Protect Our Winters hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Outdoorcommunity zu vernetzen und sich gemeinsam für mehr Klimaschutz einzusetzen. Aufklärung und Kooperation stehen dabei im Fokus. Lena Öller ist freie Journalistin und seit vier Jahren POW-Mitglied. Warum und was POW genau macht, erklärt sie in diesem Text. Meine Motivation Ich liebe es, dass ich meine Freizeit in der Natur verbringen kann. Dass ich die Berge durch verschiedene Sportarten hautnah erleben und sie durch die vorhandene Infrastruktur auch auf einfachem Weg nutzen kann. Und ich möchte, dass das auch so bleibt – dass auch künftige Generationen die Berge als Naherholungsraum nutzen können, dass Tourist:innen weiterhin gerne zu uns auf Urlaub fahren und dass es auch in Zukunft viele Jobs in diesem Bereich gibt, die es vielen Leuten ja überhaupt erst ermöglichen, in dieser wunderbaren Umgebung leben zu können. Seit meiner Kindheit sehe ich, welchen Stellenwert der Wintertourismus im Westen Österreichs einnimmt. Ohne die vielen Skigebiete und die dazugehörenden Betriebe, wie Sporthändler, Skischulen, Hotels und Restaurants, aber auch die liefernden Gewerke, gäbe es in vielen Orten keine ausreichende wirtschaftliche Grundlage, um den Menschen ihren heutigen Lebensstandard zu ermöglichen. Seit meiner Kindheit sehe ich aber auch die drastischen Veränderungen, die die Klimakrise und der Wunsch nach wirtschaftlichem Wachstum mit sich bringt. Wetterereignisse werden immer unberechenbarer und Extreme immer häufiger. Die Natur wird mehr und mehr verbaut, die Skigebiete expandieren – noch ein weiterer Speicherteich, noch eine breitere Piste, noch mehr Beton in den Berg – für im Endeffekt noch mehr Geld. Ich glaube, es braucht hier ein Umdenken. Ich glaube, dass wir uns mehr dafür einsetzen sollten, das, was unsere Region besonders macht, zu bewahren. Das bedeutet, dass wir als Gesellschaft von jetzt an möglichst klimafreundlich handeln sollten und dass Entscheidungsträger:innen in Maßnahmen investieren müssen, die es uns leichter machen, nachhaltiger zu leben und im Endeffekt unseren Lebensraum und Wirtschaftsstandort langfristig sichern. Ich glaube, dass die Outdoorsportcommunity, allesamt naturverbundene Menschen mit vielen ähnlichen Interessen, einen enormen Einfluss auf Politik und Wirtschaft hat. Vor allem, wenn wir die Chance nutzen, uns zu vernetzen und gemeinsam mit anderen Stakeholdern an wirklichen Lösungen arbeiten. Protect Our Winters versucht genau das – und deshalb bin ich Mitglied. INFO: Ursprünglich stammt die Bewegung “Protect Our Winters” aus den USA, wo sie im Jahr 2007 von der Snowboard-Legende Jeremy Jones gegründet wurde. Sein Ziel war es von Beginn an, der breiten Masse eine Möglichkeit zu bieten, sich im Klimaschutz zu engagieren – und so ein Umdenken im Tourismus, der Wirtschaft und der Gesellschaft zu bewirken. Mittlerweile gibt es POW weltweit, neben dem 2014 gegründeten Chapter in Österreich finden sich in neun anderen europäischen Ländern POW-Ableger, zudem gibt es POW Europa als Dachorganisation. Wie POW arbeitet Um mehr Menschen für den Klimaschutz zu gewinnen, arbeiten wir bei POW in verschiedenen Allianzen zusammen. Die Athlete Alliance, bestehend aus Profi-Sportler:innen verschiedener Bergsport-Disziplinen, trägt durch ihre Bekanntheit die Botschaft von POW in die Welt hinaus. Gestützt wird diese Botschaft durch die Erkenntnisse der Science Alliance, ein Netzwerk von Wissenschaftler:innen, das Forschung zu den Themen Wintersport, Tourismus und Klimakrise betreibt. Die Creative Alliance hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Anliegen von POW durch Film und Fotografie näher an die Menschen zu bringen. Die neu gegründete Guides Alliance setzt sich aus aktiven Bergführer:innen sowie Ski- und Mountainbikeguides zusammen. Menschen, für welche die Berge nicht nur