auszeichnet und wie wir alle mit dem was wir tun, darauf einzahlen. Und wenn wir uns als diese Menschen identifizieren, uns miteinander vernetzen und Banden bilden, dann bin ich überzeugt, dass wird das mit der lebenswerten Zukunft für alle auf jeden Fall schaffen können. Und jetzt genug moralisiert: Ab zur Wahl! Weitere Inforationen zu unserer EU Future 100: https://brandnewbundestag.de/eu-future-100
Was Bosch, Patagonia und Einhorn Kondome zu Pionierinnen macht Annika ist seit August 2023 als Community & Space Managerin Teil des Impact Hub Teams und ist fest davon überzeugt, dass soziales Unternehmertum ein entscheidender Schlüssel für gesellschaftlichen Wandel ist. Während ihres Studiums sammelte sie Berufserfahrung in einem Start-Up, das zirkuläres Wirtschaften vorantreibt. Für sie spielen eine praxisnahe Hands-On-Mentalität und die Verbindung zur realen Welt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Business als Hebel für nachhaltige Transformation zu nutzen… Unternehmen fordern in einem offenen Brief danach, Jurist:innen entwerfen neue Gesetzestexte dafür und Studierende, wie ich vor zwei Jahren, schreiben ihre Thesis darüber. Die Rede ist von Verantwortungseigentum und der Einführung einer neuen Rechtsform, die diese Art von Wirtschaften umsetzbar macht – und das stößt auf Begeisterung: Unter den Unterstützer:innen der geplanten Rechtsform finden sich Unternehmen jeden Alters (Startup bis etablierter Mittelstand) und sämtlicher Branchen (Produkthersteller bis Digital Dienstleister) wieder. Die neue Rechtsform soll es leichter machen, unternehmerisches Handeln werte- statt profitorientiert auszulegen. Erstaunlich dabei: Verantwortungseigentum ist eine Art zu wirtschaften, die innovativ, wie altbewährt ist und von Patagonia und Bosch bereits umgesetzt wird. Auf der Suche, wie wir Gemeinwohl wieder glaubhaft und ehrlich in unserem Wirtschaftssystem verankern können, bin ich darauf gestoßen und seitdem on fire. Zur Auffrischung: unser Wirtschaftssystem ist auf Maximierung von Gewinnen ausgerichtet. So wie wir es aktuell praktizieren, wird es uns nicht aus den diversen Krisen des 21. Jahrhunderts heraus helfen. Vielmehr hat uns ein permanentes Streben nach Gewinnmaximierung in genau diese Finanz-, Wirtschafts-, Umwelts- und Gesundheitskrisen geführt. Und das hat mit der Umkehrung von Mittel und Zweck im Unternehmer*innentum zu tun. Was bedeutet das? Das Hauptziel von Unternehmen (und dahinterstehenden Individuen) ist Profitmaximierung, oder um es kapitalismuskritisch auszudrücken: die Akkumulation von Kapital. Der eigentliche Zweck wirtschaftlicher Aktivitäten, für das Auskommen einer Gesellschaft zu sorgen, wird hintergründig. Der wirtschaftliche Druck und die historisch entstandene Auslegung, zugunsten der Anteilseigner zu wirtschaften, bringt eine Bandbreite an richtig miesen Auswirkungen mit sich: negative Auswirkungen auf die Umwelt, auf die Arbeitsbedingungen und die soziale Gerechtigkeit. Sowie die Ausbeutung von Arbeitskräften, Umweltzerstörung, die ungleiche Verteilung von Ressourcen und damit einhergehende gesellschaftliche Spannungen. Klar schwindet so das Vertrauen in unser Wirtschaftssystem. Von profit-first zu purpose-first Dabei haben Unternehmen eigentlich ihre ganz eigens gesteckten Ziele, die sie erreichen wollen; der Unternehmenszweck oder auf englisch Corporate Purpose. Hier eine Auswahl an Marken und ihrem Purpose, der durch ihre wirtschaftliche Aktivität erzielt werden soll: Barbie: We exist to inspire the limitless potential in every girl. Dr. Oetker: Creating a taste of home. Deutsche Bahn: Unser innerstes Anliegen ist eine starke Schiene für Deutschland. Patagonia: We’re in business to save our home planet. Blackrock: We (exist to) help more and more people experience financial well-being. Unbestritten, dass die Statements erstmal alle gut klingen. Mit dem Wissen, dass all diese Unternehmen jedoch immer noch den Spielregeln des Kapitalismus folgen müssen, wird klar: die Priorisierung von Purpose und Gewinnerzielung kann ganz schön unterschiedlich ausgelegt werden. Kommt der Purpose, nachdem Profit erzielt wurde? Tritt er parallel dazu auf? Oder wird Profit dem Purpose untergeordnet? Fazit: Zu oft wird der Corporate Purpose als Marketinginstrument missbraucht. Dieses Verhalten erschwert es den Unternehmen, die ihren Purpose als primären Unternehmenszweck sehen, glaubhaft zu bleiben. Und genau so soll durch Verantwortungseigentum durch zwei Prinzipien für Klarheit geschaffen werden: Selbstbestimmung und Purpose-Orientierung Selbstbestimmung: Die Stimmrechte eines Unternehmens sind weder vererblich noch verkäuflich. Das Unternehmen kann nicht zum Spekulationsgut werden, die Stimmrechte liegen stets bei Unternehmer:innen, die mit dem Unternehmen und dessen Mission direkt verbunden sind: Treuhänder bzw. Stewards, keine Fremd-Eigentümer. Purpose-Orientierung: Gewinne werden als Mittel zum Zweck betrachtet und nicht als Selbstzweck. Der im Unternehmen geschaffene Wert kann nicht zum persönlichen Nutzen der Eigentümer:innen entnommen werden. Stattdessen werden Gewinne reinvestiert, zur Deckung von Kapitalkosten verwendet oder gespendet, um den Zweck des Unternehmens zu unterstützen. Da es im deutschen Gesellschaftsrecht noch keine Rechtsform gibt, die Verantwortungseigentum unkompliziert umsetzbar macht, wird sich bisher mit verschiedenen Modellen beholfen. Den Einzel- und Doppelstiftungsmodellen und dem Veto-Share Modell. Bosch ist ein Beispiel für ein Unternehmen mit Doppelstiftungsmodell. Kleine Randnotiz: Dieses Doppelstiftungsmodell forderte 40 verschiedene Anwält:innen die 22 Jahre lang für Bosch ein Stiftungsmodell erarbeiteten. Aufgrund dieses Aufwandes erscheint die Umsetzung der Stiftungsmodelle für kleine, dynamische Start-Ups und mittelständische Unternehmen kaum umsetzbar. Solange es die neue Rechtsform also noch nicht gibt, bietet die Purpose Stiftung mit dem Veto-Anteil Modell eine Lösung. Alle Unternehmen, die in Verantwortungseigentum überführt werden oder direkt darin gründen möchten, übergeben 1% der Stimmrechte an die Purpose Stiftung. Im Falle eines Unternehmensverkauf, oder einer Satzungsänderung, welche die Trennung von Stimm- und Dividendenrechten unterminieren würde, kann die Stiftung Veto einlegen. Klar ist: Es braucht eine neue Rechtsform, die Verantwortungseigentum einfach umsetzbar macht. In Deutschland ist das auch schon angedacht. Der Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien sieht eine Rechtsform vor, die die GmbH mit gebundenem Vermögen ermöglichen soll. Für wen das Ganze? Der Mittelstand braucht mehr Optionen, damit Nachfolgefragen individuell passend gestaltet werden kann. Die Eigentümerposition soll dadurch auch für Menschen unabhängig der genetischen Familie geöffnet werden. Start-ups einer neuen Generation streben keinen Exit an, sondern wollen langfristig agierende mittelständische Unternehmen auf gelebten Werten aufbauen. Eine wachsende Zahl benötigt dafür den passenden rechtlichen Rahmen. Sozialunternehmen brauchen die Möglichkeit, gewerblich zu wirtschaften und dabei sicherzustellen, dass Unternehmensvermögen und Gewinne dem Unternehmenszweck und ihrer Mission dienen. Das Revolutionäre am Verantwortungseigentum? Es ist die Entscheidungsgrundlage, die sich fundamental ändert, sobald die Gewinne nicht mehr privatisiert werden dürfen. Unternehmen gehören sich selbst, ihr Zweck steht im Vordergrund. Kritiker:innen stellen gerne in Frage, ob die Auslegung der Eigentumsstruktur von Unternehmen tatsächlich zu nachhaltigerem Wirtschaften führt. Berechtigt. Aber: ich halte dagegen. In uns Menschen steckt das Gute. Lieber würden wir Menschen fair bezahlen, statt Kinder für uns produzieren zu lassen. Lieber würden wir Tiere artgerecht auf der Weide schlachten lassen, statt massenhaft in furchtbaren Schlachthöfen. Lieber würden wir regionales Essen für unsere Kitas und Krankenhäuser beziehen, anstatt Tiefkühlware zu importieren. Davon bin ich überzeugt. Klar ist: wir brauchen eine Rechtsform für Verantwortungseigentum, um den Einstieg in ein neues Wirtschaften zu ermöglichen und der Doktrin der Profitmaximierung ein gutes Leben für alle entgegenzusetzen. Ein „Fundamental re-Framing on how we do business“ (Michael Porter) ist nötiger denn je und Verantwortungseigentum ein sinnvoller Schritt in diese Richtung. Eine Neuauslegung der Ziele und dem Sinn des Wirtschaftens wird von den Unternehmen, die bereits in Verantwortungseigentum sind, eindrücklich und konstruktiv vorgelebt. So kann es zu einem Wettbewerb unter neuen Bedingungen kommen, bei welchem die erfolgreichsten Akteur:innen diejenigen sind, von denen am meisten gesellschaftlicher Mehrwert ausgeht. Neugierig? Hier gibt’s weitere Ressourcen zum Thema Für einen generellen Überblick: “Corporate Purpose – Das Erfolgsrezept der Zukunft” (Bruns, Jeromin, 2020) Verantwortungseigentum (engl. Steward-Ownership) von Patagonia Gründer Yvon Chouinard auf den Punkt gebracht: https://eu.patagonia.com/at/de/ownership/ Weiterführende Infos zur angestrebten Rechtsform: https://www.neue-rechtsform.de/rechtsform/ Wie sich die schwierige Nachfolgefrage von Mittelständliern mit Verantwortungseigentum lösen lässt: https://www.ardmediathek.de/video/ard-mittagsmagazin/verantwortungseigentum/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2FyZC1taXR0YWdzbWFnYXppbi83MGYwM2E0Ny0yOTc1LTQyNjctYTIxNC1kZDdhOWI1YjNjMjc Eckpunkte Papier der Stiftung Verantwortungseigentum für eine Gesellschaft mit gebundenem Vermögen als eigenständige Rechtsform: https://stiftung-verantwortungseigentum.de/fileadmin/user_upload/12_sve_eckpunktepapier_gmgv_stand__11.07.2023.pdf
Oh, hello there! I’m Viktoria but people call me Viko. I would describe myself as a Tyrolean pioneer, passionate intrapreneur, bookworm, and social butterfly who values (lifelong) learning, innovation, and empowerment of people and organizations. With over four years of dedicated engagement in the startup and innovation ecosystem, I had the privilege to curate impactful programs, foster vibrant communities, and co-create and learn from over 300 companies and I don’t know how many inspiring human beings along the way. Now I’m ready for a new chapter and I can’t wait to put all my knowledge and experience in my new role as Learning & Development Manager at Westwing. I truly believe that in an ever-changing world, developing a learning mindset and working in an organization that proactively encourages and invests in creating a learning culture is more critical than ever. In this article, I want to share some of my beliefs and insights when it comes to the significance of Learning and Development in organizations. Learning is needed to facilitate collaboration and partnerships for survival and growth. If we can learn effectively and apply what we learn, we will become better in every aspect. Individuals will unleash their potential and accomplish what they aspire to; organizations will realize their visions and achieve their strategic objectives; government agencies will satisfy their customers and improve the quality of life for their citizens; ultimately, we will become life-long learning nations. THE CHALLENGE Learning is complicated because people and organizations learn in different ways and at different speeds. There is no “one-size-fits-all” approach to learning. Learning is a continuous process that must be pursued strategically and embedded operationally in the workplace. Organizations have got to understand the bigger picture of Learning & Development, which is about total personal development. It’s not just about skills for the short term but the longer-term development of individuals focused on adaptability, satisfaction, health, productivity, and what people want to learn and how they want to learn it. WHY COMPANIES SHOULD INVEST IN LEARNING AND DEVELOPMENT I am a firm believer that learning and development is every organization’s secret weapon in building the ideal workplace and workforce. Learning & Development initiatives focus on empowering employees’ personal and professional growth and ultimately drive both individual and organizational success. Those activities come in many shapes and sizes, including social learning, leadership training programs, mentoring opportunities, career development plans, and many more. As a founder or CEO, you may ask yourself the following questions: Why should I invest in Learning & Development initiatives? What would be the return on investment? How does it positively impact both employees and the organization as a whole? How can I start, track, and measure those activities? All legitimate questions. Here’s my point of view on how L&D positively impacts both employees and the organization as a whole: 1. L&D impacts satisfaction and well-being in the workplace. When employees receive the right tools, resources, and training they become better equipped to handle challenges and are more likely to feel valued by the organization. This can help to foster a sense of belonging and meaning, leading to increased satisfaction and reduced burnout and mental health issues. 2. L&D boosts a creative, innovative, and strong work culture. When the organization is on a continuous learning journey, they’re not just gathering skills; they’re encouraged to think creatively and explore new ideas and are more likely to come up with innovative solutions that can help an organization grow. 3. L&D boosts empowerment, performance, and alignment. It stands to reason that if you have 10 highly well-trained and efficient employees, they can often do the same as 15 untrained, unmotivated, and uninspired employees. Engaged, committed, and motivated team members bring their best selves to work every day. They are loyal, hardworking, and will more readily take ownership and accountability. 4. L&D boosts employee retention and attracts top talent. People want more than fat paychecks and flashy benefits. Investing in people (development) can lead to higher employee retention rates, attract high-quality talent, and reduce employee costs (recruitment and onboarding), as individuals are more likely to stay with a company that values their potential and growth. 5. L&D prepares organizations for the future and employees to be the leaders of the future. Organizations that invest in innovative and learner-centric approaches to skill development will be better equipped to adapt to change, remain competitive, and support the growth and success of their employees. HOW TO GET STARTED WITH LEARNING & DEVELOPMENT Implementing an L&D strategy or initiatives in an organization requires careful planning, execution, and evaluation. Here are some of the essential elements to consider when implementing a L&D strategy. 