Community Event Impact Hub Tirol

Never doubt that a small group of thoughtful, committed citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has.” [Margaret Mead]

Als ich 7 Jahre alt war, brachten meine Eltern mich in eine Jugendgruppe in unserem lokalen Kletterzentrum, damit ich dort lernen konnte zu klettern. Es war meine erste Begegnung mit der Kraft von Communities. Als Kind war ich – und bin ich auch heute oft noch – überdurchschnittlich schüchtern. Als ich den Schulübertritt machte, hinge ich die ersten Monate fast ausschließlich und allein mit meiner Sitznachbarin ab, die ich an Tag 1 kennen gelernt hatte.

Die Klettergruppe wurde für mich die folgenden Jahren nicht der Ort, den ich mit trainieren, Liegestützen und Mentaltraining verband – sondern ein Umfeld, an dem ich mich ausprobieren und frei sein konnte, tiefe Freundschaften schloss und meine Leidenschaft fürs Klettern wachsen lassen konnte. Wo man sich aus gegenseitiger Unterstützung den nächsten passenden Boulder raussuchte, Klettergebiete empfahl, unterschwellig und gesund in Konkurrenz treten konnte und sich nach verlorenen offiziellen Wettkämpfen wieder aufbaute.

Die meisten Menschen finden im Laufe ihres Lebens ebenfalls ein solches Umfeld – ob in Sportclubs, Erasmus Aufenthalten, Lerngruppen oder aktivistischen Vereinen. Viele nennen sie „Communities“.

Würde man einen Wettlauf für den am meisten übernutzten Begriff des 21. Jhd starten, so würde Community neben Sustainability, Transformation und Impact sicher ganz weit oben stehen. Heute ist alles irgendwie „Community“. Die Leute, die man am Arzler Alm Trail trifft sind „die Bike Community“, Menschen, die Fridays for Future folgen und feiern, sind eine Community und wenn man Community Building auf Google eingibt, erhält man vor allem eine Liste an Tipps, wie man möglichst viele Menschen auf das gleiche Social Media Portal bringt. Es braucht nicht lange, um die Stirn zu runzeln und sich zu fragen – ist das wirklich alles das Gleiche?

Auf die Frage „Was ist der Impact Hub?“, würde ich deshalb auch oft gerne mit der Antwort reagieren „ein Coworking“ oder ein „Inkubator“, weil das auf den ersten Blick konkreter oder einfacher zu erklären scheint als Community. Weil jede:r ein eigenes Verständnis von Community mitbringt. Dabei ist der Impact Hub in erster Linie tatsächlich genau das – eine Community.

Was also macht Communities aus?

Man kann Communitys auf den ersten Blick als eine Gruppe eingrenzen, in der alle das gleiche Interesse teilen. Bergsport, Kleidungsstile, Gaming, eine politische Richtung. Menschen, die gemeinsam eine „Szene“ bilden.

Doch nur sobald wir das gleiche Interesse teilen – sind wir dann schon eine Community? In Communities entwickeln sich Support Netzwerke, Menschen, die sich gegenseitig unterstützen und inspirieren. Menschen, die miteinander in Verbindung treten. Wir könnten also sagen, sobald wir eine Mitgliedschaft bei einem Fitnessclub ausfüllen und ein Gespräch an der Bar beginnen, treten wir in Verbindung und werden zumindest Teil eines Netzwerks. Doch in Communities entsteht mehr als das.

Die Zutat, die noch fehlt, ist etwas, was wir „sense of belonging“ nennen – ein Zugehörigkeitsgefühl. In meiner Klettergruppe war ich nicht nur auf Papier Mitglied und bei den regelmäßigen Trainings erlaubt. Ich war Teil der Gruppe und wir trugen eine gemeinsame Identität. In Netzwerken treten wir jedoch nur bei, weil wir einen transaktionalen Mehrwert erhoffen. Ich gehe zu einer Abendveranstaltung, bei der ich mir erhoffe, eine relevante Visitenkarte mehr mitzunehmen und gebe dafür auch meine gerne her. In Communities tragen wir eine gemeinsame Identität, die größer ist als die Summe aller Einzelbedürfnisse.