Leidenschaft, sondern auch fundamentale Grundlage ihres Berufs sind. Das Ziel: Offen über die Problematiken in ihrem Berufsfeld zu sprechen und Kolleg:innen sowie Kund:innen aufzuklären. Erdgespräche (c) Mitja Kobal_Greenpeace Bildung und Workshops Um die Problematik der Klimakrise und ihre Zusammenhänge mit Wirtschaft und Tourismus auch für junge Menschen greifbar zu machen, haben wir das „Hot Planet – Cool Athlete“ Programm entwickelt. Freiwillige aus den jeweiligen Regionalteams werden dabei von aktiven Athlet:innen in Schulen begleitet, um mit Kindern und Jugendlichen einen interaktiven Klimaworkshop durchzuführen. Es gilt dabei, junge Menschen sowohl für den Outdoorsport, als auch Klimaschutz zu begeistern. Für Oberstufler und Erwachsene bieten POW-Volunteers auch Climate Fresk Workshops an. Klimaworkshop (c) Mia Maria Knoll Schwerpunkt Mobilität Einer der größten Hebel, um den Bergsport schnell umweltfreundlicher zu machen, ist die Mobilität. Rund 70% der Emissionen eines durchschnittlichen Skitages entstehen alleine bei der Anreise. POW will daher alle Stakeholder dazu animieren, das Angebot der öffentlichen Anreise deutlich zu verbessern. Außerdem setzen wir uns aktiv dafür ein, die Hürde zum Wechsel auf die Öffis zu senken.In Zusammenarbeit mit dem Verein Bahn zum Berg haben wir im vergangenen Jahr zwei Öffi-Tourenführer für Nordtirol herausgebracht, die als Hilfestellung und Inspiration dienen sollen. Weitere derartige Projekte in anderen Alpenregionen befinden sich derzeit in Arbeit. Klimaschutz ist überparteilich Gute Öffiverbindungen reichen aber nicht, um die Bedrohungen der Klimakrise in den Griff zu bekommen. Wir zeigen daher bei Podiumsdiskussionen sowie in Gesprächen mit Politiker:innen und der Wintersportindustrie vernünftige Rahmenbedingungen für eine klimafreundliche Ausübung des Winter- und Outdoorsports auf. Mit Kampagnen und Petitionen versuchen wir außerdem, die Klimakrise und die Forderungen von POW mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen. Bisherige Erfolge Große mediale Aufmerksamkeit erzielte unsere Petition an den internationalen Skiverband FIS, in dem wir eine ambitionierte Nachhaltigkeitsstrategie forderten. Auch das im Sommer 2023 durchgeführte Gletscherbegräbnis war ein voller Erfolg für die Organisation. POW Austria hat den größten Gletscher Österreichs symbolisch beerdigt, weil die Gletscherzunge der Pasterze schon bald abreißen und der Großteil dann nur mehr aus Toteis bestehen wird. Die Aktion fand in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen und Vertreter:innen der Kirche statt. POW-Geschäftsführer Moritz Nachtschatt erklärt unsere überparteiliche Herangehensweise so: „Klimaaktivismus findet oft in einer gewissen Bubble statt. Gemeinsame Aktionen wie das Gletscherbegräbnis zeigen auf, dass Klimaschutz aber ein Thema aller sozialen Milieus und politischen Richtungen sein sollte.“ Mir ist wichtig zu betonen, dass, auch wenn jeder in seinem Handlungsfeld sein Bestes gibt, man die Verantwortung einer globalen Krise nicht auf Einzelpersonen übertragen kann. Es ist daher wichtig, dass wir uns vernetzen und gemeinsam Missstände und Lösungen aufzeigen und dass die Politik durch gezielte Maßnahmen und Regulierungen ein System schafft, das klimafreundliche Investitionen und Verhaltensweisen erleichtert – und das Gegenteil davon sanktioniert. Gletscherbegräbnis (c) Luca Jänichen Werde aktiv: Wer sich ehrenamtlich (etwa mit Klimaworkshops oder redaktioneller Mitarbeit) bei POW engagieren möchte, kann sich gerne bei meinem Kollegen Danilo unter danilo@protectourwinters.at melden. Interessierte Athlet:innen aus allen Outdoorsportsektoren wenden sich bitte an meine Kollegin Manuela, die unter manu@protectourwinters.at erreichbar ist. www.protectourwinters.at Instagram: @protectourwintersaustria
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