1. Define goals, outcomes, and metrics. Ask yourself the following questions: What are your organization’s goals, priorities (OKRs), and vision? How can a L&D strategy help your team realize them? Before you launch anything, determine which outcome you want to achieve and which metrics you’ll be using to measure success and impact. Metrics could be learning engagement, training cost per employee, knowledge retention, the impact of training on performance, and training feedback. 2. Identify skill and learning needs. It is highly recommended to define the specific skills and learning needs of employees based on their job roles and responsibilities. Conduct a thorough assessment of their current skills and knowledge through interviews, performance evaluations, or surveys. 3. Check L&D inventory and your budget. Review all of the current L&D materials to determine what you need to improve, rework, add or remove. Think about how much budget is available and how you want to allocate it (budget per employee, project-based allocation, needs-based allocation…). 4. Define a training plan & choose suitable learning and development methods. Prioritize the identified learning needs based on their relevance to the company’s goals and objectives and develop a comprehensive training plan. Determine which methods (traditional classroom-style training, virtual training, coaching…) are most relevant and effective for your organization and employees. Consider learning styles, exhaustion level of your employees (less is more!), cost, and time required. 5. Plan and execute the process and customize your programs. Successful learning and development need to be carefully planned, customized, and executed. What will take place? Who will be involved? Who are the participants? Who are the trainers or facilitators? How long will it take? Where will it take place? 6. Evaluate, review, and reflect. Did training boost knowledge levels and the application of that knowledge to employees’ work, and if so, how did that bring business impact? Did it herald a change in employee behavior, resulting in a more motivated, engaged, and confident workforce? Did it close skills gaps, knowledge gaps, or behavioral gaps? Did it help in developing business-critical capabilities in employees? Regular evaluations of the effectiveness of the programs should be conducted to ensure that they are meeting their objectives. Feedback from employees can also help in improving future training initiatives. 7. Celebrate learning success stories. Praise and celebrate people’s efforts to learn. Sharing the learning success stories of employees will help to cultivate a learning culture and inspire other employees to learn and grow. The last thing I want to say is: It doesn’t matter if you’re running a business or if you’re employed. Learning and Development happen top-down and bottom-up. Every day is a new learning for all of us, but what matters most is how we cultivate a growth mindset and how we shape learning cultures in our organizations. Act on it! I appreciate you reading this article to the end. Feel free to reach out to me if you want to talk about it. Further resources on the topic: ● The Learning-Driven Business: How to Develop an Organizational Learning Ecosystem by Alaa Garad & Jeff Gold ● Build a Company Learning and Development Program: https://www.linkedin.com/learning/paths/build-a-company-learning-and-development-program ● Your Guide to the L&D Metrics That Matter for Proving the ROI of Learning: https://www.linkedin.com/pulse/your-guide-ld-metrics-matter-proving-roi-learning-blake-proberts-e88of/
Martin Hörtnagl ist Experte für nachhaltige Entwicklung, zertifizierter Systemischer Teamcoach, Prozess- u. Unternehmensbegleiter. Er ist Mitglied und war Teil des Gründungsteams von Impact Hub Tirol, der weltweit größten Community für Impact Entrepreneurship. Darüber hinaus ist er als Bildender Künstler mit ökosozialen Themenstellungen tätig und verfügt eine über 20 jährige Erfahrung als erfolgreicher Unternehmer. Was macht dein Unternehmen, dein Start-up, deine Geschäftsidee wertvoll und einzigartig? Diese Frage mag zunächst komisch und schwierig erscheinen. Vielleicht denkst du zuerst an finanzielle Aspekte und dann darüber nach, was es bedeuten würde, dein Unternehmen aufzugeben und was du dabei verlieren könntest. Es wird schnell klar, dass der wahre Wert eines Unternehmens nicht nur in Zahlen und Bilanzen liegt, sondern auch in den Werten, die es verkörpert. Vielleicht ist es die Leidenschaft und Hingabe, mit der du jeden Tag an deinem Unternehmen arbeitest. Vielleicht sind es die loyalen Mitarbeiter, die mit dir durch dick und dünn gehen. Vielleicht sind es die Beziehungen zu Kunden und Partnern, die auf Vertrauen und Respekt basieren. Was auch immer deinem Unternehmen Wert verleiht, es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein und es zu schätzen. Denn letztendlich sind es diese Werte, die den wahren Erfolg deines Unternehmens ausmachen. Geld kann kommen und gehen, aber die Werte, die dein Unternehmen ausmachen, sind unersetzlich. Ich spreche aus Erfahrung! Als ich 2007 mit zwei Partnern ein Unternehmen gründete, hatte ich große Pläne. Ich war bereits seit 10 Jahren als Einrichter, Planer und Innenarchitekt tätig. Das neue Unternehmen sollte mir mehr Freiheiten für meine berufliche und persönliche Entwicklung bringen. Doch was als Nebengeschäft begann, entwickelte sich schnell zu einem sehr erfolgreichen Unternehmen mit Filialen, Großhandelsschiene und eigenen Produktlinien. Rückblickend waren wir damals von Werten wie Einzigartigkeit, Gewinnstreben, Kreativität und Bedeutung sehr getrieben. Als dann 2018 schwerwiegende Fehler im Geschäftsführerteam auftauchten, konnten wir sie nicht aus der Welt schaffen. Ein weiterer wichtiger Wert, „Vertrauen“, konnte nicht mehr hergestellt werden. Nach intensiven Verhandlungen beschlossen einer meiner damaligen Partner und ich, einem jahrelangen Rechtsstreit aus dem Weg zu gehen und das Unternehmen zu verlassen. Der Ausstieg war hart, vor allem weil wir die Gemeinschaft verlassen mussten und die Mitarbeiter zurückließen. Aus dieser Erfahrung habe ich gelernt: Es lohnt sich umso mehr, sich bewusst mit den Werten und deren Bedeutung auseinanderzusetzen und sie aktiv zu leben. Gut möglich, dass wir diese harte Bruchlandung damals hätten verhindern können. Heute führen wir alle drei Unternehmen mit sehr unterschiedlichen Haltungen und Wertvorstellungen. Als Unternehmenscoach mit den Schwerpunkten Unternehmenskultur und Nachhaltigkeit höre ich oft in Zusammenhang mit Unternehmenswerten Aussagen wie „Wir wissen doch, wofür wir stehen“ oder „Keine Zeit und Geld für solche Spielchen“. Ich glaube, dass viele Führungskräfte das Potenzial unterschätzen, das in einem klaren Wertesystem liegt. Dabei leben sie tagtäglich von und mit den Werten, ohne es vielleicht wirklich zu realisieren. Zudem sind auch klar formulierte Werte ein wichtiger Bestandteil und Quell für Handlungsfelder und Maßnahmen einer nachhaltigen Entwicklung und einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie. Studien zeigen, dass Arbeitnehmer und Kunden zunehmend Wert auf eine werteorientierte und verantwortungsbewusste Unternehmensführung legen. Unternehmen, die ihre Werte authentisch leben, können nicht nur die Bindung und Motivation ihrer Mitarbeiter stärken, sondern auch das Vertrauen und die Loyalität ihrer Kunden gewinnen. Die beliebtesten Unternehmenswerte Es ist ratsam, sich frühzeitig, am besten von Anbeginn sich mit den eigenen Werten und der Unternehmenskultur auseinanderzusetzen. Typische Situationen, in denen dies besonders sinnvoll ist, sind: • bei Neugründung (Start-up, Gründer:innen) einer Organisation oder eines Unternehmens, unabhängig von der Größe oder Art der Organisation. • wenn kein einheitliches Verständnis der zentralen Werte vorhanden ist und die Unternehmenskultur nicht transparent ist. • wenn zwar Werte existieren, diese jedoch nicht gelebt werden und kein wirksames Leitbild vorhanden ist. • wenn die Werte in schwierigen Situationen nicht standhalten oder Konflikte aufzeigen, dass sie nicht konsequent gelebt werden. Durch die gelebten Werte und das klare Leitbild können langfristige Erfolge erzielt werden: • Stärkung der Unternehmenskultur • Verbesserung der Zusammenarbeit und Kommunikation im Team • Steigerung der Motivation und Identifikation der Mitarbeiter:innen mit dem Unternehmen • Grundlage für eine erfolgreiche Branding- und Marketingstrategie • klar definierte Außenwirkung aller Stakeholder • besseres Verständnis für die eigenen Kunden-Zielgruppe • Orientierung für nachhaltige Entwicklung und in die Zukunft • Mitarbeiter:innen halten und binden (Employer Branding) Wertezuordnung Also, wenn du das nächste Mal darüber nachdenkst, was dein Unternehmen, Start-up, Verein oder Organisation wert ist, denke an die Werte, die es einzigartig und wertvoll machen. Denn am Ende des Tages sind es genau diese Werte, die den Unterschied und dein Unternehmen zu etwas ganz Besonderem machen! Martin Hörtnagl https://www.hoertnagl.com/
Protect Our Winters hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Outdoorcommunity zu vernetzen und sich gemeinsam für mehr Klimaschutz einzusetzen. Aufklärung und Kooperation stehen dabei im Fokus. Lena Öller ist freie Journalistin und seit vier Jahren POW-Mitglied. Warum und was POW genau macht, erklärt sie in diesem Text. Meine Motivation Ich liebe es, dass ich meine Freizeit in der Natur verbringen kann. Dass ich die Berge durch verschiedene Sportarten hautnah erleben und sie durch die vorhandene Infrastruktur auch auf einfachem Weg nutzen kann. Und ich möchte, dass das auch so bleibt – dass auch künftige Generationen die Berge als Naherholungsraum nutzen können, dass Tourist:innen weiterhin gerne zu uns auf Urlaub fahren und dass es auch in Zukunft viele Jobs in diesem Bereich gibt, die es vielen Leuten ja überhaupt erst ermöglichen, in dieser wunderbaren Umgebung leben zu können. Seit meiner Kindheit sehe ich, welchen Stellenwert der Wintertourismus im Westen Österreichs einnimmt. Ohne die vielen Skigebiete und die dazugehörenden Betriebe, wie Sporthändler, Skischulen, Hotels und Restaurants, aber auch die liefernden Gewerke, gäbe es in vielen Orten keine ausreichende wirtschaftliche Grundlage, um den Menschen ihren heutigen Lebensstandard zu ermöglichen. Seit meiner Kindheit sehe ich aber auch die drastischen Veränderungen, die die Klimakrise und der Wunsch nach wirtschaftlichem Wachstum mit sich bringt. Wetterereignisse werden immer unberechenbarer und Extreme immer häufiger. Die Natur wird mehr und mehr verbaut, die Skigebiete expandieren – noch ein weiterer Speicherteich, noch eine breitere Piste, noch mehr Beton in den Berg – für im Endeffekt noch mehr Geld. Ich glaube, es braucht hier ein Umdenken. Ich glaube, dass wir uns mehr dafür einsetzen sollten, das, was unsere Region besonders macht, zu bewahren. Das bedeutet, dass wir als Gesellschaft von jetzt an möglichst klimafreundlich handeln sollten und dass Entscheidungsträger:innen in Maßnahmen investieren müssen, die es uns leichter machen, nachhaltiger zu leben und im Endeffekt unseren Lebensraum und Wirtschaftsstandort langfristig sichern. Ich glaube, dass die Outdoorsportcommunity, allesamt naturverbundene Menschen mit vielen ähnlichen Interessen, einen enormen Einfluss auf Politik und Wirtschaft hat. Vor allem, wenn wir die Chance nutzen, uns zu vernetzen und gemeinsam mit anderen Stakeholdern an wirklichen Lösungen arbeiten. Protect Our Winters versucht genau das – und deshalb bin ich Mitglied. INFO: Ursprünglich stammt die Bewegung “Protect Our Winters” aus den USA, wo sie im Jahr 2007 von der Snowboard-Legende Jeremy Jones gegründet wurde. Sein Ziel war es von Beginn an, der breiten Masse eine Möglichkeit zu bieten, sich im Klimaschutz zu engagieren – und so ein Umdenken im Tourismus, der Wirtschaft und der Gesellschaft zu bewirken. Mittlerweile gibt es POW weltweit, neben dem 2014 gegründeten Chapter in Österreich finden sich in neun anderen europäischen Ländern POW-Ableger, zudem gibt es POW Europa als Dachorganisation. Wie POW arbeitet Um mehr Menschen für den Klimaschutz zu gewinnen, arbeiten wir bei POW in verschiedenen Allianzen zusammen. Die Athlete Alliance, bestehend aus Profi-Sportler:innen verschiedener Bergsport-Disziplinen, trägt durch ihre Bekanntheit die Botschaft von POW in die Welt hinaus. Gestützt wird diese Botschaft durch die Erkenntnisse der Science Alliance, ein Netzwerk von Wissenschaftler:innen, das Forschung zu den Themen Wintersport, Tourismus und Klimakrise betreibt. Die Creative Alliance hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Anliegen von POW durch Film und Fotografie näher an die Menschen zu bringen. Die neu gegründete Guides Alliance setzt sich aus aktiven Bergführer:innen sowie Ski- und Mountainbikeguides zusammen. Menschen, für welche die Berge nicht nur Leidenschaft, sondern auch fundamentale Grundlage ihres Berufs sind. Das Ziel: Offen über die Problematiken in ihrem Berufsfeld zu sprechen und Kolleg:innen sowie Kund:innen aufzuklären. Erdgespräche (c) Mitja Kobal_Greenpeace Bildung und Workshops Um die Problematik der Klimakrise und ihre Zusammenhänge mit Wirtschaft und Tourismus auch für junge Menschen greifbar zu machen, haben wir das „Hot Planet – Cool Athlete“ Programm entwickelt. Freiwillige aus den jeweiligen Regionalteams werden dabei von aktiven Athlet:innen in Schulen begleitet, um mit Kindern und Jugendlichen einen interaktiven Klimaworkshop durchzuführen. Es gilt dabei, junge Menschen sowohl für den Outdoorsport, als auch Klimaschutz zu begeistern. Für Oberstufler und Erwachsene bieten POW-Volunteers auch Climate Fresk Workshops an. Klimaworkshop (c) Mia Maria Knoll Schwerpunkt Mobilität Einer der größten Hebel, um den Bergsport schnell umweltfreundlicher zu machen, ist die Mobilität. Rund 70% der Emissionen eines durchschnittlichen Skitages entstehen alleine bei der Anreise. POW will daher alle Stakeholder dazu animieren, das Angebot der öffentlichen Anreise deutlich zu verbessern. Außerdem setzen wir uns aktiv dafür ein, die Hürde zum Wechsel auf die Öffis zu senken.In Zusammenarbeit mit dem Verein Bahn zum Berg haben wir im vergangenen Jahr zwei Öffi-Tourenführer für Nordtirol herausgebracht, die als Hilfestellung und Inspiration dienen sollen. Weitere derartige Projekte in anderen Alpenregionen befinden sich derzeit in Arbeit. Klimaschutz ist überparteilich Gute Öffiverbindungen reichen aber nicht, um die Bedrohungen der Klimakrise in den Griff zu bekommen. Wir zeigen daher bei Podiumsdiskussionen sowie in Gesprächen mit Politiker:innen und der Wintersportindustrie vernünftige Rahmenbedingungen für eine klimafreundliche Ausübung des Winter- und Outdoorsports auf. Mit Kampagnen und Petitionen versuchen wir außerdem, die Klimakrise und die Forderungen von POW mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen. Bisherige Erfolge Große mediale Aufmerksamkeit erzielte unsere Petition an den internationalen Skiverband FIS, in dem wir eine ambitionierte Nachhaltigkeitsstrategie forderten. Auch das im Sommer 2023 durchgeführte Gletscherbegräbnis war ein voller Erfolg für die Organisation. POW Austria hat den größten Gletscher Österreichs symbolisch beerdigt, weil die Gletscherzunge der Pasterze schon bald abreißen und der Großteil dann nur mehr aus Toteis bestehen wird. Die Aktion fand in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen und Vertreter:innen der Kirche statt. POW-Geschäftsführer Moritz Nachtschatt erklärt unsere überparteiliche Herangehensweise so: „Klimaaktivismus findet oft in einer gewissen Bubble statt. Gemeinsame Aktionen wie das Gletscherbegräbnis zeigen auf, dass Klimaschutz aber ein Thema aller sozialen Milieus und politischen Richtungen sein sollte.“ Mir ist wichtig zu betonen, dass, auch wenn jeder in seinem Handlungsfeld sein Bestes gibt, man die Verantwortung einer globalen Krise nicht auf Einzelpersonen übertragen kann. Es ist daher wichtig, dass wir uns vernetzen und gemeinsam Missstände und Lösungen aufzeigen und dass die Politik durch gezielte Maßnahmen und Regulierungen ein System schafft, das klimafreundliche Investitionen und Verhaltensweisen erleichtert – und das Gegenteil davon sanktioniert. Gletscherbegräbnis (c) Luca Jänichen Werde aktiv: Wer sich ehrenamtlich (etwa mit Klimaworkshops oder redaktioneller Mitarbeit) bei POW engagieren möchte, kann sich gerne bei meinem Kollegen Danilo unter danilo@protectourwinters.at melden. Interessierte Athlet:innen aus allen Outdoorsportsektoren wenden sich bitte an meine Kollegin Manuela, die unter manu@protectourwinters.at erreichbar ist. www.protectourwinters.at Instagram: @protectourwintersaustria