Wie diese gemeinsame Identität und sense of belonging entsteht, deutet Peter Block mit seiner Definition von Communities an: “Communities are human systems given form by conversations that build relatedness.” Im Impact Hub Tirol sind das nicht nur die Konversationen von Impact Governance & Measurement oder über die gemeinsame Gestaltung des Space, sondern reichen bis hin zu unternehmerischen und persönlichen Krisen.

Wozu suchen wir als Menschen dann überhaupt Communities und nicht nur Netzwerke?

„You have to do it by yourself, you cannot do it alone”. Thit Nhat Hanh bringt es damit auf den Punkt. Egal wie einsam und schwierig Phasen der unternehmerischen Reise sein können – es wird immer Menschen um einen herum brauchen, von denen man sich Rat holen kann, auf deren Erfahrungen man bauen kann, die mit einem Erfolge feiern möchten und verstehen, was man da gerade eigentlich versucht. In Communities finden wir “Star Collectives”, ein Begriff, den ich von Katharina Norden lernen durfte. [Karen Walrond schreibt darüber in ihrem Buch The Lightmaker’s Manifesto – How to work for change without losing your joy.] Es sind Menschen, die nur das Beste für uns wollen und die unsere Herausforderung so weit verstehen, dass wir uns gerne ihren Rat holen.

Kein:e Sozialinnovator:in bringt ihre Innovation alleine in die Welt. Wir alle brauchen Menschen um uns herum, die das mit uns gemeinsam machen. Communities können geprägt sein von der Geographie, in der Menschen leben oder arbeiten, von einer gemeinsamen Weltsicht, von der Erfahrung, die Menschen teilen, von der sozialen Gruppe, der man sich zuordnet oder der Leidenschaft, die man teilt. Sie dienen einem Zweck, der mal mehr, mal weniger akut scheint. Sie verändern sich über die Zeit und manche Menschen bleiben uns daraus ein Leben lang erhalten. Als Team, als Star Collective oder als Community. In allen finden wir echte und bedeutsame Beziehungen.

Während sich in unserer Welt gerade ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem dem Ende neugt, beginnen überall Menschen sich innovativ für mehr soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit einzusetzen, wie neue kleine Pflanzen, die durch Risse aus dem Boden sprießen.

Als Impact Hub glauben wir, dass es dringend nötig ist, diese Menschen mehr zusammenzubringen, voneinander zu lernen und gemeinsam daran zu arbeiten, die Cracks im Boden weiter aufzubrechen. Und deshalb ist und bleibt Community das Herz des Impact Hubs. Und auch außerhalb vom Impact Hub kann jede:r von uns solche Communities bauen, um Menschen um einen gemeinsamen Purpose, zu versammeln und sich gegenseitig zu unterstützen – nach

C. Vogl: “Communities are being created when at least two people begin to concern for each other’s wellfare.”

[Autorin: Jana Ganzmann, Co-Founderin Impact Hub Tirol]

Literaturtipps

Wer tiefer einsteigen möchte, empfehle ich allen, die .. .

… einen grundlegenden Einblick in das Verständnis von Community erhalten möchten, den „Klassiker“: COMMUNITY: The Structure of Belonging (Peter Block)

.. etwas mehr Handwerkszeug bekommen möchten, WIE sie solche Communities bauen können: „The Art of Community: Seven Principles for Belonging (C. Vogl)“

.. mit Interesse am Deep-Dive: “Organising Communities: Identifying, connecting and facilitating (von Peter Staal, Kirsten Wagenaar)”

… einen schnell und praktischen Einstieg in die direkte Umsetzung suchen: https://community-canvas.org/

… die nach weiteren Tools wie Star Collectives suchen: “The Lightmaker’s Manifesto – How to work for change without losing your joy”, Karen Walrond

Anmerkung: Wir freuen uns, mehr über euer Verständnis von Community zu erfahren & besonders über feministische Literaturperspektiven.