Das Klimavolksbegehren ist ein österreichweiter überpateilicher Verein, der durch die Einreichung eines Volksbegehren den österreichischen Nationalrat mit konkreten Anliegen zum Thema Klimaschutz beschäftigen will. Es kann noch bis ca. Mitte Februar auf allen Gemeindeämtern Österreichs unterzeichnet werden.

Hallo Emma. Frohes neues Jahr(-zehnt). Wie geht es dir? Bist du und das KVB gut ins neue Jahr gestartet?

Hallo Alex, dir auch ein schönes neues Jahr! Abgesehen davon, dass der Winter noch immer nicht so wirklich hier in Innsbruck ist, kann ich mich nicht beklagen. Und mit dieser neuen Regierung ist das KVB auch gut ins neue Jahr gestartet.

Unsere Leser*innen interessiert sicher auch ein wenig dein Background. Magst du uns kurz von dir erzählen?

Ich schließe derzeit mein Studium in den Wirtschaftswissenschaften an der Universität Innsbruck ab und schreibe meine Bachelorarbeit im Bereich der Umweltökonomik zum Thema „Environmental Kuznets Curve“. Ab Februar mache ich ein Praktikum in Brüssel bei der European University Foundation, eine NGO, die sich für Zugänglichkeit und Digitalisierung von Universitäten und Mobilität von Studierenden im europäischen Raum einsetzt. Privat bin ich lustig, kontaktfreudig und neugierig.

Das führt mich direkt zu meiner ersten Frage: Du bist ja Südtirolerin. Wie kommt es, dass du dich in Österreich für das KVB engagierst?

Ja stimmt – dass ich Südtirolerin bin – hatte ich gar nicht erwähnt. Es gibt tatsächlich auch in Italien etwas Ähnliches wie das Klimavolksbegehren: Eine „Proposta di legge su iniziativa popolare“, die sich „Figli Costituenti“ nennt. Man sammelt hierbei Unterschriften, damit intergenerationelle Gerechtigkeit, nachhaltige Entwicklung und der Schutz der Umwelt in die Verfassung aufgenommen werden. Leider bin ich aber kaum in Südtirol und es ist deshalb schwierig, mich für die Verbreitung dieses Gesetzesvorschlages einzusetzen. Anders ist es mit dem Klimavolksbegehren: Ich kann diesem als italienische Staatsbürgerin zwar meine Stimme nicht geben, dafür aber unter anderem durch Events und Infostände den Bekanntheitsgrad des KVB steigern. Was mich dabei besonders angesprochen hat, ist die Wahl des Volksbegehrens als Mittel zum Zweck. Diese stellte eine gute Ergänzung zu den zahlreichen anderen Formen der Umwelt-Bewegung, wie Fridays for Future und Extinction Rebellion, dar.

War dir der Klimawandel immer schon ein Anliegen? Wie hast du das erste Mal davon erfahren?

Das ist eine sehr interessante Frage. Wenn ich mich jetzt an einen konkreten Moment zu erinnern versuche, dann fällt mir mein Philosophie-Unterricht im Gymnasium ein. Mein damaliger Lehrer hat mit uns die Problematik besprochen, dass die Anreize im Jetzt fehlen, um etwas an der Zukunft, die uns (noch) nicht betrifft, zu verändern. So richtig bewusst ist mir der Bedarf zu handeln erst heuer durch die globale Klimabewegung geworden.

Emma Obermair ist Südtirolerin, studiert an der Uni Innsbruck Wirtschaftswissenschaften und engagiert sich in Österreich beim Klimavolksbegehren. Der Autor und sie kennen sich vom Europäischen Forum in Alpach.

Foto: © Oliver Thomas Hamedinger

Wenn du dir jetzt die Brände in Australien ansiehst und gleichzeitig weißt, dass mit den USA ein so großer Emittent von Treibhausgasen aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen ist, wirst du dann wütend oder bist du einfach ratlos?