Lena Jahn ist Psychologin, Sexualpädagogin und Mitbegründerin des Vereins safer spaces – Fachstelle für sexuelle Bildung und Gewaltprävention. Gemeinsam mit dem achtköpfigen Team verfolgt sie das Ziel, ein breites Angebot an sexueller Bildung und Gewaltprävention in Tirol und darüber hinaus zu schaffen. Lena ist vor allem in der Erwachsenenbildung tätig und versucht mit dem Projekt unzensiert! in der Erwachsenenarbeit Räume zu schaffen, um über Sexualität, Körperlichkeit und Beziehungen zu sprechen. Sexuelle Bildung oder Sexualpädagogik – das sind Begriffe, die viele vermutlich mit „Sexualkundeunterricht“ für Kinder und Jugendliche an der Schule verbinden. Wenn wir in unserem Freund*innen- und Bekanntenkreis herumfragen, berichten die Leute oft von ähnlichen Abläufen in der Schule – wenn überhaupt Sexualkunde stattgefunden hat: Kondome über Bananen, Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten und Schwangerschaftsverhütung – lange sah Sexualpädagogik genauso aus. Doch sexuelle Bildung kann mehr! Denn sie entwickelt sich weg von einer reinen Prävention vor Gefahren (frühe Schwangerschaft, Geschlechtskrankheiten, Gewalt etc.) hin zur ganzheitlichen Auseinandersetzung mit Körper, Sexualität und Beziehungen. Dabei wirken Inhalte der sexuellen Bildung nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch auf gesellschaftlicher und politischer Ebene. Wie ist das gemeint? Individuelle Ebene Ziel qualitativ hochwertiger sexueller Bildung ist es, Räume zu öffnen, in denen sich Menschen mit ihrer eigenen Identität, ihrem Körper, ihrer Sexualität und ihrer Art und Weise Beziehungen zu gestalten auseinandersetzen können. Viele Menschen unterliegen dem Mythos, Sexualität und Beziehungsgestaltung wäre eine angeborene Fähigkeit. Nein! Sexualität und Beziehungsgestaltungen sind zum großen Teil erlernt. Dabei lernen wir von Vorbildern, Medien, gesellschaftlichen Normen, eigenen Erfahrungen, etc. Aufgabe der sexuellen Bildung ist es, Menschen dazu zu befähigen, das Gelernte kritisch zu reflektieren, die Vielfalt der Möglichkeiten aufzuzeigen und damit die eigene Selbstbestimmtheit zu stärken. Dabei ist sexuelle Bildung ein lebenslanger Prozess, denn in jedem Lebensalter stehen wir vor neuen Fragen und Herausforderungen. Doch wenn sexuelle Bildung so wichtig ist, warum herrscht vielerorts, vor allem aber auch in Tirol, ein Mangel an Angeboten zu Themen der sexuellen Bildung? Gesellschaftliche Ebene Wir leben in einer patriarchalen Gesellschaft. Was bedeutet das? Das Patriarchat beschreibt ein System von sozialen Beziehungen, maßgebenden Werten, Normen, Regeln und Verhaltensmustern, das von (cis) Männern geprägt, kontrolliert und repräsentiert wird. Viele dieser Regeln zeigen sich als Diskriminierung. Das zu ändern ist schwierig, auch wenn viele Frauen und andere marginalisierte Personen schon lange dafür kämpfen. Einige Beispiele um dies zu verdeutlichen sind die Ungleichverteilung von Sorge- und Care-Arbeit, der Gender-Pay- Gap oder die enormen Zahlen der genderbasierten Gewalt, gipfelnd in der hohen Zahl der Femizide in Österreich[1]. Sexuelle Bildung, die auf Wissen und Reflexion basiert, stellt sich gegen das Patriarchat, indem sie FLINTA*[2] Personen und ihre Positionen stärkt und damit den Zwang toxischer Geschlechterrollen sowie heteronormativer L(i)ebens- und Begehrensweisen aufbricht. Angesetzt im Kindesalter hat sexuelle Bildung das Potenzial, bereits Kindern zu zeigen, wie vielfältig Identitäten, Sexualität, Körper, Beziehungen und Lebensweisen sein können und wie Menschen miteinander umgehen können, ohne die Grenzen des Gegenübers gewaltvoll zu überschreiten. Eine Disziplin, die sich gegen vorherrschende Normen einer Gesellschaft stellt, hat es nicht immer leicht. Das spiegelt sich auch auf politischer Ebene. Politische Ebene Sexuelle Bildung ist politisch. Warum? Zum einen wird Sexualität selbst beeinflusst durch gesellschaftlich-politische Einflüsse (Arbeitszeiten, Familienpolitik, Konsumgewohnheiten, Medien uvm.). Zum anderen nimmt Sexualität Einfluss auf die Politik (z.B. ist die rechtliche Gleichstellung von Homosexualität maßgeblich auf die Kämpfe queerer Menschen zurückzuführen). Sexuelle Bildung sollte für die politischen Ebenen von Sexualität sensibilisieren. So sollen Menschen dazu befähigt werden, in einer demokratischen Gesellschaft zu Themen wie sexualisierter Gewalt, Gleichstellung aller Geschlechter oder Rechte queerer Personen Stellung beziehen und handeln zu können. [3] Workshopaufnahme ©saferspaces Was bedeutet das nun? Am Beispiel der sexuellen Bildung kann gezeigt werden, dass sich der Wirkmechanismus von Bildung nicht nur auf das Individuum und seine Stärkung (Empowerment) beschränkt, sondern weitläufige Wellen im System schlägt. (Sexuelle) Bildung hat das Potenzial, das gesellschaftliche und politische System positiv zu verändern. Gleichzeitig bedarf es einiger Mühen, um gegen die vorherrschenden Restriktionen, Normen und Tabuisierungen der Gesellschaft anzukämpfen. Menschen, die in der (sexuellen) Bildung arbeiten, arbeiten immer in einem Spannungsfeld zwischen Individuum, Gesellschaft und Politik. Als ich mir zu Beginn des Schreibprozesses Gedanken über dieses Thema gemacht habe, hatte ich den Wunsch, eine mögliche Utopie zu formulieren. Wie könnte eine (sexuell) gebildete Gesellschaft aussehen? Gleichberechtigt und Queerfreundlich? Auf die Grenzen der Anderen und der Eigenen bedacht? Ohne struktureller und genderbasierter Gewalt? Oder zumindest weniger davon? Menschen, die über ihren Körper, ihre Bedürfnisse und Wünsche Bescheid wissen und diese kommunizieren können? Das wünschen wir uns zumindest! Wir sind safer spaces – Fachstelle für sexuelle Bildung und Gewaltprävention. Über info@saferspaces.at und der Telefonnummer +43677 61389261 könnt ihr uns erreichen und gemeinsam mit uns an dieser Utopie arbeiten 🙂 ©saferspaces Zum Weiterlesen: Sexuelle Bildung und Queerfeministische Kämpfe – AEP informationen Nr.4 2023 Sexualität – Ein illustrierter Leitfaden – Meg-John Barker & Jules Scheele Radikale Zärtlichkeit – Seyda Kurt Fußnoten und Quellen: [1] Im Jahr 2023 wurden laut Medienberichten bereits 28 Frauen ermordet, davon waren mutmaßlich 26 Femizide, und es gab 41 Mordversuche bzw. Fälle schwerer Gewalt an Frauen (vgl. Amnesty International). [2] FLINTA* steht für Frauen, Lesben, Inter, Nichtbinär, Trans und Agender. [3] Valtl, Karlheinz (2013): Sexuelle Bildung: Neues Paradigma einer Sexualpädagogik für alle Lebensalter. In: Schmidt, Renate-Berenike/ Sielert, Uwe (Hrsg.) (2013): Handbuch Sexualpädagogik und sexuelle Bildung. 2. erweiterte und überarbeitete Auflage. Weinheim und Basel: Beltz Juventa. S. 125-140.
Sexuelle Bildung oder Sexualpädagogik – das sind Begriffe, die viele vermutlich mit „Sexualkundeunterricht“ für Kinder und Jugendliche an der Schule verbinden. Wenn wir in unserem Freund*innen- und Bekanntenkreis herumfragen, berichten die Leute oft von ähnlichen Abläufen in der Schule – wenn überhaupt Sexualkunde stattgefunden hat: Kondome über Bananen, Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten und Schwangerschaftsverhütung – lange sah Sexualpädagogik genauso aus. Doch sexuelle Bildung kann mehr! Denn sie entwickelt sich weg von einer reinen Prävention vor Gefahren (frühe Schwangerschaft, Geschlechtskrankheiten, Gewalt etc.) hin zur ganzheitlichen Auseinandersetzung mit Körper, Sexualität und Beziehungen. Dabei wirken Inhalte der sexuellen Bildung nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch auf gesellschaftlicher und politischer Ebene. Wie ist das gemeint? Individuelle Ebene Ziel qualitativ hochwertiger sexueller Bildung ist es, Räume zu öffnen, in denen sich Menschen mit ihrer eigenen Identität, ihrem Körper, ihrer Sexualität und ihrer Art und Weise Beziehungen zu gestalten auseinandersetzen können. Viele Menschen unterliegen dem Mythos, Sexualität und Beziehungsgestaltung wäre eine angeborene Fähigkeit. Nein! Sexualität und Beziehungsgestaltungen sind zum großen Teil erlernt. Dabei lernen wir von Vorbildern, Medien, gesellschaftlichen Normen, eigenen Erfahrungen, etc. Aufgabe der sexuellen Bildung ist es, Menschen dazu zu befähigen, das Gelernte kritisch zu reflektieren, die Vielfalt der Möglichkeiten aufzuzeigen und damit die eigene Selbstbestimmtheit zu stärken. Dabei ist sexuelle Bildung ein lebenslanger Prozess, denn in jedem Lebensalter stehen wir vor neuen Fragen und Herausforderungen. Doch wenn sexuelle Bildung so wichtig ist, warum herrscht vielerorts, vor allem aber auch in Tirol, ein Mangel an Angeboten zu Themen der sexuellen Bildung? Gesellschaftliche Ebene Wir leben in einer patriarchalen Gesellschaft. Was bedeutet das? Das Patriarchat beschreibt ein System von sozialen Beziehungen, maßgebenden Werten, Normen, Regeln und Verhaltensmustern, das von (cis) Männern geprägt, kontrolliert und repräsentiert wird. Viele dieser Regeln zeigen sich als Diskriminierung. Das zu ändern ist schwierig, auch wenn viele Frauen und andere marginalisierte Personen schon lange dafür kämpfen. Einige Beispiele um dies zu verdeutlichen sind die Ungleichverteilung von Sorge- und Care-Arbeit, der Gender-Pay- Gap oder die enormen Zahlen der genderbasierten Gewalt, gipfelnd in der hohen Zahl der Femizide in Österreich[1]. Sexuelle Bildung, die auf Wissen und Reflexion basiert, stellt sich gegen das Patriarchat, indem sie FLINTA*[2] Personen und ihre Positionen stärkt und damit den Zwang toxischer Geschlechterrollen sowie heteronormativer L(i)ebens- und Begehrensweisen aufbricht. Angesetzt im Kindesalter hat sexuelle Bildung das Potenzial, bereits Kindern zu zeigen, wie vielfältig Identitäten, Sexualität, Körper, Beziehungen und Lebensweisen sein können und wie Menschen miteinander umgehen können, ohne die Grenzen des Gegenübers gewaltvoll zu überschreiten. Eine Disziplin, die sich gegen vorherrschende Normen einer Gesellschaft stellt, hat es nicht immer leicht. Das spiegelt sich auch auf politischer Ebene. Politische Ebene Sexuelle Bildung ist politisch. Warum? Zum einen wird Sexualität selbst beeinflusst durch gesellschaftlich-politische Einflüsse (Arbeitszeiten, Familienpolitik, Konsumgewohnheiten, Medien uvm.). Zum anderen nimmt Sexualität Einfluss auf die Politik (z.B. ist die rechtliche Gleichstellung von Homosexualität maßgeblich auf die Kämpfe queerer Menschen zurückzuführen). Sexuelle Bildung sollte für die politischen Ebenen von Sexualität sensibilisieren. So sollen Menschen dazu befähigt werden, in einer demokratischen Gesellschaft zu Themen wie sexualisierter Gewalt, Gleichstellung aller Geschlechter oder Rechte queerer Personen Stellung beziehen und handeln zu können. [3] Workshopaufnahme ©saferspaces Was bedeutet das nun? Am Beispiel der sexuellen Bildung kann gezeigt werden, dass sich der Wirkmechanismus von Bildung nicht nur auf das Individuum und seine Stärkung (Empowerment) beschränkt, sondern weitläufige Wellen im System schlägt. (Sexuelle) Bildung hat das Potenzial, das gesellschaftliche und politische System positiv zu verändern. Gleichzeitig bedarf es einiger Mühen, um gegen die vorherrschenden Restriktionen, Normen und Tabuisierungen der Gesellschaft anzukämpfen. Menschen, die in der (sexuellen) Bildung arbeiten, arbeiten immer in einem Spannungsfeld zwischen Individuum, Gesellschaft und Politik. Als ich mir zu Beginn des Schreibprozesses Gedanken über dieses Thema gemacht habe, hatte ich den Wunsch, eine mögliche Utopie zu formulieren. Wie könnte eine (sexuell) gebildete Gesellschaft aussehen? Gleichberechtigt und Queerfreundlich? Auf die Grenzen der Anderen und der Eigenen bedacht? Ohne struktureller und genderbasierter Gewalt? Oder zumindest weniger davon? Menschen, die über ihren Körper, ihre Bedürfnisse und Wünsche Bescheid wissen und diese kommunizieren können? Das wünschen wir uns zumindest! Wir sind safer spaces – Fachstelle für sexuelle Bildung und Gewaltprävention. Über info@saferspaces.at und der Telefonnummer +43677 61389261 könnt ihr uns erreichen und gemeinsam mit uns an dieser Utopie arbeiten 🙂 ©saferspaces Zum Weiterlesen: Sexuelle Bildung und Queerfeministische Kämpfe – AEP informationen Nr.4 2023 Sexualität – Ein illustrierter Leitfaden – Meg-John Barker & Jules Scheele Radikale Zärtlichkeit – Seyda Kurt Fußnoten und Quellen: [1] Im Jahr 2023 wurden laut Medienberichten bereits 28 Frauen ermordet, davon waren mutmaßlich 26 Femizide, und es gab 41 Mordversuche bzw. Fälle schwerer Gewalt an Frauen (vgl. Amnesty International). [2] FLINTA* steht für Frauen, Lesben, Inter, Nichtbinär, Trans und Agender. [3] Valtl, Karlheinz (2013): Sexuelle Bildung: Neues Paradigma einer Sexualpädagogik für alle Lebensalter. In: Schmidt, Renate-Berenike/ Sielert, Uwe (Hrsg.) (2013): Handbuch Sexualpädagogik und sexuelle Bildung. 2. erweiterte und überarbeitete Auflage. Weinheim und Basel: Beltz Juventa. S. 125-140.
