Anna Köhl und Simon Tumler sind Co-Founder von endlich. und haben vor knapp einem Jahr gegründet. Ziel ihrer Arbeit ist es, zirkuläre Transformation und Innovation durch Beratungs- und Bildungstätigkeit voranzutreiben. Während sich Anna bereits seit über zehn Jahren mit der Kreislaufwirtschaft auseinandersetzt liegt Simon’s Hintergrund vor allem in Innovationsmanagement und Design. Anna sucht gerne das Weite und ist am liebsten draußen unterwegs, während Simon seine Muße vor allem in Kunst und Musik findet. Beide haben sich während ihrer Zeit bei einer Innsbrucker Strategieberatung kennengelernt. „Man kann ein Problem nicht mit den gleichen Denkstrukturen lösen, die zu seiner Entstehung beigetragen haben.“ [Albert Einstein] Eine alte und oft zitierte Aussage von Albert Einstein – die aber aktueller ist als je zuvor. Die Menschheit steht vor einer der größten Transformationen der Geschichte: der Wandel unseres klima-, menschen- und wirtschaftsschädlichen linearen Systems zu einem alternativen, zukunftsfähigen und zirkulären Modell. Ziel: die Aufhaltung bzw. Umkehr des Klimawandels und des Biodiversitätsverlusts und somit die Sicherstellung unserer aller Lebensgrundlage. Extrem viel Fokus wird hierbei auf technologische Entwicklung gelegt – wie zum Beispiel E-Mobilität, Solar- und Windenergie und Kohlenstoffspeicherung. Diese Technologien werden dringend benötigt und bieten hohes Einsparungspotential – gleichzeitig wird aber die Rolle von hochwertiger Bildung sehr selten diskutiert. Dabei liegt hier der essenzielle Hebel für Verhaltensänderungen – die Grundlage für Systemänderung. Bildung ist wichtig, um eben neue Denkstrukturen zu entwickeln, wie von Albert Einstein gefordert, um neue Ansichten, Perspektiven, Verhalten und Praktiken zu etablieren und damit das „wicked problem“ Klimawandel zu lösen. Und die Wirkung von Bildung auf den CO2-Ausstoß ist enorm: Wenn sich nur 16 Prozent der Schüler:innen der Sekundarstufe in Ländern mit mittlerem und hohem Einkommen mit dem Klimawandel beschäftigen würden, könnten bis 2050 fast 19 Gigatonnen CO2 eingespart werden. Das entspricht der Reduktion von Emissionen von fast 80 Millionen Haushalten (Cordero et al. 2020) . Auf den ersten Blick mag es schwierig sein, die einzelnen Klimalektionen mit einer bedeutenden Verringerung der CO2-Emissionen in Verbindung zu bringen, aber Bildung führt zu effektiver Bewusstseinsbildung und messbaren Verhaltensänderungen – wie zum Beispiel dem Verzicht auf Autofahren und Flugreisen, oder die Veränderung von Konsum- und Essgewohnheiten. Und hierbei sind nur die Effekte der privaten Verhaltensänderungen erfasst – die ganz großen Hebel können wir durch unsere Entscheidungen im beruflichen Alltag betätigen. Diese Entscheidungen umfassen große Veränderungen wie neue Geschäftsmodelle, Designansätze und Regularien, auf Basis von systemischem und holistischem Denken. Aber auch kleine Entscheidungen wie die Umstellung auf Online-Meetings, die Möglichkeit zum Home-Office oder die Reduktion von Fleisch bei der Weihnachtsfeier etc. Etwas im Kleinkindalter zu erlernen ist einfach. So habe ich letztens mein zweijähriges Kind beobachtet, wie es zu einem anderen Kind gesagt hat: „Nein, Auto machen so nniiiinn (macht das Geräusch eines Elektroautos) und nicht so brruum (macht das Geräusch eines Verbrennungsmotors)“. Weil es für ihn klar ist, dass viele Autos so klingen. Für uns im Erwachsenenalter ist es nicht mehr so einfach etwas zu umzulernen – wir haben bereits vieles erlernt und abgespeichert. Wenn meine Eltern mit meinem Kind mit Autos spielen, machen sie das Geräusch eines Verbrennungsmotors (obwohl sie selbst E-Auto fahren) – das geht ganz automatisch und ist schwierig „umzulernen“. Die meisten von uns müssen erst noch viel „verlernen“. Wir haben uns daran gewöhnt, ohne zu fragen Einweg Take-Away Geschirr zu erhalten, öffentliche Verkehrsmittel nicht ausreichend zu nutzen, unüberlegt Flugreisen zu machen oder fast täglich Fleisch zu konsumieren. Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Produkte, die wir produzieren im aktuellen System nun mal Menschen und den Planeten ausbeuten. Dass Produkte eben irgendwann kaputt gehen MÜSSEN, um neue Produkte zu verkaufen und damit Gewinn und Wohlstand entstehen kann. Wir haben diese Verhaltensweisen nicht entwickelt, weil wir aktiv zum Klimawandel beitragen wollten, sondern weil sie Status-quo sind bzw. waren, weil wir gelernt haben, dass dies die Normalität ist. Und dass es jedenfalls noch jede Menge an Bildung braucht, um Denkmuster und Verhalten zu ändern zeigt eine Umfrage von Kearney. Diese hat 1500 Menschen befragt was ihrer Meinung nach die wichtigsten Verhaltensmaßnahmen zur Verringerung von CO2 sind – und stellt diese den Fakten gegenüber. Klar ersichtlich, dass bestimmte Bereiche dramatisch überschätzt werden, wobei größere Hebel wie Gebäudesanierungen und der Verzicht auf Fleisch unterschätzt werden (Bilstein und Rietmann 2020) . (Bilstein und Rietmann 2020, S. 8) Glücklicherweise wissen wir, dass wir durch Bildung einen Wandel herbeiführen können. Klimabildung für die nächste Generation bildet die Grundlage – und hierbei ist überall anzusetzen (Kinderspiele- und Bücher, neue Lehrpläne, Initiativen wie Frei-Day…). Es reicht jedoch nicht aus, einfach auf die neue Generation zu warten. Wandel muss jetzt passieren. Die Generation, die heute in Entscheidungspositionen sitzt, muss alte Muster verlernen und neue Erlernen! Als mein Geschäftspartner Simon Tumler und ich vor einigen Jahren selbst in Bildungskarenz waren, suchten wir beide – unabhängig voneinander – nach Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema Circular Economy. Leider war unsere Suche damals nicht erfolgreich. Für uns war klar, diese Lücke muss gefüllt werden. Das österreichische Bildungskarenzprogramm bildet eine super Chance, Personen, welche oft bereits in Entscheidungsrollen sind, neues Wissen zu vermitteln und somit Wandel anzustoßen. Aus dieser Idee ist der endlich. Circular Economy Pioneer entstanden. Ein 100% self-paced Online-Diplomlehrgang zum Thema Circular Economy. In 117 Lektionen entlang von 7 Modulen spannen wir einen tiefgreifenden Bogen von den Grundlagen des linearen Wirtschaftsmodells, über die Kernaspekte der Circular Economy bis hin zu spezifischen, anwendungsorientierten Design- und Geschäftsmodell- Strategien. Auch die neue Denkweise – systemisches Denken wird im Detail beleuchtet. Untermauert durch über 70 Fallbeispiele und über 100 Infografiken sind alle Inhalte u.a. als Hörbücher verfügbar. Der Lehrgang bietet Entscheider:innen einen strategischen Vorteil – mit dem Wissen der Zukunft die Entscheidungen von Heute richtig fällen. Wir freuen uns, dass es neben diesem Lehrgang mittlerweile auch noch weitere Angebote in Tirol und Österreich gibt und wir alle gemeinsam einen Teil zum Wandel der Denkweise und damit des Systems beisteuern dürfen. Du hast jetzt Lust bekommen dich mit den Konzepten der Circular Economy auseinanderzusetzen? Die perfekte Gelegenheit bietet sich schon am Do, 7. Dez. 2023 von 13:00 bis 15:00 beim Demo Day des CIRCO Tracks, einer Kooperation von endlich. und dem Impact Hub Tirol. [Autor:innen: Anna Köhl und Simon Tumler, Co-founders von endlich. Weitere Ressourcen zum Thema: Podcast: The Circular Economy Show der Ellen MacArthur Foundation Bücher: A wealth of Flows von Ken Webster Waste to Wealth: The Circular Economy Advantage von Peter Lacy und Jakob Rutqvist The Circular Economy – a users guide von Walter Stahel The Circular Economy Handbook: Realizing the Circular Advantage von Peter Lacy, Jessica Long und Wesley Spindler Thinking in Systems: a primer von Donella H. Meadows und Diana Wright
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