Zwei Sachen: Erstens empfehle ich jedem wärmstens den New York Times Artikel von David Wallace-Wells (https://www.nytimes.com/2019/02/16/opinion/sunday/fear-panic-climate-change-warming.html) zu lesen. Dieser thematisiert genau das Gefühl der Wut, Angst und Ohnmacht in Bezug auf den Klimawandel.

Zweitens möchte ich hier indirekt meinen ehemaligen Professor Herrn Ohndorf zitieren, der vor kurzem gesagt hat, dass er nach all den Jahren, in denen er sich mit der Umweltproblematik befasst hat, jetzt, dank der weltweiten Bewegung, wieder Hoffnung hat.

Mit den Grünen haben es zu Beginn dieses Jahres ja zum ersten Mal eine Partei in die Regierung von Österreich geschafft, für die die Bekämpfung des Klimawandels ein, wenn nicht sogar DAS zentrale Thema ist. Wie stehst du dem gegenüber?

Ich freue mich natürlich für Österreich! Zudem empfinde ich die neue Koalition als positives Signal für andere Staaten auf der Welt.

Seht ihr als KVB auch die Forderungen von euch im Regierungsprogramm umgesetzt? Hättet ihr euch mehr erwartet?

Wir sind sehr stolz, als erstes Volksbegehren in der Unterstützungsphase genau dies erreicht zu haben: Einige unserer Forderungen finden sich jetzt schon im Regierungsprogramm. Was wir uns aber wünschen und auch fordern werden, sind Konkretisierungen von Maßnahmen und vor allem Zeitangaben.

Wie sieht die Einbindung des KVB in der Österreichischen Politik aus? Gibt es da Anknüpfungen zu Parteien? Steht ihr mit irgendwem im kontinuierlichen Austausch?

Das Klimavolksbegehren ist ein unabhängiger und überparteilicher Verein. Wir pflegen regen Austausch mit NGOs und Wissenschaftlern. Wir freuen uns natürlich darüber, wenn die politischen Parteien unsere Forderungen ernst nehmen und diese in die Tat umsetzen wollen.

Es gibt ja mit den Schüler*innen von FFF und allen anderen solidarischen Gruppen, die sich da rundherum gebildet haben eine zentrale Bewegung rund um das Thema Klimawandel. Wo ist die Rolle des KVB neben FFF und Extinction Rebellion?

Wir haben unseren Verein gegründet, um die einzige Möglichkeit zu nutzen, Forderungen direkt an die Politik bzw. an das Parlament zu adressieren. Wenn wir mindestens 100.000 Unterschriften für das Klimavolksbegehren von den Bürger*innen bekommen, werden unsere Forderungen im Nationalrat in einer Sitzung behandelt und diskutiert. Natürlich sehen wir uns auch deshalb als Brückenbauer zwischen der Politik und anderen Initiativen.

Wie schauen die nächsten Schritte des KVB aus? Wisst ihr schon wann ihr einreicht oder wie viele es schon unterschrieben haben?

Die nächsten Schritte werden sein, das Klimavolksbegehren bekannter zu machen. Ein paar Wochen lang gibt es noch die Möglichkeit, die Unterstützungserklärung zu unterzeichnen – danach reichen wir ein. Der Fokus wird dann darauf liegen, unsere Netzwerke in allen Bundesländer auszubauen. Hierbei ist es uns ein Anliegen, mehr Freiwillige für das Volksbegehren begeistern zu können, um dann drei Wochen vor der Eintragungswoche intensiv das Klimavolksbegehren durch verschiedenste Aktionen bekannter zu machen. Für uns zählen der Diskurs und die Verbreitung des Themas Klimaschutz, deshalb halten wir uns in der letzten Zeit bedeckt mit Zahlen. Aber bitte, geht’s noch fleißig unterschreiben und erzählt euren Freunden, Familien und Bekannten vom Klimavolksbegehren.

Liebe Emma, vielen lieben Dank für deine Zeit und wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg.

Auch dir ein großes Danke, Alex!

Edit: Das Interview wurde bereits in der zweiten Jännerwoche gemacht. Mittlerweile ist der Winter auch in Innsbruck angekommen. 😀