Alex ist einer der Co-Gründer des Impact Hub Tirol. Er verantwortet im Hub den pioneer:impact Accelerator und begleitet auch sonst Startups von ihrer Idee bis hin zur Marktreife. Der studierte Energietechniker und -wirt ist fasziniert von Innovationen, die unsere Gesellschaft weiter voranbringen. Dabei ist es ihm einerlei, ob es sich um besonders innovative Geschäftsmodelle oder um innovative neue Technologien handelt. “Hauptsache, es geht was.“, meint er selbst. Um direkt zu Beginn auf die häufigst gestellte Frage seit meiner Rückkehr aus Dubai einzugehen: Die Ergebnisse der COP 28, wie von Gernot Wagner im Standard zusammengefasst, sehe ich als einen positiven Schritt in die richtige Richtung. Und zum Austragungsort: Ich persönlich kann es mir nur schwer vorstellen, dass eine Konferenz in Berlin unter der Leitung von z.Bsp. Robert Habeck, zum ersten Mal in der Geschichte das Rückgrat der Wirtschaft der OPEC-Staaten – nämlich deren Öl und Gas – als die Hauptursache der Klimakrise erklären könnte. Dies insbesondere, wenn sie von einer Regierung mit grüner Beteiligung geführt wird, die noch bis 2038 den Abbau und die Verbrennung von Kohle im großen Stil unterstützt. Deswegen hat meiner Meinung nach Dubai etwas erreicht, das wohl nur dort möglich war. Den Antritt eines Gegenbeweises bleibe ich schuldig. Aber wie kommt es überhaupt dazu, dass ich zur COP fahre? Das hat mit den innovativen Startups zu tun, die wir im Impact Hub betreuen dürfen. Eines davon ist REPS. REPS steht für Road Energy Production System und ist ein von Alfons Huber entwickelter mechanischer Energiewandler, der auf Basis einer permanent-magnetischen Lagerung Schwingungen in elektrische Energie umwandeln kann. Das klingt zuerst einmal nicht besonders spektakulär. Es sei denn, man ist sich bewusst darüber, wie viel Energie wir tagtäglich nicht nutzen, weil unsere Antriebe, Maschinen und Anlagen viel Energie “verlieren”, weil sie in Form von Reibung und Schwingungen nicht nur ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen. Bislang kann diese verschwendete Energie nur in sehr kleinen Maßstäben zurückgewonnen werden. Das Feld, in dem sich REPS hier bewegt, wird Energy Harvesting, also Energie-Ernten genannt, und wird zurzeit über Piezo-Kristalle und Dynamo Prinzipien bewerkstelligt. Alfons hat mit dem Patent der permanentmagnetischen Lagerung nicht nur das Earnshaw-Theorem, mittlerweile gemessen und verifiziert, “ausgetrickst”, sondern damit auch eine Erfindung gemacht, die dieses ganze Feld in ganz andere Dimensionen bringen könnte. Und das ist natürlich nicht nur uns beim Impact Hub aufgefallen, sondern hat vor allem international für Aufsehen gesorgt. So kam es auch, dass REPS von Advantage Austria, der Außenhandelsabteilung der Wirtschaftskammer, zu einer Mission nach Abu Dhabi und Dubai im Rahmen der COP 28 eingeladen wurde. Und Alfons hat mich eingeladen, Teil dieser Reise zu sein. So kam es nun, dass ich etwas spontan und semi-vorbereitet am schneereichsten Tag des Jahres mit dem REPS-Team am Flughafen stehe und darauf warte in die Golf-Region zu fliegen, um dort “unsere” Technologie zu präsentieren. Wir alle vier waren ein wenig nervös, ist es doch für den Großteil von uns die erste Reise in diese Region und für uns alle, das erste Mal bei DER Klimakonferenz, dem Epizentrum der politischen Krisenabwehr. Die Mission der Wirtschaftskammer brachte uns die ersten beiden Tage nach Abu Dhabi. Dort hatten wir die Möglichkeit uns mit Johannes Brunner, quasi unserem “Botschafter” der österreichischen Wirtschaft und Hauptorganisator der Reise, noch spät in der Nacht über die Region auszutauschen. Im Gespräch mit ihm merkten wir schnell, dass hier viel möglich ist, man aber auch genau wissen muss, was man hier machen kann und was man lieber bleiben lässt. Der eine Tag, den wir zur Gänze in Abu Dhabi verbracht haben, war ein Tag voller Highlights. Unter Anleitung der sympathischen WK-Vizepräsidentin Carmen Goby startete der Tag mit einem Besuch in der International Renewable Energy Agency – kurz IRENA – um uns dort neue Studienergebnisse und Zielpfade der internationalen Organisation vorstellen zu lassen. Und als ob ich es bestellt hätte wurde in der ersten Diskussion der Mission direkt über grünen und blauen Wasserstoff debattiert. Eine Farbkombi, die uns später auch noch einmal begegnen wird. Nächster Programmpunkt war der Besuch in der Masdar City, einer “CO2-neutralen” Wissenschaftsstadt auf 6 Quadratkilometern, die zukünftig knapp 50.000 Menschen Wohn- und Arbeitsort sein soll. Geplant wurde das Ganze von Norman Foster, der Bau begann 2008 und bis 2030 sollte alles fertig sein. Die ganze Stadt strotzt gerade so vor Innovation, was vor allem daran auszumachen ist, dass an jeder Ecke ein neuer Prototyp von irgendeiner Technologie steht, der mal mehr und mal weniger zu gebrauchen ist. Das Motto hier: “Hauptsache wir sind die Ersten!“ Später am Abend dieses Tages wurde noch der Energy Globe Award im Rahmen eines Abendempfanges in unserem Hotelgarten (Dezember – kältester Monat – 26°C) verliehen. Der Blick in Alfons‘ Augen während der Trophäenübergabe verriet, dass sein Erfinderherz ein neues Ziel gefunden hatte. Ich tippe auf 2026. Architektur am EXPO Gelände Die COP – The Conference of the Parties – selbst fand auf dem spektakulären Gelände der World EXPO 2020 statt. Nachdem wir im vollklimatisierten Bus und mit den mobilen Wifi-Routern der Wirtschaftskammer auf der einstündigen Reise von Abu Dhabi nach Dubai noch ausreichend Zeit hatten unsere Ziele zu reflektieren, unsere Dokumente durchzugehen, das Programm zu studieren und einen kleinen Powernap zu machen, waren wir endlich am Ort unserer Begierde angekommen. Aber zuerst hieß es einmal, sich anzustellen. Bereits in der Warteschlange wurde deutlich, wie divers diese Veranstaltung ist. Junge Menschen mit Demoschildern, alte Männer mit Aktentaschen, aus jeder Richtung kam eine andere Sprache und wir vier inmitten unserer Delegation gespannt, wie lange es noch dauern würde, bis wir auf dem Gelände sind. Das Gelände ist in eine BLUE und eine GREEN Zone eingeteilt. In der blauen Zone finden die politischen Verhandlungen statt, während in der grünen Zone eine riesige Nachhaltigkeitsmesse stattfindet. Sämtliche Unternehmen, vor allem aus der MENA-Region, die etwas auf sich halten und ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen auf der ganz großen Bühne präsentieren wollen, sind hier vertreten. Die Tage zuvor haben wir noch eine wichtige Unterscheidung gelernt: Bei Anzugsträgern (nicht gegendert) sollten wir auf das Schuhwerk achten. Weiße Sneaker für politische Verhandler, Lack und Leder für Lobbyisten und Unternehmer. Da wir mit dem Ziel da waren, vor allem wirtschaftliche Kontakte zu schließen, hieß es nun, Ausschau nach Lack und Leder zu halten. Zwischen riesigen futuristisch anmaßenden Gebäuden, Pavillons und Skulpturen verging der Tag auf der COP dann schnell: Eintritt über die Blue zone und kurze Möglichkeit für ein paar Erinnerungsfotos; Ein österreichisches Startup besuchen, dass Flugtaxis entwickelt und in Kürze in der Golfregion an den Start gehen wird; Networking Im Startup-Areal, das ca. 100 GreenTec Startups und “Impact” Fonds umfasst; Eine Paneldiskussion zum Thema Wasserstoff verfolgen; und dann unser Höhepunkt: Unseren Kontaktmann Adam (blauer Anzug, braune Lederschuhe) zu treffen und einen Vertrag zu unterzeichnen, den wir die 7 Monate zuvor verhandelt haben. Damit ist der Grundstein für einen Einstieg von REPS in die Golfregion beschlossen. Adam Mills und Alfons Huber bei der Verrtagsunterzeichnung Noch bevor wir Zeit hatten, unseren Tag zu verdauen, folgte schon das letzte offizielle Highlight im Programm der Mission: Die Reception in Dubai. Nach den Grußworten von Johannes Brunner, Carmen Goby und dem österreichischem Botschafter in den UAE hieß es nun, mit den anderen Teilnehmer:innen, aber auch mit geladenen Gästen in den Austausch zu treten. Die Fülle an österreichischen Unternehmer:innen, die in den UAE ihre neue Heimat und/oder Geschäftsmöglichkeiten zu finden versuchen, war dabei besonders beeindruckend. Und das Schöne an dieser Veranstaltung: Die Bekämpfung der Klimakrise war hier in jedem Gespräch das übergeordnete Ziel. Nach vielen fruchtvollen Gesprächen hieß es für unser kleines Team ein letztes Mal, an der Hotelbar unsere Eindrücke zu reflektieren, bevor wir am Morgen danach unsere Heimreise in das verschneite Tirol antreten. Während meine drei Freunde schon im Flieger nach München waren, nutzte ich meine verbleibende Zeit, um mir noch den Burj Khalifa anzuschauen. Ein obligatorisches Selfie mit dem Titel “Langes Glump vorm Langen Glump” (inspired by Daniel Steiner) durfte dabei natürlich nicht fehlen. Noch am Flughafen konnte ich eine Presseaussendung für unsere heimischen Medien entwerfen, die zu unserem Wohlwollen auch viel Anklang in der Tiroler Presse fand. „Langes Glump vor langem Glump“ Mit fast zwei Monaten Abstand zu dieser politischen und wirtschaftlichen Großveranstaltung kann ich hier nun meine Learnings zusammenfassen: – Die COP ist zwar viel Show, gerade nach außen, aber trotzdem finden sich hier 100.000 Menschen ein, die alle ihre eigenen Anliegen einbringen, aber ein gleiches Ziel haben: Die Klimakrise zu bekämpfen und dabei ihre Agenda nicht zu verlieren. – Gerade weil die Klimakrise alle Lebensbereiche, Branchen und Länder betrifft, ist es wichtig, dass man regelmäßig so viele Stakeholder:innen zusammenbringt. – Als Startup Lobbying zu betreiben, zahlt sich auch bereits in einem sehr frühen Stadium aus. Gerade wenn man eine Technologie entwickelt, die abhängig von Zulassungen und Regularien ist. – Mit einer gemeinsamen Mission zu einem Business Event zu fahren, ist eine unterschätzte Möglichkeit des Team Buildings. – Die Wirtschaftskammer ermöglicht viele Dinge, von denen man gerade als Erstgründer:in zu wenig erfährt, jedoch extrem hilfreich in der Weiterentwicklung sein können. – Die UAE sind eine sehr spannende Region, jedoch mit sehr viel Vorsicht zu betrachten und auf keinen Fall ohne Unterstützung der österreichischen Vertreter:innen dort zu bewerkstelligen ist. Mit diesen gesammelten Erfahrungen ist es nun Zeit mich zu fragen, ob ich wieder hinfahren würde. Meine Antwort darauf ist, dass ich wohl lieber wieder zu einer COP fahren würde, als in die – very busy – Stadt Dubai zu kommen. Mit Blick in die nahe Zukunft wird es wohl anders kommen. Die nächste COP findet übrigens in Baku statt. Solltet ihr nun auch Lust darauf bekommen haben, mit uns ähnliche Abenteuer zu erleben, so lade ich euch gerne ein, mit mir Kontakt aufzunehmen. Der Impact Hub Tirol unterstützt Startups nicht nur in seiner Community-Arbeit oder in Programmen, sondern arbeitet auch in individueller Arbeit mit Ventures zusammen. Falls ihr mehr Infos dazu haben wollt: Ihr erreicht mich unter alex.auer@impacthub.net oder +43 664 65 28 633 Euer Alex.
3 Möglichkeiten, wie du das Weihnachtskonsum-Dilemma in den Griff bekommen kannst. Alle Jahre wieder: Wir beschweren uns, dass Weihnachten zu einer destruktiven Geschenk- & Konsumschlacht geworden ist – und ändern dann doch kaum etwas an unserem Verhalten. Natürlich wissen wir, welchen Effekt unser übermäßiges Kaufverhalten auf das Klima hat und dass viele Menschen auf Grund unseres Sparverhaltens in schlechten Arbeitsverhältnissen leben. Die beste Antwort heißt natürlich: Selber machen, upcycling oder gemeinsame Zeit schenken. Und ja, es sind ohne Zweifel mit Abstand die besten Lösungen, doch scheinen uns diese Möglichkeiten Jahr für Jahr nicht auszureichen. Hier stellen wir euch 3 Zwischenlösungen von Social Businesses vor, mit denen ihr euren Weihnachtseinkauf dieses Jahr „verbessern“ könnt. 1. Vor der Haustür – unser Favorit Für regional, fair & nachhaltig muss man nicht nach Berlin: In Tirol gibt es mittlerweile eine Reihe von Social Businesses, bei denen ihr direkte „gute“ Produkte kaufen könnt. Im World Fairtrade Shop bei der Triumphpforte findet ihr eine breite Palette von Kleinigkeiten wie faire Schokoladen und Kaffeegeschenke, kleine Geschenke wie nachhaltige Boxershorts oder klimapositive Trinkflaschen bis hinzu Taschen und Geldbeuteln. Ein weiteres tolles Konzpet bietet s’Fachl: Der Heimat von Handgefertigtem, Hübschem und Kreativem. Produkte im ’s Fachl verbindet die Leidenschaft derer die sie herstellen – im Geschäft in der Altstadt können vor allem junge Künstler:innen und Handwerker:innen ihre Produkte anbieten, was den Sprung in die eigenständige unternehmerische Tätigkeit erleichtert. Auch hier findet sich von Schmuck über handgemachte Leckereien und Textilien alles, was das Herz der:des verantwortungsbeswusste:n Schenker:in begehrt. Eine große Auswahl von Lebensmitteln findet ihr im Unverpackt Laden Greenroot im Marktgraben. Dort könnt ihr individuell zusammenstellen, mit was ihr eure Liebsten gerne verköstigen möchtet: Müslis, Schokolade, Nüsse, Gewürze – hier ist für alle etwas dabei! Garantiert unverpackt und biologisch, viel besser geht’s nun wirklich nicht mehr. Und zuletzt noch ein Tipp für alle, die gerne Kleidung schenken: Der Fairfashion Laden Zerum am Burggraben bietet faire Moden für alle gender und Altersstufen. Da fühlt sich das schicke Weihnachts-Outift gleich dopplet gut an! 2. Auch Online geht sozial – wenn man weiß wo! Natürlich – ideal ist das Online-Shoppen nie, doch manchmal scheinen wir nicht darum herum zu kommen. Eine tolle Möglichkeit bietet das der Goodbuy Online Shop. Hier werden nur Produkte verkauft, durch die direkt ein positiver Mehrwert für Menschen & Umwelt geschaffen wird. Hier findet ihr neue innovative Produkte und Marken – allerdings leider mit Versandweg. Auch bei Green Cloud Nine, dem Social Business unseres tollen Community Mitglieds Lola Fernandez, findet sich ein ähnliches Konzept: Eine kuratierte Auswahl von nachhaltigen Lifestyle und DIY-Produkten, bei denen man guten Gewissens zugreifen kann. Wenn ihr doch auf den konventionellen Markt umsteigen müsst, haben wir zumindest einen Ausweg für euch parat. Mit der Aktivierung von Gooding, könnt ihr mit jedem Einkauf eine soziale Organisation unterstützen – ohne dass bei euch Kosten enstehen. Euer Online-Shop zahlt dabei im Schnitt 5% eures Einkaufs an euren Wunschverein. Wenn man Gooding dann auch noch als Plugin installiert, wird man auch in Zukunft immer an die Möglichkeit erinnert und unterstützt dauerhaft mit Urlaubsreisen und co. soziale und ökologische Projekte. 3. Der Gutschein-Ausweg Für alle notorischen am-letzten-Tag-Geschenke-Besorger:innen haben wir noch einen letzten Tipp in petto: Gutscheine, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Im Cafe Namsa gibt es eine Auswahl der wohl leckersten Kuchen in Innsbruck, Mittagstisch unter der Woche, sowie einen multikulturellen Brunch am Wochenende. Gleichzeitig ermöglicht das Cafe in Innsbruck Menschen mit Fluchthintergrund einen ersten Einstieg in den Arbeitsmarkt in Österreich und ist somit ein Sprungbrett zu mehr Chancengleichheit. Oder warum nicht mal gemeinsam selbst machen? In der Pennello Keramikwerkstatt könnt ihr eine kleine kreative Auszeit zum gemeinsam Keramik bemalen verschenken. Die selbst gestalteten Stücke werden gebrannt und können dann abgeholt werden – so lässt sich’s in der Kaffeepause gut in Erinnerungen schwelgen. Und, zu guter Letzt: Wusstet ihr, dass man auch eine Mitgliedschaft oder einen Coworking-Platz beim Impact Hub hervorragend verschenken kann? Und zwar an liebe Menschen, die einfach bei der Impact-Pionier:innen-Szene Tirols dabei sein müssen, aber auch an sich selbst… #bethechange Wir hoffen, ihr seid bei diesen Möglichkeiten fündig geworden und könnt dieses Weihnachten etwas entspannter und nachhaltiger genießen. Frohes Fest im Kreise von euren lieben Menschen wünscht euch das Impact Hub Team!
Ola Frühwirth hat 2019 Demokratie Lernen gegründet, um das Demokratiebewusstsein in Österreich zu stärken. „Ich glaube, dass Bildung unter unseren Verhältnissen deshalb eine existenzielle Notwendigkeit hat, weil Demokratie die einzige Staatsform ist, die gelernt werden muss“ (Negt 2004, S. 197) „Lange Zeit war es für mich selbstverständlich, in einer Demokratie zu leben. Ich habe das nicht hinterfragt. Im Gegenteil – nach dem kalten Krieg war die Euphorie groß – eine Chance demokratische Systeme in der Welt noch weiter auszubauen. – Die Hoffnungen waren groß, dass alles besser werden würde. Es gibt viele Gründe, warum das so nicht geschehen ist: Der nahezu grenzenlose Kapitalismus, die Machstrukturen in der postsowjetischen Ära, Pandemie, Kriege und die immer größer werdende Ungleichheit auch im reichen globalen Norden, um nur einige zu nennen“ erklärt Ola Frühwirth dazu, wie sie auf das Thema der Demokratiepädagogik in der Erwachsenenbildung gekommen ist. „Der durchschnittliche Mensch auf der Welt ist heute reicher, besser gebildet, gesünder und lebt wahrscheinlicher in einer Demokratie als noch 1990.“ [Andreas Sator] Vieles ist also auch vergleichsweise besser geworden wie Andreas Sator in seinem Buch „Alles gut?!“ beschreibt. Demokratie ist in Gefahr – nicht nur anderswo auf der Welt, sondern auch bei uns. Trotzdem ist unsere Demokratie angreifbarer als noch vor einigen Jahrzehnten. Das belegt auch der Demokratieindex. Dieser zeigt, dass sich Österreichs Demokratie in den letzten Jahren verschlechtert hat. Demokratieindex 2022, Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Demokratieindex_(The_Economist) Österreichischer Demokratiemonitor 2023, S.5 Vielfältige Krisen, ein Vertrauensverlust in die Politik und große Unsicherheit, was die Zukunft bringen wird, führen zu einem Erstarken der populistischen Parteien. Viele sehnen sich nach Klarheit und einfachen Lösungen für immer komplexere Aufgaben. Gerade in Zeiten von zunehmendem Populismus und dem ansteigenden Bedürfnis nach autoritärer Führung bei immer größer werdenden Teilen der Bevölkerung ist es umso wichtiger, dem etwas entgegenzusetzen. Und wie meistens, können wir dabei am besten bei uns selbst anfangen. Aber wie können wir unser Bewusstsein schärfen und unsere demokratische Haltung stärken? Dafür gibt es viele Möglichkeiten: Viel zu aktuell diskutierten Themen lesen, sich mit Menschen zu verschiedenen Themen des demokratischen Miteinander austauschen. Die Gesprächskultur fördern. Die eigene Reflexionsfähigkeit verbessern. Gelegentlich die sogenannte „eigene Bubble“ verlassen und sich mit Menschen, die in ganz anderen Lebensrealitäten leben, unterhalten. Einfach mal zuhören. Wer mehr möchte, kann auch einen Demokratie-Workshop nach der Betzavta-Methode besuchen: Von Oktober 2023 bis Juni 2024 läuft eine 8-teilige Workshopreihe „Demokratisch leben – Wie geht das?“ abwechselnd in der Bäckerei und im Haus der Begegnung: 2 Stunden – immer montags – um sich mit einem für die Demokratie relevanten Thema zu beschäftigen und hoffentlich neue Erkenntnisse oder Denkanstöße mitzunehmen. Diese Workshops werden von Demokratie-lernen in Kooperation mit Paidei[n]a, dem Impact Hub Tirol, der Bäckerei und dem Haus der Begegnung veranstaltet, gefördert von der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung. Die Betzavta Methode des Adam Institute for Peace and Democracy in Jerusalem ermöglicht die Beschäftigung mit relevanten Themen/Säulen/Werten der Demokratie. Sie stellt die Gruppe vor Herausforderungen – Positionen werden verhandelt. Konflikte in Dilemmata umgewandelt. Die Reflexion von Ergebnissen und „PowerRelations“ führt zur Erweiterung der individuellen und der Team-Kompetenzen. Denn nur wer sich bewusst für Demokratie entscheidet und sich aktiv einbringt, kann langfristig dazu beitragen, sie zu stärken und zu erhalten. Ganz im Sinne von Oskar Negt muss Demokratie gewollt und gelernt bzw. geübt werden. Dazu bietet Demokratie lernen verschiedene Workshops und Trainings im Bereich der Demokratie- und Friedenspädagogik, Anti-Diskriminierung, Anti-Bias, Argumentationstraining gegen Stammtischparolen und Gender & Diversity an. Weitere Ressourcen: Für alle, die jetzt Interesse haben, sich weiter in das spannende Thema zu vertiefen: Website: Demokratie Lernen www.demokratie-lernen.at Instagram: Demokratie Lernen www.instagram.com/demokratie.lernen/ Außerdem 2 Buchempfehlungen von Ola: Gegen Vorurteile: Wie du dich mit guten Argumenten gegen dumme Behauptungen wehrst von Nina Horaczek und Sebastian Wiese Populismus für Anfänger Von Walter Ötsch, Nina Horaczek
Anna Köhl und Simon Tumler sind Co-Founder von endlich. und haben vor knapp einem Jahr gegründet. Ziel ihrer Arbeit ist es, zirkuläre Transformation und Innovation durch Beratungs- und Bildungstätigkeit voranzutreiben. Während sich Anna bereits seit über zehn Jahren mit der Kreislaufwirtschaft auseinandersetzt liegt Simon’s Hintergrund vor allem in Innovationsmanagement und Design. Anna sucht gerne das Weite und ist am liebsten draußen unterwegs, während Simon seine Muße vor allem in Kunst und Musik findet. Beide haben sich während ihrer Zeit bei einer Innsbrucker Strategieberatung kennengelernt. „Man kann ein Problem nicht mit den gleichen Denkstrukturen lösen, die zu seiner Entstehung beigetragen haben.“ [Albert Einstein] Eine alte und oft zitierte Aussage von Albert Einstein – die aber aktueller ist als je zuvor. Die Menschheit steht vor einer der größten Transformationen der Geschichte: der Wandel unseres klima-, menschen- und wirtschaftsschädlichen linearen Systems zu einem alternativen, zukunftsfähigen und zirkulären Modell. Ziel: die Aufhaltung bzw. Umkehr des Klimawandels und des Biodiversitätsverlusts und somit die Sicherstellung unserer aller Lebensgrundlage. Extrem viel Fokus wird hierbei auf technologische Entwicklung gelegt – wie zum Beispiel E-Mobilität, Solar- und Windenergie und Kohlenstoffspeicherung. Diese Technologien werden dringend benötigt und bieten hohes Einsparungspotential – gleichzeitig wird aber die Rolle von hochwertiger Bildung sehr selten diskutiert. Dabei liegt hier der essenzielle Hebel für Verhaltensänderungen – die Grundlage für Systemänderung. Bildung ist wichtig, um eben neue Denkstrukturen zu entwickeln, wie von Albert Einstein gefordert, um neue Ansichten, Perspektiven, Verhalten und Praktiken zu etablieren und damit das „wicked problem“ Klimawandel zu lösen. Und die Wirkung von Bildung auf den CO2-Ausstoß ist enorm: Wenn sich nur 16 Prozent der Schüler:innen der Sekundarstufe in Ländern mit mittlerem und hohem Einkommen mit dem Klimawandel beschäftigen würden, könnten bis 2050 fast 19 Gigatonnen CO2 eingespart werden. Das entspricht der Reduktion von Emissionen von fast 80 Millionen Haushalten (Cordero et al. 2020) . Auf den ersten Blick mag es schwierig sein, die einzelnen Klimalektionen mit einer bedeutenden Verringerung der CO2-Emissionen in Verbindung zu bringen, aber Bildung führt zu effektiver Bewusstseinsbildung und messbaren Verhaltensänderungen – wie zum Beispiel dem Verzicht auf Autofahren und Flugreisen, oder die Veränderung von Konsum- und Essgewohnheiten. Und hierbei sind nur die Effekte der privaten Verhaltensänderungen erfasst – die ganz großen Hebel können wir durch unsere Entscheidungen im beruflichen Alltag betätigen. Diese Entscheidungen umfassen große Veränderungen wie neue Geschäftsmodelle, Designansätze und Regularien, auf Basis von systemischem und holistischem Denken. Aber auch kleine Entscheidungen wie die Umstellung auf Online-Meetings, die Möglichkeit zum Home-Office oder die Reduktion von Fleisch bei der Weihnachtsfeier etc. Etwas im Kleinkindalter zu erlernen ist einfach. So habe ich letztens mein zweijähriges Kind beobachtet, wie es zu einem anderen Kind gesagt hat: „Nein, Auto machen so nniiiinn (macht das Geräusch eines Elektroautos) und nicht so brruum (macht das Geräusch eines Verbrennungsmotors)“. Weil es für ihn klar ist, dass viele Autos so klingen. Für uns im Erwachsenenalter ist es nicht mehr so einfach etwas zu umzulernen – wir haben bereits vieles erlernt und abgespeichert. Wenn meine Eltern mit meinem Kind mit Autos spielen, machen sie das Geräusch eines Verbrennungsmotors (obwohl sie selbst E-Auto fahren) – das geht ganz automatisch und ist schwierig „umzulernen“. Die meisten von uns müssen erst noch viel „verlernen“. Wir haben uns daran gewöhnt, ohne zu fragen Einweg Take-Away Geschirr zu erhalten, öffentliche Verkehrsmittel nicht ausreichend zu nutzen, unüberlegt Flugreisen zu machen oder fast täglich Fleisch zu konsumieren. Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Produkte, die wir produzieren im aktuellen System nun mal Menschen und den Planeten ausbeuten. Dass Produkte eben irgendwann kaputt gehen MÜSSEN, um neue Produkte zu verkaufen und damit Gewinn und Wohlstand entstehen kann. Wir haben diese Verhaltensweisen nicht entwickelt, weil wir aktiv zum Klimawandel beitragen wollten, sondern weil sie Status-quo sind bzw. waren, weil wir gelernt haben, dass dies die Normalität ist. Und dass es jedenfalls noch jede Menge an Bildung braucht, um Denkmuster und Verhalten zu ändern zeigt eine Umfrage von Kearney. Diese hat 1500 Menschen befragt was ihrer Meinung nach die wichtigsten Verhaltensmaßnahmen zur Verringerung von CO2 sind – und stellt diese den Fakten gegenüber. Klar ersichtlich, dass bestimmte Bereiche dramatisch überschätzt werden, wobei größere Hebel wie Gebäudesanierungen und der Verzicht auf Fleisch unterschätzt werden (Bilstein und Rietmann 2020) . (Bilstein und Rietmann 2020, S. 8) Glücklicherweise wissen wir, dass wir durch Bildung einen Wandel herbeiführen können. Klimabildung für die nächste Generation bildet die Grundlage – und hierbei ist überall anzusetzen (Kinderspiele- und Bücher, neue Lehrpläne, Initiativen wie Frei-Day…). Es reicht jedoch nicht aus, einfach auf die neue Generation zu warten. Wandel muss jetzt passieren. Die Generation, die heute in Entscheidungspositionen sitzt, muss alte Muster verlernen und neue Erlernen! Als mein Geschäftspartner Simon Tumler und ich vor einigen Jahren selbst in Bildungskarenz waren, suchten wir beide – unabhängig voneinander – nach Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema Circular Economy. Leider war unsere Suche damals nicht erfolgreich. Für uns war klar, diese Lücke muss gefüllt werden. Das österreichische Bildungskarenzprogramm bildet eine super Chance, Personen, welche oft bereits in Entscheidungsrollen sind, neues Wissen zu vermitteln und somit Wandel anzustoßen. Aus dieser Idee ist der endlich. Circular Economy Pioneer entstanden. Ein 100% self-paced Online-Diplomlehrgang zum Thema Circular Economy. In 117 Lektionen entlang von 7 Modulen spannen wir einen tiefgreifenden Bogen von den Grundlagen des linearen Wirtschaftsmodells, über die Kernaspekte der Circular Economy bis hin zu spezifischen, anwendungsorientierten Design- und Geschäftsmodell- Strategien. Auch die neue Denkweise – systemisches Denken wird im Detail beleuchtet. Untermauert durch über 70 Fallbeispiele und über 100 Infografiken sind alle Inhalte u.a. als Hörbücher verfügbar. Der Lehrgang bietet Entscheider:innen einen strategischen Vorteil – mit dem Wissen der Zukunft die Entscheidungen von Heute richtig fällen. Wir freuen uns, dass es neben diesem Lehrgang mittlerweile auch noch weitere Angebote in Tirol und Österreich gibt und wir alle gemeinsam einen Teil zum Wandel der Denkweise und damit des Systems beisteuern dürfen. Du hast jetzt Lust bekommen dich mit den Konzepten der Circular Economy auseinanderzusetzen? Die perfekte Gelegenheit bietet sich schon am Do, 7. Dez. 2023 von 13:00 bis 15:00 beim Demo Day des CIRCO Tracks, einer Kooperation von endlich. und dem Impact Hub Tirol. [Autor:innen: Anna Köhl und Simon Tumler, Co-founders von endlich. Weitere Ressourcen zum Thema: Podcast: The Circular Economy Show der Ellen MacArthur Foundation Bücher: A wealth of Flows von Ken Webster Waste to Wealth: The Circular Economy Advantage von Peter Lacy und Jakob Rutqvist The Circular Economy – a users guide von Walter Stahel The Circular Economy Handbook: Realizing the Circular Advantage von Peter Lacy, Jessica Long und Wesley Spindler Thinking in Systems: a primer von Donella H. Meadows und Diana Wright
In diesem Blogpost teilt Stefanie, Marketing Managerin bei Tree.ly, ihre Erkenntnisse zur Bedeutung von „Net-Zero“ und der Rolle von Unternehmen im Klimaschutz. Dabei wird klar, warum John Muirs Worte, „Between every two pines is a doorway to a new world,“ für sie von besonderer Relevanz sind und wie diese Perspektive unseren Blick auf die Zukunft verändert. Der Klimawandel ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit. Die steigenden Temperaturen, verheerenden Naturkatastrophen und die Bedrohung der globalen Ökosysteme erfordern Maßnahmen. Tree.ly setzt sich für das Konzept von „Net-Zero“ ein: Das heißt, wir gehen einen innovativen Weg, um aktiv zur Lösung der Klimakrise beizutragen. Unser Ansatz besteht darin, zertifizierte Klimaschutzprojekte in Wäldern zu entwickeln, bei denen regionale Unternehmen die wichtigen Ökosystemdienstleistungen unserer Wälder finanziell unterstützen können. Die erzielten Einnahmen fließen direkt zurück in die Wälder, um sie klimaresilienter zu gestalten und für kommende Generationen zu bewahren. (Quelle: WWF) Was ist Net-Zero und warum ist es wichtig? Net-Zero zielt darauf ab, Treibhausgasemissionen möglichst auf Null zu reduzieren und alle verbleibenden Emissionen durch beispielsweise Ozeane oder Wälder der Atmosphäre zu entziehen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind eindeutig: Um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern, muss die globale Temperaturerhöhung auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden. Derzeit ist die Erde bereits etwa 1,1 Grad Celsius wärmer. Um die globale Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten, müssen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 45% reduziert werden und bis 2050 muss Net-Zero erreicht werden. Diese Ziele wurden im Pariser Klimaabkommen von 193 Staaten und der Europäischen Union unterzeichnet. Die Bedeutung von wissenschaftsbasierten Zielen: SBTi Um Unternehmen bei der Umsetzung von Net-Zero-Zielen zu unterstützen, spielt die Science Based Targets Initiative (SBTi) eine entscheidende Rolle. SBTi bietet Unternehmen umfassende Instrumente, um wissenschaftsbasierte Klimaziele festzulegen, die den Übergang zu Net-Zero ermöglichen. Der Net-Zero-Standard bietet eine klare Definition von Netto-Null-Zielen, um Verwirrung und Greenwashing zu vermeiden. Wie Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und Professor für Erdsystemwissenschaften an der Universität Potsdam, betont: ‚Der Net-Zero-Standard bietet Unternehmen einen klaren Leitfaden darüber, wie sie ihre Netto-Null-Pläne mit der wissenschaftlichen Erkenntnis in Einklang bringen können, was in diesem entscheidenden Jahrzehnt für den Klimaschutz nicht verhandelbar ist. Denn uns läuft die Zeit davon.'“ (Weitere Informationen & Quelle: SBTi) Das Beitragsmodell als effektiver Ansatz für Net-Zero Das herkömmliche Kompensationsmodell sieht vor, dass Unternehmen ihre CO2-Emissionen durch Projekte ausgleichen, die Treibhausgase reduzieren. Dies ist ein wichtiger Schritt, aber allein nicht ausreichend. Das Beitragsmodell geht einen Schritt weiter, indem Unternehmen aktiv bestrebt sind, Emissionen in erster Linie zu vermeiden und zu reduzieren. Dies kann durch Maßnahmen wie Energieeffizienzsteigerungen, verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien, Förderung nachhaltiger Beschaffung und weitere umweltfreundliche Initiativen erreicht werden. Bei Tree.ly ist eine Klimabilanz bei Unternehmen eine grundlegende Voraussetzung. So können wir sicherstellen, dass tatsächlich etwas konkretes für den Klimaschutz getan wird. Dieses Engagement für Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist ein Schlüsselmerkmal des Beitragsmodells, das Unternehmen auf ihrem Weg zu Net-Zero unterstützt. Der Weg zu Net-Zero Unternehmen müssen ihre Klimastrategien überdenken, umsetzen und kommunizieren. Eine transparente Kommunikation über Ziele und Maßnahmen ist entscheidend, um Greenwashing zu vermeiden und das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen. Unternehmen haben eine bedeutende Rolle im Kampf gegen die Klimakrise und sollten ihre Verantwortung wissenschaftsbasiert wahrnehmen. Dieser Weg zum „Net-Zero“ ist ein effektiver Ansatz, um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen: Schritt 1: Berechne die Emissionen für deine gesamte Wertschöpfungskette Berechne einen genauen Jahresbericht über die gesamten emittierten Treibhausgase von deinem Unternehmen. Anhand dieser Berechnung kann dein Unternehmen erkennen, woher der Großteil der Emissionen stammen, wie sich dein Unternehmen insgesamt auf das Klima auswirkt und wo die Emissionen gesenkt werden können. Bei der Berechnung deiner Emissionen musst du deine gesamte Wertschöpfungskette betrachten, nicht nur deine direkten Emissionen. Es gibt einen zunehmenden regulatorischen Druck (um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen), die Verantwortung für Scope-3-Emissionen zu übernehmen, d.h. für die THG-Emissionen deiner vor- und nachgelagerten Emissionen in der Wertschöpfungskette. Das kann enorme Kosten verursachen und du solltest schon heute Maßnahmen ergreifen, um diese zu messen und zu minimieren. Schritt 2: Reduziere die Emissionen in deiner gesamten Wertschöpfungskette Nachdem du deine Gesamtemissionen berechnet hast, besteht der nächste Schritt darin, alle klimaschädlichen Emissionen zu reduzieren. Um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, müssen wir die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 halbieren und bis spätestens 2050 auf Netto-Null reduzieren. Beginne mit der Reduzierung der Scope-1– und 2-Emissionen, um deine jährlichen Emissionen sofort zu senken. Als nächstes empfehlen wir dir, das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Scope 3 zu bewerten und gezielte Maßnahmen zur Verringerung dieser Emissionen zu ergreifen. Wie z.B. die Auswahl neuer Partner, basiert auf deren Treibhausgasemissionen, um die bestehenden Partner in der Wertschöpfungskette zu ermutigen, ihre Treibhausgasemissionen zu verringern. Schritt 3: Übernimm die finanzielle Verantwortung Nachdem du deinen Reduktionsplan aufgestellt hast, besteht der nächste Schritt darin, einen Beitrag zu Klimaschutzprojekten zu leisten. Langfristiges Ziel ist es, bis zum Jahr 2050 komplett klimaneutral zu werden. Jedoch wissen wir, dass es bis dahin leider noch einige Zeit dauern wird. Beginne in der Zwischenzeit mit der Finanzierung von Klimaschutzprojekten, um Verantwortung zu übernehmen und die CO₂-Bilanz deines Unternehmens zu verbessern („Geld für die Tonne„). Die Verwendung des „Phase-in“-Ansatzes, um die volle finanzielle Verantwortung für die verbleibenden Treibhausgasemissionen zu übernehmen, ist der effizienteste Weg für dein Unternehmen, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Laut WWF solltest du damit beginnen, für jede Tonne Scope 1 und 2 CO₂e-Emissionen 100 € zu berechnen und Spende diesen Betrag an ein hochwertiges Klimaschutzprojekt deiner Wahl. Klimaprojekte, die sich mit der Krise des Klimawandels, dem Verlust der biologischen Vielfalt und einer ungerechten Entwicklung befassen, sind Faktoren, die du bei der Auswahl des richtigen Projekts beachten solltest. Die Projekte, für die sich dein Unternehmen entscheidet, sollten sowohl naturbasierte Lösungen als auch technologische Innovationen umfassen, die einen messbaren Nutzen für das Klima bringen. Schritt 4: Förderung des Klimabewusstseins Der letzte Schritt: Klimabefürwortung. Investiere in die Klimabefürwortung, um ein vorteilhaftes regulatorisches Umfeld sowohl für das Klima als auch für dein Unternehmen zu schaffen. Diese zusätzlichen Investitionen sollten den vier Grundsätzen folgen: global/lokal sensibel, konsequent wissenschaftlich fundiert, unabhängig finanziert und kompromisslos transparent sein. Wenn du diese Richtlinien befolgen kannst, kannst du dich wirksam für das Klima einsetzen, vertrauensvoll kommunizieren und den Klimawandel eindämmen. Warum sollten Unternehmen Net-Zero anstreben? Die Verpflichtung zum Net-Zero ist nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern bietet auch zahlreiche Vorteile für Unternehmen (Quelle: Carbon Trust): Erhöhung der Glaubwürdigkeit und Aufwertung des Markenimages. Stärkung der Innovationsfähigkeit zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen. Steigerung der Anpassungsfähigkeit an potenzielle zukünftige Vorschriften. Aufbau eines wachsenden Vertrauens bei Investoren. Wälder als globale Klimahelden: Wald-Klimaschutzprojekte mit Tree.ly Tree.ly entwickelt eine digitale Plattform, die Waldbesitzer:innen mit umweltbewussten Unternehmen verbindet. Wir begrüßen die Net-Zero-Denkweise, da sie perfekt mit unserer Mission übereinstimmt: Statt lediglich den Kauf von Nachhaltigkeitszertifikaten zu fördern, setzen wir auf freiwillige Beiträge, die nachhaltige Forstwirtschaft unterstützen. Warum? Weil wir glauben, dass wahre Klimaschutzmaßnahmen weit über den Kauf von Kohlenstoffzertifikaten hinausgehen. Unsere Helden: Die Waldbesitzer:innen Unsere Mission bei Tree.ly ist es, Wälder widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen. Dabei arbeiten wir eng mit den eigentlichen Heldinnen und Helden unserer Arbeit zusammen: den Waldbesitzer:innen. Durch die Unterstützung unserer Projekte erhalten sie Einnahmen, um gezielt Maßnahmen umzusetzen, die den Wäldern helfen, sich an die veränderten Bedingungen des Klimawandels anzupassen, das Ökosystem zu schützen und die CO₂-Sequestrierung zu fördern. Zusammenfassung Der Weg zu Net-Zero erfordert ein entschlossenes Engagement von Unternehmen, um echte Veränderungen im Kampf gegen den Klimawandel zu bewirken. Indem sie vom Kompensationsmodell zum Beitragsmodell übergehen, klare Ziele setzen, nachhaltige Praktiken implementieren und transparent über ihren Fortschritt berichten, können Unternehmen zu Klimahelden werden und eine nachhaltigere Zukunft für alle gestalten. Möchtest du mehr darüber erfahren, wie Tree.ly Unternehmen auf dem Weg zu Net-Zero unterstützen kann? Besuche unsere Website, um weitere Informationen zu erhalten. Wenn du dich weiterhin für das Thema Net-Zero und Klimaschutz interessiert, empfehlen wir dir, unseren Newsletter zu abonnieren, um regelmäßig über neue Entwicklungen informiert zu werden! Mehr über die “Bedeutung von CSRD für Unternehmen ab 2024” WWF Paper: Net-Zero Klimastrategie für Unternehmen Tree.ly auf LinkedIn
Christian Oberleiter ist Manager am Institute of Brand Logic. Der Experte für nachhaltige Destinationsentwicklung hat internationale Berufserfahrung in renommierten Hotelketten und Tourismusorganisationen sowie im Marketing und Operations Management in führenden Positionen bei Swarovski. Darüber hinaus ist Christian passionierter Trailrunner und ambitionierter Marathonläufer. Es herrscht mittlerweile ein breiter Konsens darüber, dass der menschengemachte Klimawandel Realität ist und wir alle die Auswirkungen des Klimawandels in irgendeiner Form zu spüren bekommen. Und wohl jede Tourismusdestination beschäftigt sich mittlerweile mit dem Thema der Nachhaltigkeit. Allerdings gibt es beim WIE und in welcher Intensität große Unterschiede. Während sich manche Regionen bereits mit der Installation von 2 Ladestationen für Elektroautos brüsten, setzen andere wiederum auf Zertifizierungen mit bürokratisch sehr aufwändigen Prozessen. Bei einer vom Institute of Brand Logic durchgeführten Befragung in 25 großen Alpendestinationen wurde u.a. die Frage gestellt, welche Initiativen zur Nachhaltigkeit bereits umgesetzt werden. Wenig überraschend standen Mülltrennung und die Einbindung regionaler Lieferanten an erster Stelle. Bei vielen anderen Themen wie sogenannter „Green-Events“, der Forcierung veganer Küche oder der Sensibilisierung der Bevölkerung für Klimaschutz besteht allerdings noch enorm viel Luft nach oben. Bei all den Bemühungen geht es darum, einen wirklichen Impact zu schaffen, der weit über den berühmten „Tropfen auf den heißen Stein“ hinausgeht mit dem obersten Ziel der Klimaneutralität für die Destination. Es braucht einen destinationsweiten Prozess Für die Erarbeitung einer Nachhaltigkeitsstrategie und deren Umsetzung braucht es einen destinationsweiten, koordinierten Prozess, welcher alle Interessensgruppen integriert. Es gilt dabei, ein gemeinsames Zukunftsbild zu bauen, welches von allen geteilt wird, um dann eine koordinierte Umsetzung voranzutreiben zu können. In einem allerersten Schritt geht es um das Schaffen eines Bewusstseins für die absolute Notwendigkeit einer verbindlichen Nachhaltigkeitsstrategie. Auch wenn das übergeordnete Ziel die Eindämmung der globalen Erwärmung ist, gibt es für Akteure im Tourismus sieben weitere wichtige Gründe, sich der Zukunftsfähigkeit einer Destination mit vollem Fokus zu widmen: 1. Verändertes Konsumverhalten der Gäste Eine von der ÖHV in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass 50 % der befragten Gäste das Thema Ökologie im Urlaub sehr wichtig ist. Auch wenn dieses heute für die große Masse noch nicht der entscheidende Buchungsgrund ist, so zeigt der Trend besonders bei jungen Menschen ganz klar auf, dass Ökologie immer wichtiger wird bei der Wahl des Urlaubsziels. Im MICE-Bereich (Meeting, Incentive, Congress, Events) gilt mittlerweile für viele Firmen das Vorhandensein einer nachweisbaren Nachhaltigkeitsstrategie als Grundvoraussetzung für Buchungen bzw. den Abschluss von Jahresvereinbarungen mit Hotelbetrieben. 2. Druck durch Vertriebspartner Große Reiseveranstalter wie die TUI haben „Nachhaltige Hotels“ bereits als Filterkriterium auf ihren Buchungsplattformen integriert. Ebenso zeigt booking.com den „Nachhaltigkeits-Level“ der jeweiligen Unterkunft an prominenter Stelle aus. Auch HRS.com führt das „Green Stay Label“ sogar mit der Angabe des CO2-Fußabdrucks des jeweiligen Betriebes gut sichtbar an. Viele andere Vertriebspartner orientieren sich an den Beispielen der Branchengrößen. 3. Sensibler Arbeitsmarkt Besonders die jüngeren Generationen sind sehr sensibel, wenn es darum geht, für wen sie arbeiten möchten. Viele künftige Arbeitnehmer:innen werden sich für jene Betriebe entscheiden, welche eine klare Strategie in puncto Umweltschutz verfolgen. In Zeiten des europaweiten Arbeitskräftemangels haben somit jene Unternehmen mit einer klaren Zukunftsstrategie entscheidende Vorteile am Arbeitsmarkt. 4. Gesetzliche Vorgaben Laut EU-Taxonomie müssen europaweit sämtliche KMUs (u.a. ab 250 Mitarbeiter:innen) einen Bericht darüber ablegen, welche Investitionen und welche wirtschaftliche Tätigkeiten ökologisch nachhaltig sind und welche tatsächlich einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Diese Fragen müssen klar und transparent beantwortet werden, d.h. auch die vor- und nachgelagerten Unternehmen müssen abgebildet werden. Es ist davon auszugehen, dass der Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen sukzessive über die Jahre ausgeweitet wird. 5. Veränderte Lieferantenbedingungen Die EU-Taxonomie gilt dann auch für die großen zuliefernden Betriebe. Das bedeutet, dass auch diese Unternehmen ihre Geschäftsfelder und Strategien anpassen und möglicherweise bestimmte Kundengruppen aus ökologischen Gesichtspunkten (z.B.: Logistik, verändertes Sortiment) ausschließen werden oder die Belieferung nur zu veränderten Bedingungen durchführen. 6. Kreditvergabe an Zukunftsstrategie gebunden Die EU-Taxonomie spielt künftig auch eine Schlüsselrolle bei der Neuausrichtung der Kapitalströme hin zu nachhaltigen Investitionen. Besonders Banken werden bei der Vergabe von Krediten ein noch größeres Augenmerk auf das Vorliegen einer Zukunftsstrategie legen, welche auch besonders die ökologischen Aspekte abbildet. 7. Schwindende Geschäftsgrundlage Schon heute erleben wir, wie niedergelegene Skigebiete ihren Skibetrieb stark einschränken oder gar einstellen mussten. Andere Skigebiete müssen immer mehr Ressourcen einsetzen, um eine durchgängige Wintersaison sicherstellen zu können. Besonders Vor- und Nachsaisonen verkürzen sich aufgrund fehlender Schneedecken. In klassischen Sommer- bzw. Badedestinationen wirken sich langanhaltende Hitzeperioden negativ auf den Wasserhaushalt aus, was wiederum zu einem eingeschränkten Leistungsangebot führen kann. Auch wenn es viele Urlauber aufgrund der zunehmenden Hitze in den südlichen Badedestinationen vermehrt in die Berge ziehen könnte, so gibt es auch dort wetterbedingte Risiken wie Vermurungen, Hangrutsche und Steinschläge, die dann ganze Talschaften für länger Zeiten von der Außenwelt abschneiden. Das bedeutet, dass in vielen Destinationen die jahrelang gut funktionierenden Geschäftsmodelle ins Wanken geraten, da das zentrale Leistungsversprechen nicht mehr eingehalten werden kann. [Autor: Christian Oberleiter, Senior Consultant am Institute of Brand Logic] Weitere Ressourcen zum Thema: Für uns als Impact Hub Tirol, ist der Themenkomplex Tourismus und Nachhaltigkeit sehr spannend und wichtig. Ein bedeutender Beitrag zur Verankerung einer Impact-Logik im Tiroler Tourismus ist das Whitepaper unserer Tourismus-Fokusgruppe: https://www.tirol.impacthub.net/fokusgruppen An alle, die tiefer in das Thema Nachhaltigkeit und Tourismus einsteigen möchten, empfehlen wir den folgenden Podcast zum Thema „Futures, Sustainabilty and Regeneration“ von Leading Tourism’s Transition mit Birthe Menke: https://open.spotify.com/episode/6gXSBTkao83BRtl6FbIaC5 Eine wichtige Anlaufstelle für Tourismuswissen in Tirol ist die Plattform „Tirol Tourism Research“. Die TTR ist ein Gemeinschaftsprojekt von MCI Tourismus und Tirol Werbung und bietet eine umfassende Sammlung von Daten rund um den Tourismus in Tirol, sowie zentrale Marktforschungsergebnisse und praxisrelevante wissenschaftliche Erkenntnisse: http://www.ttr.tirol/ Und wer interessiert ist, in welche Richtung sich Tirol als Destination und Lebensraum entwickelt, sollte sich auf jeden Fall die Tourismusstrategie „Der Tiroler Weg“ anschauen: https://www.tirolwerbung.at/tiroler-tourismus/tourismusstrategie Foto: Alin Andersen | Unsplash
Never doubt that a small group of thoughtful, committed citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has.” [Margaret Mead] Als ich 7 Jahre alt war, brachten meine Eltern mich in eine Jugendgruppe in unserem lokalen Kletterzentrum, damit ich dort lernen konnte zu klettern. Es war meine erste Begegnung mit der Kraft von Communities. Als Kind war ich – und bin ich auch heute oft noch – überdurchschnittlich schüchtern. Als ich den Schulübertritt machte, hinge ich die ersten Monate fast ausschließlich und allein mit meiner Sitznachbarin ab, die ich an Tag 1 kennen gelernt hatte. Die Klettergruppe wurde für mich die folgenden Jahren nicht der Ort, den ich mit trainieren, Liegestützen und Mentaltraining verband – sondern ein Umfeld, an dem ich mich ausprobieren und frei sein konnte, tiefe Freundschaften schloss und meine Leidenschaft fürs Klettern wachsen lassen konnte. Wo man sich aus gegenseitiger Unterstützung den nächsten passenden Boulder raussuchte, Klettergebiete empfahl, unterschwellig und gesund in Konkurrenz treten konnte und sich nach verlorenen offiziellen Wettkämpfen wieder aufbaute. Die meisten Menschen finden im Laufe ihres Lebens ebenfalls ein solches Umfeld – ob in Sportclubs, Erasmus Aufenthalten, Lerngruppen oder aktivistischen Vereinen. Viele nennen sie „Communities“. Würde man einen Wettlauf für den am meisten übernutzten Begriff des 21. Jhd starten, so würde Community neben Sustainability, Transformation und Impact sicher ganz weit oben stehen. Heute ist alles irgendwie „Community“. Die Leute, die man am Arzler Alm Trail trifft sind „die Bike Community“, Menschen, die Fridays for Future folgen und feiern, sind eine Community und wenn man Community Building auf Google eingibt, erhält man vor allem eine Liste an Tipps, wie man möglichst viele Menschen auf das gleiche Social Media Portal bringt. Es braucht nicht lange, um die Stirn zu runzeln und sich zu fragen – ist das wirklich alles das Gleiche? Auf die Frage „Was ist der Impact Hub?“, würde ich deshalb auch oft gerne mit der Antwort reagieren „ein Coworking“ oder ein „Inkubator“, weil das auf den ersten Blick konkreter oder einfacher zu erklären scheint als Community. Weil jede:r ein eigenes Verständnis von Community mitbringt. Dabei ist der Impact Hub in erster Linie tatsächlich genau das – eine Community. Was also macht Communities aus? Man kann Communitys auf den ersten Blick als eine Gruppe eingrenzen, in der alle das gleiche Interesse teilen. Bergsport, Kleidungsstile, Gaming, eine politische Richtung. Menschen, die gemeinsam eine „Szene“ bilden. Doch nur sobald wir das gleiche Interesse teilen – sind wir dann schon eine Community? In Communities entwickeln sich Support Netzwerke, Menschen, die sich gegenseitig unterstützen und inspirieren. Menschen, die miteinander in Verbindung treten. Wir könnten also sagen, sobald wir eine Mitgliedschaft bei einem Fitnessclub ausfüllen und ein Gespräch an der Bar beginnen, treten wir in Verbindung und werden zumindest Teil eines Netzwerks. Doch in Communities entsteht mehr als das. Die Zutat, die noch fehlt, ist etwas, was wir „sense of belonging“ nennen – ein Zugehörigkeitsgefühl. In meiner Klettergruppe war ich nicht nur auf Papier Mitglied und bei den regelmäßigen Trainings erlaubt. Ich war Teil der Gruppe und wir trugen eine gemeinsame Identität. In Netzwerken treten wir jedoch nur bei, weil wir einen transaktionalen Mehrwert erhoffen. Ich gehe zu einer Abendveranstaltung, bei der ich mir erhoffe, eine relevante Visitenkarte mehr mitzunehmen und gebe dafür auch meine gerne her. In Communities tragen wir eine gemeinsame Identität, die größer ist als die Summe aller Einzelbedürfnisse. Wie diese gemeinsame Identität und sense of belonging entsteht, deutet Peter Block mit seiner Definition von Communities an: “Communities are human systems given form by conversations that build relatedness.” Im Impact Hub Tirol sind das nicht nur die Konversationen von Impact Governance & Measurement oder über die gemeinsame Gestaltung des Space, sondern reichen bis hin zu unternehmerischen und persönlichen Krisen. Wozu suchen wir als Menschen dann überhaupt Communities und nicht nur Netzwerke? „You have to do it by yourself, you cannot do it alone”. Thit Nhat Hanh bringt es damit auf den Punkt. Egal wie einsam und schwierig Phasen der unternehmerischen Reise sein können – es wird immer Menschen um einen herum brauchen, von denen man sich Rat holen kann, auf deren Erfahrungen man bauen kann, die mit einem Erfolge feiern möchten und verstehen, was man da gerade eigentlich versucht. In Communities finden wir “Star Collectives”, ein Begriff, den ich von Katharina Norden lernen durfte. [Karen Walrond schreibt darüber in ihrem Buch The Lightmaker’s Manifesto – How to work for change without losing your joy.] Es sind Menschen, die nur das Beste für uns wollen und die unsere Herausforderung so weit verstehen, dass wir uns gerne ihren Rat holen. Kein:e Sozialinnovator:in bringt ihre Innovation alleine in die Welt. Wir alle brauchen Menschen um uns herum, die das mit uns gemeinsam machen. Communities können geprägt sein von der Geographie, in der Menschen leben oder arbeiten, von einer gemeinsamen Weltsicht, von der Erfahrung, die Menschen teilen, von der sozialen Gruppe, der man sich zuordnet oder der Leidenschaft, die man teilt. Sie dienen einem Zweck, der mal mehr, mal weniger akut scheint. Sie verändern sich über die Zeit und manche Menschen bleiben uns daraus ein Leben lang erhalten. Als Team, als Star Collective oder als Community. In allen finden wir echte und bedeutsame Beziehungen. Während sich in unserer Welt gerade ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem dem Ende neugt, beginnen überall Menschen sich innovativ für mehr soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit einzusetzen, wie neue kleine Pflanzen, die durch Risse aus dem Boden sprießen. Als Impact Hub glauben wir, dass es dringend nötig ist, diese Menschen mehr zusammenzubringen, voneinander zu lernen und gemeinsam daran zu arbeiten, die Cracks im Boden weiter aufzubrechen. Und deshalb ist und bleibt Community das Herz des Impact Hubs. Und auch außerhalb vom Impact Hub kann jede:r von uns solche Communities bauen, um Menschen um einen gemeinsamen Purpose, zu versammeln und sich gegenseitig zu unterstützen – nach C. Vogl: “Communities are being created when at least two people begin to concern for each other’s wellfare.” [Autorin: Jana Ganzmann, Co-Founderin Impact Hub Tirol] Literaturtipps Wer tiefer einsteigen möchte, empfehle ich allen, die .. . … einen grundlegenden Einblick in das Verständnis von Community erhalten möchten, den „Klassiker“: COMMUNITY: The Structure of Belonging (Peter Block) .. etwas mehr Handwerkszeug bekommen möchten, WIE sie solche Communities bauen können: „The Art of Community: Seven Principles for Belonging (C. Vogl)“ .. mit Interesse am Deep-Dive: “Organising Communities: Identifying, connecting and facilitating (von Peter Staal, Kirsten Wagenaar)” … einen schnell und praktischen Einstieg in die direkte Umsetzung suchen: https://community-canvas.org/ … die nach weiteren Tools wie Star Collectives suchen: “The Lightmaker’s Manifesto – How to work for change without losing your joy”, Karen Walrond Anmerkung: Wir freuen uns, mehr über euer Verständnis von Community zu erfahren & besonders über feministische Literaturperspektiven.
Das Klimavolksbegehren ist ein österreichweiter überpateilicher Verein, der durch die Einreichung eines Volksbegehren den österreichischen Nationalrat mit konkreten Anliegen zum Thema Klimaschutz beschäftigen will. Es kann noch bis ca. Mitte Februar auf allen Gemeindeämtern Österreichs unterzeichnet werden. Hallo Emma. Frohes neues Jahr(-zehnt). Wie geht es dir? Bist du und das KVB gut ins neue Jahr gestartet? Hallo Alex, dir auch ein schönes neues Jahr! Abgesehen davon, dass der Winter noch immer nicht so wirklich hier in Innsbruck ist, kann ich mich nicht beklagen. Und mit dieser neuen Regierung ist das KVB auch gut ins neue Jahr gestartet. Unsere Leser*innen interessiert sicher auch ein wenig dein Background. Magst du uns kurz von dir erzählen? Ich schließe derzeit mein Studium in den Wirtschaftswissenschaften an der Universität Innsbruck ab und schreibe meine Bachelorarbeit im Bereich der Umweltökonomik zum Thema „Environmental Kuznets Curve“. Ab Februar mache ich ein Praktikum in Brüssel bei der European University Foundation, eine NGO, die sich für Zugänglichkeit und Digitalisierung von Universitäten und Mobilität von Studierenden im europäischen Raum einsetzt. Privat bin ich lustig, kontaktfreudig und neugierig. Das führt mich direkt zu meiner ersten Frage: Du bist ja Südtirolerin. Wie kommt es, dass du dich in Österreich für das KVB engagierst? Ja stimmt – dass ich Südtirolerin bin – hatte ich gar nicht erwähnt. Es gibt tatsächlich auch in Italien etwas Ähnliches wie das Klimavolksbegehren: Eine „Proposta di legge su iniziativa popolare“, die sich „Figli Costituenti“ nennt. Man sammelt hierbei Unterschriften, damit intergenerationelle Gerechtigkeit, nachhaltige Entwicklung und der Schutz der Umwelt in die Verfassung aufgenommen werden. Leider bin ich aber kaum in Südtirol und es ist deshalb schwierig, mich für die Verbreitung dieses Gesetzesvorschlages einzusetzen. Anders ist es mit dem Klimavolksbegehren: Ich kann diesem als italienische Staatsbürgerin zwar meine Stimme nicht geben, dafür aber unter anderem durch Events und Infostände den Bekanntheitsgrad des KVB steigern. Was mich dabei besonders angesprochen hat, ist die Wahl des Volksbegehrens als Mittel zum Zweck. Diese stellte eine gute Ergänzung zu den zahlreichen anderen Formen der Umwelt-Bewegung, wie Fridays for Future und Extinction Rebellion, dar. War dir der Klimawandel immer schon ein Anliegen? Wie hast du das erste Mal davon erfahren? Das ist eine sehr interessante Frage. Wenn ich mich jetzt an einen konkreten Moment zu erinnern versuche, dann fällt mir mein Philosophie-Unterricht im Gymnasium ein. Mein damaliger Lehrer hat mit uns die Problematik besprochen, dass die Anreize im Jetzt fehlen, um etwas an der Zukunft, die uns (noch) nicht betrifft, zu verändern. So richtig bewusst ist mir der Bedarf zu handeln erst heuer durch die globale Klimabewegung geworden. Emma Obermair ist Südtirolerin, studiert an der Uni Innsbruck Wirtschaftswissenschaften und engagiert sich in Österreich beim Klimavolksbegehren. Der Autor und sie kennen sich vom Europäischen Forum in Alpach. Foto: © Oliver Thomas Hamedinger Wenn du dir jetzt die Brände in Australien ansiehst und gleichzeitig weißt, dass mit den USA ein so großer Emittent von Treibhausgasen aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen ist, wirst du dann wütend oder bist du einfach ratlos? Zwei Sachen: Erstens empfehle ich jedem wärmstens den New York Times Artikel von David Wallace-Wells (https://www.nytimes.com/2019/02/16/opinion/sunday/fear-panic-climate-change-warming.html) zu lesen. Dieser thematisiert genau das Gefühl der Wut, Angst und Ohnmacht in Bezug auf den Klimawandel. Zweitens möchte ich hier indirekt meinen ehemaligen Professor Herrn Ohndorf zitieren, der vor kurzem gesagt hat, dass er nach all den Jahren, in denen er sich mit der Umweltproblematik befasst hat, jetzt, dank der weltweiten Bewegung, wieder Hoffnung hat. Mit den Grünen haben es zu Beginn dieses Jahres ja zum ersten Mal eine Partei in die Regierung von Österreich geschafft, für die die Bekämpfung des Klimawandels ein, wenn nicht sogar DAS zentrale Thema ist. Wie stehst du dem gegenüber? Ich freue mich natürlich für Österreich! Zudem empfinde ich die neue Koalition als positives Signal für andere Staaten auf der Welt. Seht ihr als KVB auch die Forderungen von euch im Regierungsprogramm umgesetzt? Hättet ihr euch mehr erwartet? Wir sind sehr stolz, als erstes Volksbegehren in der Unterstützungsphase genau dies erreicht zu haben: Einige unserer Forderungen finden sich jetzt schon im Regierungsprogramm. Was wir uns aber wünschen und auch fordern werden, sind Konkretisierungen von Maßnahmen und vor allem Zeitangaben. Wie sieht die Einbindung des KVB in der Österreichischen Politik aus? Gibt es da Anknüpfungen zu Parteien? Steht ihr mit irgendwem im kontinuierlichen Austausch? Das Klimavolksbegehren ist ein unabhängiger und überparteilicher Verein. Wir pflegen regen Austausch mit NGOs und Wissenschaftlern. Wir freuen uns natürlich darüber, wenn die politischen Parteien unsere Forderungen ernst nehmen und diese in die Tat umsetzen wollen. Es gibt ja mit den Schüler*innen von FFF und allen anderen solidarischen Gruppen, die sich da rundherum gebildet haben eine zentrale Bewegung rund um das Thema Klimawandel. Wo ist die Rolle des KVB neben FFF und Extinction Rebellion? Wir haben unseren Verein gegründet, um die einzige Möglichkeit zu nutzen, Forderungen direkt an die Politik bzw. an das Parlament zu adressieren. Wenn wir mindestens 100.000 Unterschriften für das Klimavolksbegehren von den Bürger*innen bekommen, werden unsere Forderungen im Nationalrat in einer Sitzung behandelt und diskutiert. Natürlich sehen wir uns auch deshalb als Brückenbauer zwischen der Politik und anderen Initiativen. Wie schauen die nächsten Schritte des KVB aus? Wisst ihr schon wann ihr einreicht oder wie viele es schon unterschrieben haben? Die nächsten Schritte werden sein, das Klimavolksbegehren bekannter zu machen. Ein paar Wochen lang gibt es noch die Möglichkeit, die Unterstützungserklärung zu unterzeichnen – danach reichen wir ein. Der Fokus wird dann darauf liegen, unsere Netzwerke in allen Bundesländer auszubauen. Hierbei ist es uns ein Anliegen, mehr Freiwillige für das Volksbegehren begeistern zu können, um dann drei Wochen vor der Eintragungswoche intensiv das Klimavolksbegehren durch verschiedenste Aktionen bekannter zu machen. Für uns zählen der Diskurs und die Verbreitung des Themas Klimaschutz, deshalb halten wir uns in der letzten Zeit bedeckt mit Zahlen. Aber bitte, geht’s noch fleißig unterschreiben und erzählt euren Freunden, Familien und Bekannten vom Klimavolksbegehren. Liebe Emma, vielen lieben Dank für deine Zeit und wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg. Auch dir ein großes Danke, Alex! Edit: Das Interview wurde bereits in der zweiten Jännerwoche gemacht. Mittlerweile ist der Winter auch in Innsbruck angekommen. 😀
Da wir immer wieder gefragt werden, welche Bücher denn im Social Entrepreneurship Bereich zu empfehlen sind, haben wir euch hier eine kurze Liste inspirierender wie informativer Bücher zusammengestellt, die neue Blickwinkel auf unsere Zukunft ermöglichen. 1. Für Einsteiger in Social Entrepreneurship Fast schon ein Muss: Für alle, die gerne einmal wirklich verstehen möchten, um was es bei dem Thema Social Business geht, führt wohl kein Weg um Muhammed Yunus herum. Der Gründer der Grameen-Bank skizziert in dem Buch „Ein anderer Kapitalismus ist machbar“ eine konkrete Vision einer neuen, postkapitalistischen Welt. Als Friedensnobelpreisträger für seine Mikrokredite ist er einer der prominentesten Figuren der Szene und wird oft als „Erfinder“ von Social Business bezeichnet. Sein neues Buch dreht sich um die Fragen: Wie kann eine Wirtschaftsordnung jenseits des Kapitalismus aussehen? Und welche Schritte müssen gegangen werden, damit diese neue Ordnung Wirklichkeit wird? Ein inspirierendes Werk voller interessanter Insights und Erklärungen rund um das Konzept und die Bewegung Social Business.
2. Für werdende SozialunternehmerInnen und Coaches Während die Startup Welt mit „Lean Startup“ schon fast eine eigene Bibel besitzt, erschien 2018 angelehnt an diesen Klassiker das Buch „Lean Impact“ von Ann Mei Chan. Das Buch ist besonders interessant für alle, die gerade selbst sozialunternehmerisch tätig werden möchten oder schon mit dem Lean Startup Konzept zu tun hatten und jetzt einen Schritt weiter Richtung Impact gehen möchten. In diesem Video und diesem Blog findet ihr eine gute Übersicht über das Buch. Ihre Message „Think big, start small“ untermauert sie mit Geschichten aus über 300 Organisationen weltweit. Das Buch versteht sich auch als Guide, um den eigenen unternehmerischen Social Impact zu maximieren.
3 . Alternative Unternehmensorganisation Fragt man Social Entrepreneurs nach ihrem Lieblingsbuch, so schafft es „Reinventing Organizations“ wohl auf Platz 1. In diesem Klassiker der modernen Organisationsliteratur beschreibt Frederic Laloux, wie sich Unternehmen und Organisationen mit neuen Management Prinzipien anders denken und führen lassen. Laloux ist berühmt geworden für sein Konzept der Selbstorganisation und gilt als Revolutionär der Szene. Dieses Buch ist besonders interessant für jene, die gerne weg möchten von der klassischen Art, mit der Unternehmen heutzutage geführt werden. Ebenfalls inspirierend für bestehende Unternehmen ist „Let my people go surfing“ von Patagonia Gründer Yvonee Chouinnard. In seinem Buch erzählt der Pioneer von der Gründungsgeschichte des Bergsportunternehmens und gibt detailreiche Einblicke in die Entwicklung und Herausforderungen. Besonders interessant sind die Ausführungen zum persönlichen Purpose des Gründers – also der Grund, warum er das Unternehmen überhaupt führt – seine Antwort ist schließlich keine geringere als: „to lead coporate America by example“.
4. Für Changemaker Wenn man sich lieber mit gesellschaftlichem Wandel beschäftigt als mit der Unternehmensperspektive, haben wir hier noch zwei Tipps: Der Weltbestseller Factfulness von Hans Rossling liefert eine faktenreiche Basis für kontroverse Diskussionen, wie es ein Buch selten schafft. Rossling hinterfragt dabei, ob es uns wirklich immer schlechter geht – ohne aktuelle globale Problemstellungen zu relativieren und illustriert wie erschreckend falsch wir die Welt einschätzen. Fazit: Ein kleines Meisterwerk an der Schnittstelle von Statistik, Wissenschaft und Gesellschaftskritik – mit viel frei zugänglichem Infomaterial auf seiner Website gegen menschliche Ignoranz. Genauso spannend, jedoch mit einem anderen Ansatz, diskutiert Harald Welzer in seinem Buch „Selbst denken“ aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen in historischer Perspektive. Mit pointierten Statements und kritischen Thesen, appelliert Welzer an die Eigenverantwortung des Einzelnen und liefert Argumentationsstränge mit bleibendem Eindruck.
5. Für Fortgeschrittene: Thinking in Systems ist vielleicht nicht ganz so einfach zu lesen wie die bisherigen Bücher, büßt aber keinesfalls an Relevanz ein. Die Autorin Donella Meadows ist berühmt als eine der ersten Wissenschaftlerinnen, die das unendliche Wachstumsprinzip unserer Wirtschaft öffentlich anprangerte. Das Buch thematisiert die systemischen Zusammenhänge globaler Problemstellungen und präsentiert Tools und Herangehensweisen, wie sich Herausforderungen als System betrachten lassen. Besonders relevant also für Systems Entrepreneurs, die Probleme an ihrer Wurzel angehen wollen.